Transformatorenstation Winterstettendorf_03
2016 Norbert Gilson
19.12.2022

Transformatorenstation Winterstettendorf

Wildes Ried, 88456 Ingoldingen

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik

Die gegen Ende des Ersten Weltkriegs errichtete Transformatorenstation (Turmstation) dokumentiert die starke Zunahme der Elektrifizierung während des Krieges, insbesondere in den ländlichen Regionen, auch um dem Arbeitskräftemangel durch den verstärkten Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen zu begegnen, die in der Regel über Transmission von einem Elektromotor angetrieben wurden.

Beschreibung

erbaut: 1918
Bauherr: Bezirksverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW)

Der Unternehmer aus dem badischen Konstanz, Kommerzienrat Wilhelm Stiegeler, erwarb mitten im Ersten Weltkrieg im „Wilden Ried" bei Winterstettendorf (heute Gemeinde Ingoldingen, Landkreis Biberach) ein stillgelegtes Torfwerk, um es zu reaktivieren. Hintergrund war die seit 1916 zunehmende Brennstoffknappheit. 1917 konnte der Torfabbau wieder in Betrieb genommen werden.

Stiegeler drängte auf einen Anschluss an das 15-kV-Hochspannungsnetz der 1914 gegründeten  Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW), die eine umfassende Elektrizitätsversorgung Oberschwabens anstrebten, nachdem die Stromerzeugung bis dahin überwiegend in den Händen kleiner, oft privater Kraftwerke gelegen hatte. Um den Bau der Station zu beschleunigen, finanzierte Stiegeler ihren Bau aus privaten Mitteln. Die Umspannstation vom OEW-Typ »Am« ging 1918 in Betrieb. Sie wandelte den mit 15 kV Spannung ankommenden Strom zwecks Verteilung in Niederspannung von 380 / 400 V um.

Das Werk blieb bis 1930 in Betrieb und lieferte dann in der Zeit der großen Brennmittelknappheit nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal von 1946 bis 1952 Torf, vor allem für die Versorgung von Biberach. Anschließend wurde die Torfgewinnung endgültig stillgelegt. 1961 wurde auch die Umspannstation außer Betrieb genommen. 1991 erfolgte ihr Wiederaufbau in Kürnbach.

In der Transformatorenstation mit Krüppelwalmdach, glatt verputzten Seitenwänden und abgesetzter Sockelleiste sind zwei typische Ausrüstungsgegenstände ausgestellt: eine Niederspannungsschalttafel mit auf Marmor montierten Messgeräten, Sicherungen und Hebelschaltern sowie ein fahrbarer Öltransformator.

Informationsstand: 02.11.2016
Schlagworte: Elektrizitätsübertragung / -verteilung; Transformatorenstation; Energy; Energie; Energienetze
Stichworte: Bezirksverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke; OEW; Wilhelm Stiegeler; Erster Weltkrieg; Wildes Ried; Winterstettendorf; Ingoldingen; Torfwerk; Brennstoffknappheit; Torfabbau; 15-kV-Hochspannungsnetz; Oberschwaben; OEW-Typ »Am«; Biberach; Torfgewinnung; Krüppelwalmdach; Putzbau; Niederspannungsschalttafel; Öltransformator

Quelle(n)

  • Jürgen Kniep (Text), Häuser, Menschen, Geschichten. (Schriften des Oberschwäbischen Museumsdorfs Kürnbach, 1)

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