Opel gehört seit 2017 zum PSA-Konzern. Was hat sich seitdem verändert?
Michael Lohscheller: Nahezu alles. Wir haben unser Unternehmen komplett neu aufgestellt. Kompass war dabei unser PACE!-Plan mit seinen drei übergeordneten Zielen: Opel wird nachhaltig profitabel, elektrisch und global. Bei allen diesen Zielen haben wir in den vergangenen drei Jahren signifikante Fortschritte gemacht und sind heute gut aufgestellt.
Wie ist der Turnaround von Opel gelungen?
Michael Lohscheller: Einen solchen Turnaround zu schaffen, ist eine Teamaufgabe. Wir haben bei Opel eine tolle Mannschaft, die die Herausforderung angenommen hat – auch wenn es nicht immer leicht war. So umfassende Veränderungen in einem großen Unternehmen vorzunehmen, geht nicht, ohne auch schwierige Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Und genau das ist einer der Gründe, warum unser Plan so gut funktioniert: Wir sind auch an die schwierigen Themen wie zum Beispiel unser Produktportfolio oder auch die Überkapazitäten rangegangen und haben Opel so zukunftsfähig aufgestellt.
Früher galt das Credo hoher Stückzahlen. Wie wichtig ist Ihnen diese Kennzahl heute noch?
Michael Lohscheller: Qualität geht vor Quantität! Natürlich wollen auch wir möglichst viele Autos verkaufen. Aber in keinem Fall um jeden Preis – weder zu Lasten der Marge, noch zu Lasten der CO2-Werte. Deshalb haben wir direkt nach der Integration in den PSA-Konzern begonnen, unser Produktportfolio zukunftsfähig aufzustellen. Dazu gehörte es auch, Modelle, die weder effizient noch in Sachen CO2 wettbewerbsfähig waren, aus dem Programm zu nehmen. Das hat natürlich unser Volumen belastet. Dennoch sind wir profitabel geblieben und den strengen europäischen CO2-Zielen Stück für Stück nähergekommen. Es nutzt nichts, mehr Autos zu verkaufen, damit aber nichts zu verdienen und am Ende sogar noch Strafen für nicht eingehaltene Emissionsziele zahlen zu müssen. CO2 ist quasi die neue Währung in der Automobilindustrie. Aber lassen Sie mich auch klar sagen: Wir haben beim Portfolio unsere Hausaufgaben gemacht und wollen auf dieser Basis nun auch wieder wachsen. Die richtigen Produkte dafür haben wir – beispielweise den Corsa oder unseren neuen Mokka. Und auch die jüngsten Absatzzahlen zeigen wieder in die richtige Richtung: So ist etwa der Corsa im Jahresverlauf der meistverkaufte Kleinwagen in Deutschland.
Die EU erlässt immer strengere Emissionsvorgaben. Wird Opel diese CO2-Ziele erreichen?
Michael Lohscheller: Klare Antwort: Ja, wir werden die Ziele für 2020 einhalten. Für uns gibt es keine Alternative, denn das ist auch unsere moralische Verpflichtung und gesellschaftliche Verantwortung. Moderner Ablasshandel in Form von hohen Strafzahlungen kann keine Alternative sein. Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Generation. Wir müssen Antworten liefern – und zwar jetzt und nicht irgendwann. Das sind wir der jüngeren Generation schuldig und das erwarten im Übrigen auch unsere Kunden von uns. Die Marke Opel ist übrigens auf einem sehr guten Weg, das belegen auch unabhängige Studien. Keine andere Marke hat in den vergangenen Monaten so große Fortschritte beim Thema CO2 gemacht wie Opel. Was die Zeit nach 2020 angeht, über die ja gerade öffentlich viel diskutiert wird, ist für uns als Automobilhersteller mit langen Vorlaufzeiten und hohem Investitionsbedarf ein verlässlicher Planungsrahmen sehr wichtig.
Welche Priorität haben alternative Antriebe im Opel-Portfolio, um die CO2-Ziele einzuhalten?
Michael Lohscheller: Die Elektrifizierung unseres Modellportfolios ist aktuell unsere Top-Priorität, denn E-Mobilität ist bei der Erreichung der CO2-Ziele absolut alternativlos. Im bisherigen Jahresverlauf haben wir bereits rund 24.000 elektrifizierte Fahrzeuge verkauft. Doch das ist erst der Anfang, denn schon im kommenden Jahr werden wir neun elektrifizierte Modelle im Angebot haben und damit alle wichtigen Marktsegmente abdecken – vom Kleinwagen über SUV bin hin zu allen unseren Nutzfahrzeugen. 2024 wird dann unser gesamtes Fahrzeugportfolio auch elektrifiziert verfügbar sein.