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2007 Norbert Gilson
02.09.2020

AEG-Fabrik für Elektrobeheizung GmbH

Fürther Straße 242-284, 90429 Nürnberg

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Der Standort Nürnberg der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) war für fast 90 Jahre bedeutend für die Herstellung von elektrischen Heizgeräten aller Art sowie von Geräten für Haus und Haushalt. Nach dem Konkurs der AEG und Übernahme des Nürnberger Werks durch die Elektrolux GmbH wurde der Standort schließlich 2007 aufgegeben.

Beschreibung


erbaut: 1954

Die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) begründete zu Beginn der 1920er Jahre ihren Standort Nürnberg, indem 1921 die Elektroabteilung des während des Ersten Weltkrieges stark expandierten Nürnberger Spiel- und Haushaltswarenkonzerns Gebr. Bing AG übernommen wurde. Mit der Übernahme entstand als neues Unternehmen die Elektrobeheizungs GmbH. Die AEG verlegte ihre entsprechende Produktion aus Hennigsdorf bei Berlin nun nach Nürnberg. Die Firma produzierte und vertrieb fortan elektrische Heiz- und Kochapparate für Haushalt, Gewerbe und Industrie. 192 Arbeiter und 80 Angestellte fertigten ein breites Spektrum von Elektrogeräten, von Bügeleisen, Kaffeemaschinen, Koch- und Wärmeplatten, Wasserkochern über Haartrockner, Badeöfen und Heißwassergeräten bis zu Lötöfen, Brutapparaten oder Kirchenheizungen.

Seit Mitte der 1920er Jahre profitierte auch die Nürnberger Fabrik vom verstärkten Trend zur Anwendung von Elektrogeräten. Ein erster großer Verkaufserfolg wurde die 1926 erstmals auf dem Markt erschienene Bratröhre »Carnifix«, die dank neuartiger stromsparender Wärmeisolierung die Betriebskosten des Geräts auf ein wirtschaftlich vertretbares Maß reduzierte. Nach Überwindung der Weltwirtschaftskrise setzte sich der Aufwärtstrend insbesondere der Produktion von Elektroherden und Heißwasserspeichern weiter fort. Das bisher gepachtete Firmengelände in der Nürnberger Fahrradstraße wurde angekauft und die Fabrikationsstätten erweitert. Vor Beginn des Zweiten Weltkriegs arbeiteten hier 1.250 Personen. Während des Krieges wurden die Anlagen auf Rüstungsproduktion umgestellt. Ein Bombenangriff in der Nacht vom 20. auf den 21. Februar 1945 brachte eine weitgehende Zerstörung der Betriebsanlagen mit sich.

Nach der Währungsreform im Juni 1948 kam auch die Produktion von elektrischen Haushaltsgeräten wieder in Gang. Ein besonderer Erfolg des Nürnberger Werks wurde die Produktion einer Haushalts-Waschmaschine, die eigens für den Betrieb in einer Etagenwohnung entwickelt worden war. Es handelte sich um die so genannte Wellenrad-Waschmaschine, bestehend aus einem viereckigen Bottich aus Edelstahl, einer im Boden befindlichen 2.000-Watt-Heizung und einem Wellenrad, das Lauge und Wäsche in Bewegung setzte. 1951 begann die Serienfertigung dieses Geräts in Nürnberg. Erstmals stand damit eine Waschmaschine zur Verfügung, deren Aufstellung nicht mehr in einer Waschküche erfolgen musste, sondern auch in kleineren Wohnungen Platz fand. Im Geschäftsjahr 1954/55 wurden 255.000 Stück dieser Wellenrad-Waschmaschine verkauft, insgesamt waren es im Laufe der Jahre 1,6 Millionen Exemplare.

Die ersten Ausführungen der Wellenrad-Waschmaschine konnten nur waschen, das Schleudern der Wäsche musste noch in einer separaten Trockenschleuder erfolgen. Eine Weiterentwicklung war die Waschkombination »AEG Lavalux«, bei der Wasch- und Schleuderapparat in einem Kompaktgerät vereinigt wurden. Allerdings musste die Wäsche zwischen Wasch- und Schleudergang noch per Hand umgepackt werden. Dieser Umstand wurde schließlich beseitigt durch die Trommel-Waschmaschine, die bei der AEG in Nürnberg seit 1958 gefertigt wurde. Nun wurde auch der automatische Ablauf des gesamten Wasch-, Spül- und Schleudervorgangs möglich. Zum Synonym für diese neue Gattung von Waschautomaten wurde das in Nürnberg gefertigte Produkt, der »AEG-Lavamat«. Zwischen 1958 und 1984 verließen 11 Millionen Geräte dieses Typs die Nürnberger Produktionsanlagen.

Um der rasant steigenden Nachfrage nachzukommen, entstanden zu Beginn der 1950er Jahre zahlreiche Neubauten in einem an das ursprüngliche Firmengelände im Westen angrenzende Neubaugebiet zwischen Fürther Straße, Muggenhofer Straße und Raabstraße, darunter auch das langgestreckte fünfstöckige Produktionsgebäude entlang der Fürther Straße. Zu Beginn der 1960er Jahre waren die Erweiterungsmöglichkeiten hier vollständig ausgeschöpft. Teile der Fertigung wurden daher 1963 in eine neu errichtete Fabrik in Rothenburg ob der Tauber verlegt. Die Hauptverwaltung sowie die Produktion von Waschmaschinen und sonstige Wäschepflegegeräten sowie von Geschirrspülern blieben jedoch in Nürnberg. In den 1960er Jahren wurde die AEG-Fabrik für Elektrobeheizung GmbH in  AEG-Hausgerätefabrik GmbH umbenannt.

Die existenzbedrohende Krise und schließlich den Konkurs der AEG konnte das Werk zunächst überstehen, indem es von der Electrolux GmbH, der deutschen Tochtergesellschaft des schwedischen Konzerns Electrolux AB übernommen wurde. Ende 2005 wurde jedoch das Ende der Hausgerätefertigung in Nürnberg absehbar, als Electrolux entschied, die Produktion in Nürnberg zum Jahresende 2007 einzustellen.

Informationsstand: 22.07.2015
Schlagworte: Elektroindustrie; Haushaltsgeräte-Produktion; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik; Gebäudetechnik + Hausgeräte + SmartDevices; Haushaltsgeräte
Stichworte: Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft; AEG; Erster Weltkrieg; Gebr. Bing AG; Elektrobeheizungs GmbH; Hennigsdorf; Nürnberg; Heizapparat; Kochapparat; Elektrogerät; Bügeleisen; Kaffeemaschine; Kochplatte; Wärmeplatte; Wasserkocher; Haartrockner, Badeofen; Heißwassergerät; Lötofen; Brutapparat; Kirchenbeheizung; Bratröhre; Carnifix; Wärmeisolierung; Weltwirtschaftskrise; Elektroherd; Fahrradstraße; Zweiter Weltkrieg; Rüstungsproduktion; Bombenangriff; Haushalts-Waschmaschine; Wellenrad-Waschmaschine; Wellenrad; Schleudern; Trockenschleuder; Waschkombination; AEG Lavalux; Trommel-Waschmaschine; Waschautomat; AEG-Lavamat; Fürther Straße; Muggenhofer Straße; Raabstraße; Rothenburg ob der Tauber; Wäschepflegegerät; Geschirrspüler; Konkurs; Krise; Electrolux GmbH; Electrolux AB; Produktionseinstellung; AEG-Fabrik für Elektrobeheizung GmbH; AEG-Hausgerätefabrik GmbH
 

Quelle(n)

  • Ingeborg Kelling, Alles elektrisch. 100 Jahre AEG Hausgeräte, Nürnberg o.J.
  • Franz Sonnenberger u.a. (Red.) / Centrum Industriekultur Nürnberg (Hrsg.), Die Fürther Straße. Ein Gang durch ihre Geschichte, 2., überarbeitete Aufl., Nürnberg 1987

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