Die Errichtung des Glühlampenwerks von Siemens & Halske in Charlottenburg markiert den um 1900 sich vollziehenden Übergang von der frühen Wachstumsphase der Firma zur Periode des rasanten Aufstiegs zum Weltkonzern. Zugleich dokumentiert die Werksanlage die wichtige Geschichte der deutschen Glühlampenherstellung, die 1919 in der Gründung der Osram GmbH KG mündete und in der das Glühlampenwerk zum »Werk S« von Osram wurde.
Beschreibung
erbaut: 1898-1901 / 1906-11 (Erweiterungen)
Architekten: Martin de la Sauce / Karl Janisch
1898 begann der Bau des Glühlampenwerks in der Charlottenburger Helmholtzstraße, das Siemens & Halske nach Entwürfen von Martin de la Sauce errichten ließ. Bis 1901 entstand eine fünfgeschossige Hofanlage mit drei Innenhöfen. In mehreren Schritten wurde die Fabrikanlage 1906, 1908 bis 1909 und nochmals von 1909 bis 1911 erweitert, unter anderem um einen langgestreckten Flügel im Hofbereich. Für die architektonische Gestaltung war jetzt Karl Janisch verantwortlich.
An dem Fabrikbau lässt sich sehr gut die für die Berliner Industriearchitektur dieser Zeit charakteristische Entwicklung von der historisierenden Repräsentationsfassade zur klar strukturierten Pfeilerfassade ablesen.
Nach der Gründung der Osram GmbH KG durch die drei führenden deutschen Glühlampenhersteller, die Deutsche Gasglühlicht AG, die AEG sowie Siemens & Halske (S & H) im Jahre 1920 wurde die Fabrik zum Osram Werk S. Nach und nach wurden im Rahmen einer Spezialisierung der einzelnen Osram-Standorte im Werk S besondere Abteilungen untergebracht. 1925 wurde hier eine selbständige zentrale Prüfung eingerichtet, die aus sämtlichen Werken regelmäßig stichprobenartig Lampen entnahm und sie einer strengen Qualitätskontrolle unterzog. Auch Lampen fremder Hersteller wurden zu Vergleichszwecken untersucht.
1930 wurde im Werk S außerdem die Herstellung von Verpackungsmaterial konzentriert. Fabriziert wurde der gesamte Bedarf an Wellpappe, Faltschachteln und Kartonreflektoren.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Werk S durch zwei Nachtangriffe im November 1943 am schwersten von Zerstörungen betroffen. 1946 konnten die in Berlin verbliebenen Mitarbeiter ihre Arbeit im Werk S wieder aufnehmen. Innerhalb der folgenden drei Jahre übernahm das Osram Werk S zunehmend die Funktionen des im Ostberliner Bezirk Friedrichshain gelegenen Osram Werks D. 1949 wurde der Firmensitz der Osram GmbH KG in den Westen verlegt und die Verwaltung richtete sich im Werk S ein. Nachdem Berlin bereits seit den 1950er Jahren seine Stellung als zentraler Produktionsstandort von Osram eingebüßt hatte, wurden die früheren Werke nach und nach geschlossen. Das Werk S wurde 2004 stillgelegt und die Berliner Fertigung fortan in Spandau konzentriert.
Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Elektroindustrie; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik; Gebäudetechnik + Hausgeräte + SmartDevices; Lichttechnik und Beleuchtung
Stichworte: Siemens & Halske AG; Martin de la Sauce; Karl Janisch; Osram GmbH KG; Deutsche Gasglühlicht AG; AEG; Osram Werk S; Osram Werk D; Qualitätskontrolle; Berliner Industriearchitektur; Repräsentationsfassade; Pfeilerfassade
Quelle(n)
- Volker Rödel, Reclams Führer zu den Denkmalen der Industrie und Technik in Deutschland. Bd. 2. Neue Länder - Berlin, Stuttgart 1998
- Anneliese Burghart (u.a.): 100 Jahre Osram - Licht hat einen Namen, München 2006
- Landesdenkmalamt Berlin, Denkmalliste Berlin (Stand: 16.04.2013), Nr. 09040506