Stromübertragungsmasten mit leuchtenden Drähten vor blauem Himmel
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30.07.2025 Pressemitteilung

VDE ETG: Komplexität im Stromnetz besser handhaben mit KI

Die Vielzahl an Erzeugungsanlagen und Verbrauchseinrichtungen macht die Überwachung und Steuerung des Stromnetzes durch die Netzleittechnik zu einer komplexen Aufgabe. In einem neuem Hintergrundpapier zeigt die VDE ETG auf, welches Potenzial Künstliche Intelligenz (KI) bei der Analyse und Bewertung von Daten in Echtzeit haben kann. Ein vierstufiges Implementierungsmodell kann dabei helfen, KI innerhalb regulatorischer Vorgaben sicher und transparent einzusetzen.

(Frankfurt a. M, 30.07.2025) Das Stromnetz ist ein dynamisches System mit Millionen Akteuren, in dem Einspeisung und Verbrauch gut aufeinander abgestimmt sein müssen. Daher kommt der Netzleittechnik eine zentrale Bedeutung zu, denn sie sorgt als Teil der kritischen Infrastruktur dafür, dass diese Abstimmung reibungslos erfolgt. In ihrem neuen Hintergrundpapier „Künstliche Intelligenz in der Netzleittechnik“ zeigt die Energietechnische Gesellschaft im VDE (VDE ETG) auf, welch zentrale Bedeutung KI-Systemen bei dieser Aufgabe zukommen kann. Sie können Unmengen an Daten erfassen, analysieren und Entscheidungshilfen bereitstellen – egal, ob es um die Prognose der Leistung aus Photovoltaikanlagen geht, den Stromverbrauch zu einer bestimmten Tageszeit oder um das Erkennen potenziell kritischer Zustände. „Künstliche Intelligenz erweitert den Werkzeugkasten für Entscheidungsträger“, stellt Dr. Ralf Petri, Geschäftsführer VDE ETG, fest. „Es geht nicht um einen Kontrollverlust, sondern darum, eine bessere Entscheidungsqualität zu erlangen und so den Netzbetrieb auch in Zukunft verantwortungsvoll zu gestalten.“

Künstliche Intelligenz ist im Netzbetrieb nicht neu 

Vor allem der Einsatz von KI in kritischen Infrastrukturen wird häufig hinterfragt. VDE ETG macht jedoch deutlich, dass es im Stromnetz bereits verschiedene Anwendungen gibt, in denen KI-Systeme zuverlässig arbeiten oder sich in Feldtests bewährt haben. So werden Last- und Einspeiseprognosen auf Basis von Wetter- und Kameradaten ermittelt. Ein anderes Beispiel sind Feldversuche im Rahmen des Verbundvorhabens GridAnalysis (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie), die aufzeigen, dass KI-basierte Zustandsschätzungen in Niederspannungsnetzen mit hoher Genauigkeit erfolgen können. Programme wie ChatGPT lassen sich in der Netzführung als Assistenzsysteme einsetzen. Durch die Integration in sogenannte Retrieval Augmented Generation (RAG)-Systeme sind sie dazu in der Lage, relevante Informationen aus internen Dokumenten, technischen Vorschriften oder externen Quellen auf Anfrage bereitzustellen. Auch können solche Lösungen relevante Informationen hervorheben und so Entscheidungsprozesse beschleunigen.

Vierstufiges Implementierungsmodell zum Einsatz von KI in der Netzleittechnik 

„Die Einführung von Künstlicher Intelligenz in der Netzleittechnik ist sensibel“, so Petri. „Es braucht klare Anforderungsprofile, eine überprüfbare Entwicklung, robuste Tests und einen kontrollierten Betrieb.“ Daher hat die VDE ETG ein vierstufiges Implementierungsmodell entwickelt, das sich an etablierten Prozessen wie dem Technischen Sicherheitsmanagement (TSM), dem Information Security Management System (ISMS, ISO/IEC 27001) oder der Softwareentwicklung entlang des V-Modells (ISO 26262-6) orientiert. Der regulatorische Rahmen für den Einsatz von KI ist der EU AI Act, dessen Vorgaben die VDE ETG im vorgeschlagenen Modell ebenfalls berücksichtigt. 

Die Autoren des Hintergrundpapiers weisen allerdings darauf hin, dass der Begriff KI-Systeme im AI Act sehr weit gefasst ist. Auch seien Spielräume in der Definition technischer Dokumentationen enthalten, die es Herstellern erschweren, der Dokumentationspflicht ordnungsgemäß nachzukommen. „Aus unserer Sicht müssen Regulierer, Hersteller und Betreiber im Dialog Klarheit schaffen. Wir brauchen eine technische Definition des KI-Begriffs, und es gilt, die Klassifizierung von Hochrisiko-Anwendungsfällen zu schärfen“, stellt Petri fest. „Je klarer die Vorgaben sind, desto einfacher wird es, ihre Einhaltung zu fordern und zu überwachen.“

Das Hintergrundpapier „Künstliche Intelligenz in der Netzleittechnik“ ist ab sofort kostenlos als Download verfügbar.

Über die Energietechnische Gesellschaft im VDE (VDE ETG) 

Die Energietechnische Gesellschaft im VDE (VDE ETG) steht für die Entwicklung der Energiesysteme in Deutschland. Sie bündelt die Fachkompetenz von der Erzeugung, Speicherung, Übertragung und Verteilung bis hin zu den vielfältigen Anwendungsfeldern elektrischer Energie und relevanter Querschnittstechnologien. Eingebunden in das fachübergreifende Netzwerk des VDE, ist die ETG eine über die Grenzen hinaus anerkannte und wahrgenommene technisch-wissenschaftliche Vereinigung. Die ehrenamtlichen Expertinnen und Experten schaffen eine gemeinsame Plattform für den Wissensaustausch in Wissenschaft und Wirtschaft, tragen zur Beschleunigung der Energietransformation und zum Verständnis für nachhaltige Energietechnik in der Gesellschaft bei und zeigen Handlungsfelder für die Politik auf. Die ETG verbindet Menschen, Generationen, Start-ups und etablierte Institutionen, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft mit Leistung und Energie. 

Mehr Informationen unter www.vde.com/etg

Über den VDE

Der VDE, eine der größten Technologie-Organisationen Europas, steht seit mehr als 130 Jahren für Innovation und technologischen Fortschritt. Als einzige Organisation weltweit vereint der VDE dabei Wissenschaft, Standardisierung, Prüfung, Zertifizierung und Anwendungsberatung unter einem Dach. Das VDE Zeichen gilt seit mehr als 100 Jahren als Synonym für höchste Sicherheitsstandards und Verbraucherschutz. 

Wir setzen uns ein für die Forschungs- und Nachwuchsförderung und für das lebenslange Lernen mit Weiterbildungsangeboten „on the job“. Im VDE Netzwerk engagieren sich über 2.000 Mitarbeiter*innen an über 60 Standorten weltweit, mehr als 100.000 ehrenamtliche Expert*innen und rund 1.500 Unternehmen gestalten im Netzwerk VDE eine lebenswerte Zukunft: vernetzt, digital, elektrisch.  
Wir gestalten die e-diale Zukunft. 

Sitz des VDE (VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik e.V.) ist Frankfurt am Main. Mehr Informationen unter www.vde.com

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15.02.2024 TOP

Die Energiewende ist eine Generationenaufgabe: Bis 2050 soll der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung auf mindestens 80 Prozent steigen. Das bringt nie dagewesene Herausforderungen mit sich – aber auch einzigartige Chancen. Die Normen und Standards, die der VDE entwickelt, sind dafür Wegbereiter. Sie spielen bei allen wichtigen Zukunftsthemen eine Rolle: vom Internet of Energy (IoE) bis zur Cyber Security, bei Power2X und E-Mobility, bei Microgrids und in Smart Markets.

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