Glühlampenwerk (AEG)_01
2008 Norbert Gilson
25.02.2020

Glühlampenwerk (AEG)

Sickingenstraße 70-71 (Ecke Berlichingenstraße), 10553 Berlin-Moabit

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Der zwischen 1904 und 1912 für die Glühlampenfertigung der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) errichtete Gebäudeblock hat eine interessante Nutzungsgeschichte: nach Gründung der  Osram GmbH KG wurde der Standort Anfang der 1920er Jahre zum »Osram Werk A«.

Beschreibung

erbaut: 1904-12
Architekten: Johannes Kraaz, Viktor Kühn, Gustav Teske

Der fünfgeschossige, vierflüglige Baublock an der Ecke Sickingenstraße / Berlichingenstraße in Berlin-Moabit wurde zwischen 1904 und 1912 in mehreren Abschnitten für die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) errichtet. Hier wurde die Glühlampenherstellung der AEG konzentriert, die bis dahin in einer beengten innerstädtischen Fabrik in der Oranienburger Vorstadt untergebracht war. Der erste Bauabschnitt wurde von 1904 bis 1905 ausgeführt, zwischen 1907 und 1912 wurde das Gebäude nach Süden und Westen verlängert und um den Westflügel erweitert.

Für die architektonische Gestaltung war Johannes Kraaz verantwortlich, Viktor Kühn und Gustav Teske leiteten die Konstruktionsarbeiten. Charakteristisch ist die Gestaltung der Straßenseiten als pfeilergegliederte, rote Verblendziegelfassaden mit tief herunter gezogenen Fenstern. Das umlaufende, gleichförmige Raster aus Wandpfeilern und zurückgesetzten Brüstungsbändern verdeutlicht das konstruktive Gerüst und die offene Disposition der Geschossflächen. Dem diente auch die Unterbringung der Treppenhäuser in blockartigen, an der Hofseite vorgesetzten Türmen. So blieben die Geschossflächen frei von massiven Einbauten, sie werden lediglich von einer Stützenreihe unterteilt. Auf diese Weise war es möglich, die Produktion schnell ohne zeitraubende Umbauten an veränderte Bedingungen anzupassen.
Der Bau ist ein frühes Zeugnis für die reformierte Industriearchitektur des beginnenden 20. Jahrhunderts, deren Absicht es war, die Zweckbestimmung nach außen zu vermitteln und nicht mehr hinter einer historisierenden Fassade zu versteckten.

Nach der Gründung der Osram GmbH KG wurde der Gebäudeblock zum Osram Werk A. Hier wurde jetzt die Massenfabrikation von Sockeln für die Lampenfertigung konzentriert. Nachdem dieser Produktionszweig in das hochmoderne Osram Werk B verlegt worden war, wurde der Standort 1939 für die Glühlampenfertigung aufgegeben.

Nachfolger in der Nutzung wurde die Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie mbh, die die Produktionsstätte zum Zentrum ihrer Elektronenröhren-Herstellung ausbaute, um diese Bauelemente, wie bereits während des Ersten Weltkriegs, wieder in eigener Regie herstellen zu können. Im Rahmen des Aufschwungs von Hochfrequenz- und Radartechnik erlangte der Einsatz von Elektronenröhren als Verstärkerelemente und Schwingungserzeuger kriegswichtige Bedeutung. Mit einem Ausstoß von jährlich bis zu 12 Millionen Röhren - das waren 75% des deutschen Bedarfs - wurde das Werk zur größten Röhrenfabrik Europas.

Nach Beschlagnahme des großen Erweiterungsbaus von Telefunken in Lichterfelde durch die amerikanische Militärverwaltung und nach vorübergehender Unterbringung der Verwaltung in einem eigenen Gebäude am Mehringdamm diente der Bau an der Sickingenstraße von 1952 bis 1960, bis zur Fertigstellung des neuen Telefunken-Hochhauses am Ernst-Reuter-Platz, als Verwaltungssitz von Telefunken. Seit 2005 ist hier das JobCenter Berlin-Mitte untergebracht.
 
Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Elektroindustrie; Geschichte der Elektro- und Informationstechnik; Gebäudetechnik + Hausgeräte + SmartDevices; Lichttechnik und Beleuchtung
Stichworte: Glühlampe; Glühlampenherstellung; Glühlampenproduktion; Sockelherstellung; Elektronenröhre; Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft; AEG; Glühlampenfabrik; Siemens & Halske; Osram; Telefunken; Verstärkerröhre; Gustav Teske; Viktor Kühn; Glühlampenwerk; Johannes Kraaz; Osram GmbH KG; Werk A; Werk B; Telefunken Gesellschaft für drahtlose Telegraphie mbH; Röhrenfabrik

Quelle(n)

  • Volker Rödel, Reclams Führer zu den Denkmalen der Industrie und Technik in Deutschland. Bd. 2. Neue Länder - Berlin, Stuttgart 1998
  • Erdmann Thiele, Telefunken nach 100 Jahren. Das Erbe einer deutschen Weltmarke, Berlin 2003
  • Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Denkmaldatenbank, Objektnr. 09050253 (abgerufen am 19.06.2013)
  • Anneliese Burghart (u.a.): 100 Jahre Osram - Licht hat einen Namen, München 2006

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