Als der nun abgelöste Vorstand seine Amtsperiode am Anfang des Jahres 2011 antrat, hat er sich eine Reihe von Schwerpunktfeldern gewählt. Als erstes sollte die Position der ETG als Ansprechpartner für Politik und Gesellschaft zu energietechnischen Themen weiter ausgebaut werden – mit dieser Priorisierung haben wir auch dem starken Interesse der ETG-Mitglieder daran Rechnung getragen, dass die ETG sich einmischt und zu Wort meldet. Wir haben in den zurückliegenden drei Jahren 8 weitere Studien zu den aktuellen energiepolitischen und –technischen Fragen vorgestellt und stellen immer wieder fest, dass wir von den verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen in Anspruch genommen und zitiert werden. Acht substanzielle Studien, die nahezu ausschließlich auf ehrenamtlichen Engagement beruhen, sind eine stolze Leistung, für die ich an dieser Stelle auch einmal allen Mitwirkenden im Namen aller Mitglieder danken möchte. In den Vorstandszielen stand für die laufende Wahlperiode aber auch, dass wir auch in Europa stärker wahrgenommen werden wollen. Erste Schritte dazu sind vollzogen ‑ die ETG hat maßgeblich zur EUREL-Studie „ Electrical Power Vision 2040“ unter Leitung meines Vorgängers, Herrn Prof. Schröppel, beigetragen, und es wird eine Folgestudie geben (siehe Beitrag I3) . Auch die Zusammenarbeit mit den Schwestergesellschaften der ETG in Österreich und der Schweiz ist gut etabliert. Aber im Vergleich zur inländischen Position der ETG können wir in Europa sicher noch weiter zulegen. Insofern hoffe ich, dass der neue Vorstand dies im Auge behält – man könnte beispielsweise die D-A-CH-Zusammenarbeit auf weitere Länder ausdehnen.
Mit der zunehmend intensiven energiepolitischen Diskussion in Deutschland und den häufigeren Stellungnahmen der ETG haben wir allerdings auch lernen müssen, dass die logische Konsequenz von externer Positionierung eines Verbandes mit breiter Mitgliedschaft eine intensivere interne Diskussion ist. Die Leser der Mitgliederinformationen haben es im Leserforum gesehen, wir haben es aber auch beim Abschluss der einen oder anderen Studie bemerkt. Die Lehre daraus ist, dass sowohl die interne Diskussion als auch die Abstimmung von Aussagen aufwendiger und vielleicht an der einen oder anderen Stelle auch etwas formaler werden – je pointierter Positionen werden sollen, desto eher trifft dies zu. Dies ist sicherlich ein Thema, dem sich der neue Vorstand weiterhin wird widmen müssen.
Das zweite Schwerpunktthema war die Weiterentwicklung der ETG als Netzwerk kompetenter Mitglieder. Während wir uns in der Periode 2008-2010 neben der institutionalisierten Arbeit in den Fachbereichen vor allem um die Zusammenarbeit mit dem im Young Net organisierten Studenten gekümmert hatten, lag unser Fokus diesmal auf der Gruppe der Young Professionals – einer Gruppe innerhalb unserer Mitgliedschaft, die bisher sehr wenig Berührungspunkte mit den Fachgesellschaften hatte, da die Berufung in die Fachbereiche normalerweise Berufserfahrung voraussetzt. Wir konnten hier auf eine Gruppe von Berufsanfängern bauen, die schon als Studenten intensiv mit uns zusammengearbeitet hatte und die glücklicherweise nicht den leider nicht unüblichen Weg einschlagen wollten, aus dem fehlenden Angebot des VDE für ihre Altersgruppe zu folgern, das man sich dann halt erst einmal mehr ums berufliche Fortkommen und weniger um den VDE kümmert. Sichtbare Ergebnisse dieser Zusammenarbeit sind spezielle Veranstaltungen für Berufsanfänger im Umfeld der VDE- und ETG-Kongresse oder die Mitwirkung von Young Professionals an unseren Studien – und im Hintergrund gibt es noch mehr.
Eine der Stärken des VDE ist seine Breite sowohl fachlich als auch über die zeitliche Entwicklung von Themen, beginnend mit der wissenschaftlich ausgerichteten Arbeit in den Fachgesellschaften und fortgesetzt in der anwendungsorientierten Normungsarbeit in der DKE oder der Erarbeitung von Richtlinien im FNN. Diese Stärke kommt allerdings nur zum Tragen, wenn die verschiedenen Bereiche auch regelmäßig zusammenarbeiten. Deshalb hatten wir uns vorgenommen, die DKE systematischer als bisher in unsere Arbeit, vor allem unsere Konferenzen und Seminare einzubinden. Rückblickend müssen wir wohl feststellen, dass wir an dieser Stelle nicht viel weiter gekommen sind. Anders sieht es dagegen bei der Zusammenarbeit mit der ITG aus – im Prinzip dasselbe Thema, nur eben in Richtung thematischer Breite.
Zuletzt – nicht, weil das eine Rangfolge darstellt, sondern mehr, weil es als eine Art „offener Merkpunkt“ gemeint war ‑ wollten den Nutzen unserer Fachgesellschaft für ihre Mitglieder laufend reflektieren und weiterentwickeln. Nun kann man sicher fragen, woran man das messen soll. Die laufende Diskussion, beispielsweise hier in den Mitgliederinformationen, aber auch in dem inzwischen zum sechsten Mal durchgeführten jährlichen Workshop mit Bezirksvereinen und Landesvertretungen und in der in den letzten Jahre erfreulich gut besuchten und sehr lebendigen Mitgliederversammlung gehören sicherlich dazu. In diesem Sinne seien der neue Vorstand und Sie, liebe Mitglieder, ausdrücklich ermuntert, diesen Arbeitsschwerpunkt weiter auszugestalten.
Zusammenfassend kann man sicher sagen, dass die Ziele der zurückliegenden Vorstandsperiode überwiegend erreicht wurden. Das breite Interesse der Mitglieder an Mitwirkung in Fachbereichen und Studien und an den Ergebnissen unserer Arbeit und die externen Kontakten immer wieder spürbare Anerkennung der ETG bestätigen dies. Dennoch gibt es erkennbare Themen, die auch in Zukunft besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Dazu gehören die weitere Internationalisierung, die Intensivierung der Zusammenarbeit mit anderen Bereichen des VDE und die weitere Ausgestaltung der Zusammenarbeit mit den Young Professionals.
Prof. Dr.-Ing. Jochen Kreusel, ABB AG, Vorsitzender der ETG (Bis 31.12.2013)