Energiequelle Wind und Solar mit Stromleitungen Konzept
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30.06.2025 Pressemitteilung

VDE ETG bündelt Fakten auf einen Blick: Status quo und Perspektiven für erneuerbare Energien

Wind, Wasser, Sonne und Biomasse/Biogas sollen im Zusammenspiel den Energiebedarf der Zukunft möglichst umfassend decken. Die VDE ETG hat Hintergrundpapiere zu allen vier Bereichen erstellt, die den aktuellen Stand und mögliche künftige Entwicklungen aufzeigen. „Auf dem Weg zu Entscheidungen braucht es einen realistischen Überblick über Herausforderungen und Potenziale – den wollen wir bieten“, so Dr.-Ing. Ralf Petri, Geschäftsführer VDE ETG.

(Frankfurt a. M, 30.06.2025) Welchen Anteil an der Stromerzeugung hat welche Energiequelle, und welche Funktion übernehmen sie heute und in Zukunft für die Stromversorgung in Deutschland? Diese und andere Fragen sind entscheidend, um eine fundierte Bewertung und Einordnung vorzunehmen. Die Energietechnische Gesellschaft im VDE (VDE ETG) möchte mit Hintergrundpapieren zu den vier zentralen erneuerbaren Energiequellen einen Beitrag zu einer sachlichen öffentlichen Debatte leisten und Entscheider mit relevanten Informationen versorgen. „Als unabhängige Institution mit tiefem technischen Verständnis können wir Entwicklungen wissenschaftlich einordnen und realistische Einschätzungen treffen“, so Petri.

Unterschätzte Wasserkraft: Potenzial auch bei Blackouts

Im Jahr 2024 hatte die Stromerzeugung aus Wasserkraft einen Anteil von knapp 8 Prozent an der Gesamtmenge erneuerbaren Stroms. Im Vorjahr reduzierte sie damit die nationalen CO2-Emissionen um 6,4 Prozent. Bei Wasserkraft gibt es deutlich geringere Schwankungen als bei Wind und Sonne und sie erreicht daher auch die höchste Verfügbarkeit im Vergleich zu den anderen Energieformen. „Im Falle eines Blackouts haben Wasserkraftwerke den Vorteil, dass sie in der Regel schwarzstartfähig sind, also nach dem Stromausfall von selbst wieder hochfahren können“, sagt Petri.

Stärkste Säule Windenergie: 27 Prozent des Bruttostromverbrauchs gedeckt 

Mit 27 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland hatte die Windenergie im Jahr 2024 einen Anteil von knapp über 50 Prozent an der erneuerbaren Stromerzeugung. An günstigen Standorten erreichen die Anlagen bis zu 3.500 Volllaststunden/Jahr an Land und bis zu 4.500 Volllaststunden/Jahr offshore. Beim Ausbau werden an Standorten mit hoher Windhöffigkeit Starkwindanlagen mit hoher Leistung installiert, während sich an Standorten mit geringer Windhöffigkeit sogenannte Schwachwindanlagen mit kleinerer Generatorleistung bei gleichem Rotordurchmesser anbieten. Bis 2045 liegen die Ausbauziele an Land bei bis zu 570 TWh, was durch das Wind-an-Land-Gesetz gestützt wird. Es verpflichtet seit 2023 die Bundesländer dazu, 1,8 bis 2,2 Prozent ihrer Fläche für Windenergie bereitzustellen. „Windenergie kann langfristig über 50 Prozent des gesamten Strombedarfs decken“, so Dr.-Ing. Martin Kleimaier, Leiter des ETG Fachbereichs V1 Erzeugung, Verbrauch und Speicherung im elektrischen Energieversorgungssystem. „Für eine stabile Versorgung sind Netzausbau und innovative Speicherlösungen entscheidend.“

Starker Zuwachs bei Photovoltaik: Leistung seit 2016 mehr als verdoppelt

Die Photovoltaik deckte in 2024 rund 14 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs und erreichte mit 72,2 TWh nach der Windkraft Platz zwei bei den erneuerbaren Energien. Die Volllaststunden liegen bei circa 920 bis 990 pro Jahr. Seit 2016 hat sich die PV-Leistung mehr als verdoppelt. Für die kommenden Jahre werden weiterhin hohe oder sogar steigende Zubauraten erwartet. Bis 2040 wird im Vergleich zu 2024 eine Vervierfachung der Gesamtleistung angestrebt, wobei der Ausbau mittelfristig eine höhere Flexibilität im Verbrauch sowie den Ausbau von Speicherkapazitäten erfordert. „Mit dem Rollout intelligenter Messsysteme, der eine netzorientierte Steuerung ermöglicht, sind wir auf dem richtigen Weg“, stellt Prof. Hendrik Lens, stellvertretender Leiter des ETG Fachbereichs V1, fest. „Im Sinne einer Langzeitspeicherung können Überschüsse aus der Photovoltaik auch zur Erzeugung von Wasserstoff mittels Elektrolyse genutzt werden, wenn dies wirtschaftlich darstellbar ist.“

Flexible Nutzung von Biogas: Bedarfsabhängige Verstromung als Ziel

Den größten energetischen Beitrag zur Stromerzeugung aus Biomasse leistet die Vergärung von Anbaubiomasse und Reststoffen. Insgesamt wurden 2023 in Deutschland 28,7 TWh Strom aus Biogas und etwa 3 TWh aus Biomethan erzeugt, womit sie einen Anteil von 6,1 Prozent an der Bruttostromerzeugung erreichen. Derzeit ist es noch üblich, Biogas-Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) mit annähernd konstanter Leistung zu fahren, also unabhängig von der eingespeisten Energie aus Wind und Sonne. Um in Zukunft einen systemorientierten flexiblen Betrieb zu ermöglichen, müssen Biogas-Speicher vorgehalten werden. Bei gleichem Biogasaufkommen kann dadurch die Leistung der KWK-Anlagen an einem Standort vervielfacht werden, wodurch diese einen nennenswerten Beitrag zu der dringend benötigten flexibel einsetzbaren Kraftwerksleistung liefern können. Petri erklärt: „Bei der Kapazität dieser Speicher sind Ruhe- und Betriebsreichweite mitzudenken. Die Ruhereichweite gibt an, wie lange Biogas ohne Betrieb des KWK – beispielsweise bei Überschuss von Strom aus Sonne und Wind – produziert und in den Speicher eingespeist werden kann. Dagegen zeigt die Betriebsreichweite auf, wie lange das KWK mit voller Leistung mit Biogas aus dem Speicher betrieben werden kann, um in einer Strom-Mangellage Spitzenlast bereitzustellen.“ Neben diesen Biogasspeichern sorgen die gespeicherten Biomasse-Vorräte und eine steuerbare Biogasproduktion für weiteres Flexibilitätspotential.

Mit den veröffentlichten Papieren möchte die VDE ETG fundierte Impulse für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien und eine faktenbasierte Diskussion liefern.

Die vier Hintergrundpapiere Windenergie, Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse/Biogas sind hier kostenlos als Download verfügbar.

Über die Energietechnische Gesellschaft im VDE (VDE ETG) 

Die Energietechnische Gesellschaft im VDE (VDE ETG) steht für die Entwicklung der Energiesysteme in Deutschland. Sie bündelt die Fachkompetenz von der Erzeugung, Speicherung, Übertragung und Verteilung bis hin zu den vielfältigen Anwendungsfeldern elektrischer Energie und relevanter Querschnittstechnologien. Eingebunden in das fachübergreifende Netzwerk des VDE, ist die ETG eine über die Grenzen hinaus anerkannte und wahrgenommene technisch-wissenschaftliche Vereinigung. Die ehrenamtlichen Expertinnen und Experten schaffen eine gemeinsame Plattform für den Wissensaustausch in Wissenschaft und Wirtschaft, tragen zur Beschleunigung der Energietransformation und zum Verständnis für nachhaltige Energietechnik in der Gesellschaft bei und zeigen Handlungsfelder für die Politik auf. Die ETG verbindet Menschen, Generationen, Start-ups und etablierte Institutionen, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft mit Leistung und Energie. 

Mehr Informationen unter www.vde.com/etg

Über den VDE

Der VDE, eine der größten Technologie-Organisationen Europas, steht seit mehr als 130 Jahren für Innovation und technologischen Fortschritt. Als einzige Organisation weltweit vereint der VDE dabei Wissenschaft, Standardisierung, Prüfung, Zertifizierung und Anwendungsberatung unter einem Dach. Das VDE Zeichen gilt seit mehr als 100 Jahren als Synonym für höchste Sicherheitsstandards und Verbraucherschutz. 

Wir setzen uns ein für die Forschungs- und Nachwuchsförderung und für das lebenslange Lernen mit Weiterbildungsangeboten „on the job“. Im VDE Netzwerk engagieren sich über 2.000 Mitarbeiter*innen an über 60 Standorten weltweit, mehr als 100.000 ehrenamtliche Expert*innen und rund 1.500 Unternehmen gestalten im Netzwerk VDE eine lebenswerte Zukunft: vernetzt, digital, elektrisch.  
Wir gestalten die e-diale Zukunft. 

Sitz des VDE (VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik e.V.) ist Frankfurt am Main. Mehr Informationen unter www.vde.com

Kontakt
Pressesprecherin
Jennifer Bounoua
Tel. +49 151 14600477
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15.02.2024 TOP

Die Energiewende ist eine Generationenaufgabe: Bis 2050 soll der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung auf mindestens 80 Prozent steigen. Das bringt nie dagewesene Herausforderungen mit sich – aber auch einzigartige Chancen. Die Normen und Standards, die der VDE entwickelt, sind dafür Wegbereiter. Sie spielen bei allen wichtigen Zukunftsthemen eine Rolle: vom Internet of Energy (IoE) bis zur Cyber Security, bei Power2X und E-Mobility, bei Microgrids und in Smart Markets.

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