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2012 Norbert Gilson
19.05.2021

TH Karlsruhe (Elektrotechnisches Institut)

Irene-Rosenberg-Straße, 76131 Karlsruhe 

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Das für das Elektrotechnische Institut der Technischen Hochschule Karlsruhe in den 1890er Jahren errichtete Gebäude dokumentiert die Einführung und frühe Entwicklung des Fachgebiets Elektrotechnik in Karlsruhe.

Beschreibung


erbaut: 1896-98
Planung und Konzeption: Engelbert Arnold

Die Elektrotechnik wurde an der damaligen Polytechnischen Hochschule Karlsruhe als neues Fachgebiet zum Sommersemester 1892 eingeführt, als der Physiker August Schleiermacher, ein Schüler von Heinrich Hertz, eine außerordentliche Professur für »Elektrotechnik« antrat. Im Juli 1896 wurde Schleiermacher zum ordentlichen Professor für »Theoretische Physik« ernannt. Aus dieser Professur entstand nach der Emeritierung Schleiermachers 1926 der Lehrstuhl für »Theoretische Elektrotechnik«. In den ersten beiden Jahren seiner außerordentlichen Professur lehrte Schleiermacher die Gebiete »Elektrische Kraftübertragung« sowie »Anlage von Centralstationen und Berechnung von Leitungsnetzen für Gleichstrom«. Ab 1894 verlegte er seinen Schwerpunkt auf »Grundlagen der Elektrotechnik und Meßkunde« und auf »Mathematische und Theoretische Elektrizitätslehre«.

Die veränderte Schwerpunktsetzung in der Tätigkeit von Schleiermacher hing damit zusammen, dass 1894 Engelbert Arnold als Professor für »Elektrotechnik« an die Großherzogliche Technische Hochschule zu Karlsruhe berufen wurde. Arnold hatte nach dem Studium des Maschinenbaus am Eidgenössischen Polytechnikum Zürich in verschiedenen Stellungen als Konstruktionsingenieur und Assistent gearbeitet, bevor er 1891 eine Stellung an der Maschinenfabrik Oerlikon angenommen hatte. Seiner Ausbildung und praktischen Erfahrung entsprechend, legte er den Schwerpunkt seiner Arbeiten auf die Konstruktion elektrischer Maschinen.

Mit der Berufung von Engelbert Arnold wurde an der TH Karlsruhe eine eigenständige »Abteilung für Elektrotechnik« geschaffen, zu der auch der Lehrstuhl von Schleiermacher gehörte. Nach seiner Berufung ergriff Arnold die Initiative, für das neue »Elektrotechnische Institut« ein eigenes Gebäude erstellen zu lassen. Nachdem der Landtag die geforderten Mittel bewilligt hatte, konnte der Bau 1896 beginnen und das von Arnold großzügig geplante Gebäude im Mai 1898 eingeweiht werden.

Engelbert Arnold starb 1911 im Alter von 55 Jahren. Sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl und als Leiter des »Elektrotechnischen Instituts« wurde im Oktober 1912 Rudolf Richter, ein ausgewiesener Fachmann des Elektromaschinenbaus, der durch sein mehrbändiges Standardwerk „Elektrische Maschinen” in Fachkreisen weltweit bekannt wurde. Gleichzeitig mit Richter wurde Anton Schwaiger, der Assistent von Engelbert Arnold, auf eine außerordentliche Professur berufen und vertrat nun das Gebiet der »Hochspannungstechnik«. 1922 wurde seine außerordentliche in eine ordentliche Professur umgewandelt. Nachdem Schwaiger 1923 einen Ruf an die Technische Hochschule München angenommen hatte, trat Hans Thoma 1924 seine Nachfolge auf der Professur für »Hochspannungstechnik« an. In den Jahren 1930 bis 1932 wurde für diesen Lehrstuhl ein eigenes Gebäude errichtet.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Fachgebiet der Elektrotechnik an der TH Karlsruhe komplettiert durch die Errichtung eines ordentlichen Lehrstuhls für »Lichttechnik«, auf den im Oktober 1919 Joachim Teichmüller berufen wurde. Bis 1956 blieb diese Ausstattung der Elektrotechnik mit drei Lehrstühlen gleich. Im September 1944 erhielt das Gebäude des »Elektrotechnischen Instituts« bei einem Luftangriff einen Bombentreffer und brannte bis zum Kellergeschoss aus. Bis März 1950 konnte das Gebäude wieder aufgebaut werden und zeigt heute noch im Wesentlichen sein Erscheinungsbild aus der Bauzeit.

Informationsstand: 28.03.2017
Schlagworte: Elektrotechnik; Studium, Beruf, Gesellschaft; Studium
Stichworte: Engelbert Arnold; Elektrotechnik; Polytechnische Hochschule Karlsruhe; August Schleiermacher; Heinrich Hertz; Theoretische Physik; Theoretische Elektrotechnik; Elektrische Kraftübertragung; Anlage von Centralstationen; Berechnung von Leitungsnetzen; Gleichstrom; Grundlagen der Elektrotechnik; Messkunde; Mathematische Elektrizitätslehre; Theoretische Elektrizitätslehre; Großherzogliche Technische Hochschule zu Karlsruhe; Eidgenössisches Polytechnikum Zürich; Maschinenfabrik Oerlikon; Konstruktion elektrischer Maschinen; Technische Hochschule Karlsruhe; TH Karlsruhe; Abteilung für Elektrotechnik; Elektrotechnisches Institut; Rudolf Richter; Elektromaschinenbau; Anton Schwaiger; Hochspannungstechnik; Technische Hochschule München; Hans Thoma; Erster Weltkrieg; Lichttechnik; Joachim Teichmüller; Zweiter Weltkrieg; Luftangriff

 
Quelle(n)

  • Friedrich Raab [Red.], Die Technische Hochschule Fridericiana Karlsruhe. Festschrift zur 125-Jahrfeier, Karlsruhe 1950
  • Rektor und Senat der Universität Karlsruhe (TH) (Hrsg.), 100 Jahre Elektrotechnik an der Universität Karlsruhe (TH), (Fridericiana. Zeitschrift der Universität Karlsruhe (TH), Heft 52), Karlsruhe 1996
  • Kurt Jäger / Friedrich Heilbronner, Lexikon der Elektrotechniker, 2. Aufl., Berlin / Offenbach 2010 

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