Ralf Berger, VDE Ost-Mitte
13.11.2025

VDE Exkursion zur Siemensbahn

Ein Blick in die Vergangenheit und in die nahe Zukunft

Kontakt
Ralf Berger

Historie

Ralf Berger, VDE Ost-Mitte

Sie soll demnächst wieder fahren – die Berliner S-Bahn – auf der Hochbahnstrecke zwischen Jungfernheide und Gartenfeld. Ursprünglich gebaut für die verkehrstechnische Anbindung des Industriegebietes der Firma Siemens & Halske nahm die 4,5 km lange Strecke 1929 von der Station Jungfernheide an der Ringbahn im Nordwesten von Berlin zur Station Gartenfeld ihren Regelbetrieb auf. Die Bauzeit betrug nur ganze zwei Jahre. Gedacht war diese S-Bahnstrecke zur Erschließung der großen Produktionsstandorte in der Siemensstadt. Die seit 1905 bestehende Verkehrsanbindung über den Haltepunkt Fürstenbrunn an der Hamburger und Lehrter Bahn erfüllte aufgrund der Lage zu den Produktionsstätten nicht die Erwartungen – die Entfernung war einfach zu groß. In Betrieb hielt die Strecke die Deutsche Reichsbahn bis zum Herbst 1980. Dann war plötzlich Schluss! Reisende konnten aber auf die U-Bahn mit den neuen, ca. 300 m südlich gelegenen Stationen Siemensdamm und Rohrdamm (jetzt U7) ausweichen. Die Siemensbahn brauchte offensichtlich keiner mehrSie soll demnächst wieder fahren – die Berliner S-Bahn – auf der Hochbahnstrecke zwischen Jungfernheide und Gartenfeld. Ursprünglich gebaut für die verkehrstechnische Anbindung des Industriegebietes der Firma Siemens & Halske nahm die 4,5 km lange Strecke 1929 von der Station Jungfernheide an der Ringbahn im Nordwesten von Berlin zur Station Gartenfeld ihren Regelbetrieb auf. Die Bauzeit betrug nur ganze zwei Jahre. Gedacht war diese S-Bahnstrecke zur Erschließung der großen Produktionsstandorte in der Siemensstadt. Die seit 1905 bestehende Verkehrsanbindung über den Haltepunkt Fürstenbrunn an der Hamburger und Lehrter Bahn erfüllte aufgrund der Lage zu den Produktionsstätten nicht die Erwartungen – die Entfernung war einfach zu groß. In Betrieb hielt die Strecke die Deutsche Reichsbahn bis zum Herbst 1980. Dann war plötzlich Schluss! Reisende konnten aber auf die U-Bahn mit den neuen, ca. 300 m südlich gelegenen Stationen Siemensdamm und Rohrdamm (jetzt U7) ausweichen. Die Siemensbahn brauchte offensichtlich keiner mehr.

Streckenbegehung

Ralf Berger, VDE Ost-Mitte

Am 14.10.2025 exakt um 14:00 Uhr erwartete uns Herr Thomas Rüffer, Projektleiter DB Infra GO AG, an der Querung Rohrdamm zur Streckenbegehung und Besichtigung der ehemaligen S-Bahnstationen Siemensstadt und Wernerwerk. Ausgerüstet mit einer leistungsstarken XXL-Taschenlampe führte uns der Exkursionsleiter in einen der beiden Aufgänge der Station Siemensstadt. Es schlug uns der Geruch alten Mauerwerks, von Müll- und Schuttbergen und der Zeitgeschichte entgegen. Im ersten Moment wähnten wir uns in einer Zeitkapsel. Anschaulich schilderte Herr Rüffer die ehemalige Betriebsamkeit in dieser Station und verwies auch auf das noch sichtbare Fundament des hölzernen Fahrkartenkontrollhäuschens und die orangefarbenen Fliesen, alles Originale aus den späten Zwanzigern. „Das Holzhäuschen bzw. Teile davon, sind irgendwo eingelagert und werden wieder aufgestellt“, so erfuhren wir. Dann ging es über die Treppe zu den beiden Bahnsteigen. Dabei mussten wir eine provisorische, aber sehr stabil wirkende Tür passieren. Diese ließ sich selbst mit dem passenden Schlüssel schwer öffnen. Auf dem Bahnsteig angekommen erfuhren wir Details zum Vorhaben: Auf der angrenzenden großen Baustelle hier in Spandau wird ein neues, modernes Stadtquartier errichtet. Die ersten Konturen aus frisch gegossenem Beton sind schon sichtbar. An diesem Innovationsstandort sollen rund 3000 Wohnungen, mehrere Kitas, eine Schule sowie Büro- und Gewerbeflächen entstehen. Der Anspruch der Planer ist, so wenig wie möglich Individualverkehr in der Wohnbebauung zuzulassen. Um eine hohe Attraktivität dieses Projektes zu gewährleisten, wird die Reaktivierung der Siemensbahn im Rahmen eines Investitionsprogramms der Länder Berlin und Brandenburg für eine bessere Schieneninfrastruktur in der Hauptstadtregion gefördert. Da passt alles zueinander.

Ralf Berger, VDE Ost-Mitte

Sie wird wieder fahren! Schon bald, 2029.
Ein Neustart nach 100 Jahren.
Unter dem Motto „Zurück am Ring“ wird diese historische S-Bahnstrecke reaktiviert. Hierzu wurde eine Projekt-Allianz – ein Partnerschaftsmodell – gegründet. Mit dieser Projektorganisation soll der enge Zeitplan umgesetzt und eventuelle Reiberein im Projektablauf vermieden werden. Planende und ausführende Unternehmen arbeiten frühzeitig im Projekt zusammen und kennen sich. Es gibt schon mehrere Großprojekte bei der Bahn, die diese Organisationsform erfolgreich nutzen. So wird das ICE-Werk in Cottbus nach dieser Methode realisiert und dies mit vielen positive Rückmeldungen der Beteiligten. 

Ralf Berger, VDE Ost-Mitte

Auf und an der historischen Strecke gibt viel zu tun.

Hier ein Auszug der langen Liste:

  • Neuverlegung von 15 km Gleis
  • Einbau von ca. 70 Weichen
  • Errichtung eines neuen Bahnsteigs in der Station Jungfernheide für die Siemensbahn

Blick in den Aufgangsbereich Station Wernerwerk

| Ralf Berger, VDE OSt-Mitte
  • neue Signaltechnik
  • Neuerrichtung von drei Stromversorgungsanlagen
  • Installierung der Bahnstromschienen entlang der Gleisanlagen (DC, 750 V)
  • weitgehende Rekonstruktion der baulichen Anlagen unter Beachtung des Denkmalschutzes
  • Sanierung von 30 Brückenbauwerken inklusive des Hochbahnviaduktes zwischen Spree und Popitzweg,sowie Neuerrichtung der Spreequerung
  • im Anschlussbereich der Station Wernerwerk wird die Betonauflage gewechselt

Alles in allem eine anspruchsvolle Aufgabe. Die gesamte Anlage steht als Ensemble unter Denkmalschutz. Hier sind enge Abstimmungen mit der Berliner Denkmalschutzbehörde unerlässlich. Mit der geplanten Inbetriebnahme haben wir eine moderne, zeitgemäße S-Bahn-Anbindung mit 10-Minuten-Taktung und max. 80 km/h Fahrgeschwindigkeit in Teilbereichen auf dieser Strecke. Mit einmal Umsteigen gelangt man in weniger als 45 min zum Flughafen Berlin Brandenburg BER. Selbstverständlich werden alle Umbauten barrierefrei vorgenommen. Momentan ist von den bevorstehenden Arbeiten noch nicht viel zu sehen. Aber wer genau hinschaut, sieht schon die Probebohrungen für die Zustandsbewertung im Beton und die Farbvariantentafel für das neue Beschichtungssystem der Hochbahnstrecke an einem Stahlträger unweit der Station Wernerwerk. Mitte 2026 werden die Arbeiten vor Ort starten.  

Einen lieben Dank an den Organisator, Herrn Wilfried Schwirkslies, für die Organisation dieser Exkursion und
Herrn Thomas Rüffer für die fachkundige und kurzweilige Führung entlang der Strecke zwischen Siemensstadt und Wernerwerk.