Beim Hochlauf der Elektromobilität werden noch einige Herausforderungen auf uns zukommen. Welche sind das Ihrer Meinung nach und wie sehen mögliche Lösungsansätze aus, um die E-Mobility ins Rollen zu bringen?
Thomas Volk: Die größte Herausforderung ist neben der reinen Technik das kundenfreundliche Bereitstellen von Ladeinfrastruktur. Kundenfreundlichkeit braucht es zum einen beim Zugang zur Ladeinfrastruktur, bei der Abrechnung und bei der Transparenz der Preise; zum anderen aber auch bei der Funktionalität der Ladesäulen an sich. Wir müssen Kundinnen und Kunden für die Ladeinfrastruktur begeistern und damit für die E-Mobilität gewinnen.
Inwiefern hat die Corona-Pandemie Auswirkungen auf den Aufbau der Ladeinfrastruktur oder die Nutzung der E-Mobilität in Hamburg?
Thomas Volk: Corona hatte auf den Roll-out der Ladeinfrastruktur in Hamburg keinen Einfluss: Wir bauen die öffentliche Ladeinfrastruktur wie geplant weiter aus. Bei der Nutzung hingegen sehen wir Auswirkungen der Corona-Pandemie: Die öffentliche Ladeinfrastruktur wurde weniger genutzt, aus dem einfachen Grund, weil es weniger Verkehrsaufkommen gab.
Vor einem Jahr – also vor Corona – deutet noch alles darauf hin, dass Sharing-Diensten und Co. die Zukunft im Bereich Mobility gehört. Wie schätzen Sie die künftigen Erfolgsaussichten ein?
Thomas Volk: Ich bin davon überzeugt, dass gerade Ride-Sharing-Diensten die Zukunft gehört. In Hamburg ist der Anbieter MOIA als Leuchtturm zu sehen, der sehr digital, nutzungsorientiert und nutzungsabhängig die Mobilität gestaltet. Auch der Hamburger ÖPNV ist ein Zukunftsmodell – nicht zuletzt jetzt, wo die Busflotte auf Elektromobilität umgestellt wird. Die elektrische Mobilität – allen voran U-Bahn und S-Bahn – genießen in Hamburg seit jeher eine hohe Akzeptanz. Und dann kommt in Hamburg noch die politische Lage hinzu: Im neuen Koalitionsvertrag ist vereinbart, dass viele städtische Bereiche vom Auto- und Individualverkehr befreit werden, um Platz für alternative Mobilitätsangebote zu schaffen.
Also dämpft Corona diese positive Entwicklung nicht?
Thomas Volk: Sicherlich gibt es derzeit noch eine gewisse Grundskepsis. Gerade Corona – und vielleicht auch die Angst vor einer Ansteckung – überlagert sicherlich noch Vieles. Natürlich haben der ÖPNV und Ride-Sharing-Dienste in Hamburg während der Pandemie gelitten: Die Auslastung war deutlich geringer. Aber das ist nur ein temporäres Phänomen. Wenn Deutschland und die Welt die Pandemie in den Griff bekommen, sieht das wieder anders aus. Ich glaube nicht, dass Corona langfristig neue Mobilitätskonzepte verhindert oder einschränken wird: Gerade in Metropolen und größeren Städten gehört dem ÖPNV und Ride-Sharing-Angeboten die Zukunft. Ich persönlich kenne viele Menschen in Hamburg, die jetzt schon auf ihr Auto verzichten: Sie brauchen es einfach nicht, weil sie mit den vorhandenen Mobilitätsangeboten ihre Mobilitätsbedürfnisse decken können.