Reichsbahnfunk-Vorempfangsstelle_01
2011 Norbert Gilson
20.10.2022

Reichsbahnfunk-Vorempfangsstelle

Ostpreußendamm 144-149, 12207 Berlin-Lichterfelde

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Über die Reichsbahnfunk-Vorempfangsstelle, ein eher unscheinbares Backsteingebäude in Berlin-Lichterfelde, ist bisher kaum etwas bekannt. Möglicherweise wurde sie im Zusammenhang mit den bei der Deutschen Reichsbahn seit Mitte der 1920er Jahre durchgeführten Experimenten mit der Zugtelefonie errichtet. Über Mitteilungen aus dem Kreise der Datenbankbesucher sind wir dankbar.

Beschreibung

erbaut: 1933-34
Entwurf: Hugo Röttcher (Reichsbahn-Neubauamt)

Das dreistöckige Backsteingebäude mit überkragendem Flachdach liegt heute inmitten einer Kleingartenanlage, rund 50 m von der S- und Regionalbahnstrecke nach Ludwigsfelde entfernt.

Außer dem Namen ist über die Funktion des Gebäudes bisher nichts bekannt. Möglicherweise steht es in Zusammenhang mit den seit Mitte der 1920er Jahre vorgenommenen Versuchen der Deutschen Reichsbahn zur Einrichtung eines Zugfunks. 1924 hatte die Berliner Dr. Erich F. Huth GmbH, Gesellschaft für Funkentelegrahpie während einer Eisenbahntechnischen Tagung bei einer Versuchsfahrt erstmals die drahtlose Telefonie aus einem fahrenden Zug demonstriert. Dabei wurden die an den Eisenbahnstrecken entlang führenden oberirdischen Telegrafen- und Telefonleitungen dazu benutzt, um die von den Sendestationen im Zug erzeugten und von den Antennen auf den Eisenbahnwagen abgestrahlten hochfrequenten Signale zu empfangen und weiterzuleiten.

Nach weiteren Probefahrten wurde die Zugtelefonie zu Beginn des Jahres 1926 auf der Strecke Berlin - Hamburg in zunächst einem Zugpaar eingeführt. Weitere 18 Strecken waren zur Installation des Systems vorgesehen. Allerdings wurde die Zugtelefonie 1930 wegen mangelnder Rentabilität und infolge der schlechten Finanzlage der Reichsbahn wieder zur Disposition gestellt. Im Januar 1931 übernahm die 1916 als Bewirtungs- und Beherbergungsgesellschaft von Auto- und Zugreisenden gegründete Mitropa den Weiterbetrieb des Zugtelefonie-Systems.

Ob die Zugtelefonie 1933/34 wieder unter die Regie der Reichsbahn kam oder ob das Gebäude - in Abweichung von dem bisher bekannten Baudatum - möglicherweise schon in den 1920er Jahren errichtet wurde oder aber mit der Zugtelefonie gar nicht in Zusammenhang stand, kann derzeit nicht entschieden werden.

Informationsstand: 31.12.2014
Schlagworte: Kommunikation & Information; Informations- und Kommunikationstechnik (IKT); Nachrichten- und Kommunikationstechnik
Stichworte: Hugo Röttcher; Reichsbahn-Neubauamt; Reichsbahnfunk; Vorempfangsstelle; Deutsche Reichsbahn; Zugfunk; Dr. Erich F. Huth GmbH, Gesellschaft für Funkentelegrahpie; drahtlose Telefonie; Hochfrequenzsignal; Backsteingebäude; Zugtelefonie; Mitropa

Quelle(n)

  • Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Denkmalliste Berlin (Stand: 14.01.2011), Nr. 09066018
  • Joachim Deppmeyer, Die Einheits-Personen- und Gepäckwagen der Deutschen Reichsbahn. Bauarten 1921 - 1931, Regelspur, Stuttgart 1982, S. 35

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