VDE NRW Forum 2022
Zu Beginn der Veranstaltung wurden die Teilnehmer in kleinen Gruppen durch die Räumlichkeiten geführt und anschließend offiziell von Till Regenhardt, SB Territory Manager Central & West Germany, begrüßt. Die darauf folgende Vortragsreihe eröffnete Markus Will, Technical Solutions Architect – IoT bei Cisco, mit dem Thema „Smart Building – automatisiert und sicher“.
Gebäude sind längst keine zweckgebundenen physischen Strukturen mehr, sondern programmierbare Anwendungen, die in der Lage sind, sich schnell an neue Anforderungen anzupassen. Voraussetzung hierfür ist, dass alle erforderlichen Komponenten digital verbunden sind und damit per Software für veränderte Anforderungen angepasst werden können. Um die Rückkehr der Mitarbeitenden an den Unternehmensstandort zu gewährleisten, muss deren Sicherheit oberstes Gebot haben. Durch Technologien wie Cisco DNA (Digital Network Architecture) Spaces, die gegebene Wireless und Collaboration Lösungen als Sensorik verwendet, werden Anwendungen wie zum Beispiel Asset Management, Umgebungsüberwachung, Belegung von Büroräumlichkeiten ermöglicht. Die Arbeitsweise wird zukünftig hybrid stattfinden, d. h. bei Meetings werden Teammitglieder per Video zugeschaltet. Die Versorgung mit nachhaltiger Energie und auch die Reduktion des Energieverbrauchs zum Erreichen der Netto-Null-Emission machen Nachrüstungen und Designkonzepte für die Bürogebäude erforderlich.
Den zweiten Vortrag mit dem Thema „Arbeitswelt im Wandel – Smart Workspace“ hielt Michael Zgoll, Geschäftsführer der zgoll: GmbH.
Pandemie bedingt befindet sich die Arbeitswelt in einem drastischen Wandel. Die Arbeitsweise, wie und wo, hat sich nachhaltig verändert.
War Homeoffice vor der Pandemie eher die Ausnahme, ist es heute aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Unternehmen, die eine Rückkehr ihrer Mitarbeitenden in die einstigen Büros wünschen, müssen sich auf deren veränderte Erwartungshaltung einstellen. Der Ort der täglichen Arbeit ist nicht nur das Büro oder das Homeoffice, sondern kann von den Mitarbeitenden individuell und im Bereich der aktuellen Aufgaben gewählt werden. Dynamische Arbeitsflächen und Begegnungsstätten sowie Kreativbereiche, die sich für interaktives und gemeinsames Arbeiten eignen, müssen vom Unternehmen bereitgestellt werden. Und welche Möglichkeiten neue innovativ ausgestattete Büroräumlichkeiten liefern können, konnte Herr Zgoll mit einer Fahrt seines firmeneigenen Roboters durch die Demonstrationsräume der zgoll: GmbH in Korschenbroich eindrucksvoll untermalen.
Im dritten und letzten Vortrag auf diesem Forum referierte Prof. Dr. Stefan Diestel von der Universität Wuppertal zum Thema „Arbeits-/Wirtschaftspsychologie“. Die Agenda seiner Präsentation umfasste drei
Punkte:
1) Der Janus-Kopf von Homeoffice, Flexibilität undRemoteWork:
Die Digitalisierung ist der Januskopf einer Unternehmenskultur. Auf der einen Seite bietet sie beachtliche Chancen, wie zum Beispiel Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeit und -ort, andererseits aber auch Gefahrenpotenziale wie akute Erschöpfungszustände, niedrige intrinsische Motivation sowie passive Beteiligung an Meetings und geringe kommunikative Initiative.
2) DieRollederFührunginZeiten derPandemieundvonNewWork:
Der ausgewogene, vertrauensvolle und persönliche Austausch zwischen Mitarbeiter und Führungskraft hat bei häufigem mobilem Arbeiten positive Einflüsse auf Motivation und Leistung der Mitarbeiter.
3) Erreichbarkeit,psychischeGesundheitundMotivation:
So nutzen zum Beispiel mehr als die Hälfte der Berufstätigen ihr Smartphone außerhalb der Arbeitszeit für berufliche Angelegenheiten.
Die Auswirkungen der Erreichbarkeit über mobile Endgeräte außerhalb der Arbeitsweise sind nicht zu unterschätzen. Sie reichen von kurzfristigen Wirkungen wie Schlafstörungen, Erschöpfungszustände und Motivationsdefizite bis zu Langzeitwirkungen wie Burnout, Konflikte in Familie und Partnerschaft sowie Wechselabsichten und abnehmende Einsatzbereitschaft und Identifikation.
Die anschließende Podiumsdiskussion mit reger Beteiligung der Teilnehmer wurde – wie immer – kompetent
und leidenschaftlich von unserem VDE NRW Sprecher Ralf Berker geleitet.
Eine der wichtigen Aussagen war, dass Mitarbeiter und Führungskräfte die Anforderungen durch das New Work ganz unterschiedlich beurteilen und differenziert damit umgehen. Es geht bei New Work nicht nur um eine neue veränderte Arbeitswelt, sondern auch um einen derzeitigen und zukünftigen Führungsstil. Die vorgestellte Technik kann bei intelligentem Einsatz durch die Unternehmen bzw. deren Führungskräfte Home Office und Bürowelt effektiver vernetzen und die Führung auf Distanz vereinfachen.
Bei der abschließend von Ralf Berker geforderten Prognose in 10 Jahren lag nach Schätzung der Referenten der Home-Office-Anteil zwischen 50 und 80 Prozent.
Der „kleine Imbiss“, der die interessante Veranstaltung abrundete, wurde von allen Teilnehmern zu einem ausgiebigen Networking genutzt.
SIEGBERT KMETZ