Fernmeldeturm Atzelberg_Bild 1
2017 Norbert Gilson
25.02.2020

Fernmeldeturm Atzelberg

Schulweg, 65779 Kelkheim (Taunus)

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Der Fernmeldeturm vom Typ »FMT 1« auf dem Atzelberg bei Kelkheim (Taunus) gehört zu der in den 1960er Jahren neu entwickelten Generation von Typentürmen. Ihr Entwurf wurde notwendig, um der fortgeschrittenen Richtfunkübertragungstechnik im Frequenzbereich zwischen 6 und 11 GHz Rechnung tragen zu können.


Beschreibung


erbaut: 1969
Bauherr: Deusche Bundespost

Die bis zum Ende der 1950er Jahre für den Richtfunkverkehr gewählte Bauart der Typentürme, wie zum Beispiel beim Fernmeldeturm Heidelberg/Königstuhl, war den gestiegenen Anforderungen der Richtfunkübertragungstechnik zu Beginn der 1960er Jahre nicht mehr gewachsen. In den im Schaft übereinander angeordneten Betriebsräumen ließ sich nur eine begrenzte Zahl von Richtfunkgeräten aufstellen und die Antennenplattformen mit Durchmessern von lediglich 15 m waren für die Aufstellung der erforderlichen Antennen zu klein. Wesentlicher Grund dafür war der technische Fortschritt in der Übertragungstechnik, die den bis Ende der 1950er Jahre gültigen Standard der 4-GHz-Technik hinter sich ließ und nun in höhere Frequenzbereiche (6-, 8-, 10- und 11-GHz-Bereich) vorstieß. Da die Dämpfung der Übertragungsleitungen mit höheren Frequenzen zunimmt, ergab sich die Forderung, die Antennenträger so zu konstruieren, dass die Richtfunkgeräte in möglichst geringer Entfernung zu den Antennen untergebracht werden konnten.

Damit begann Anfang 1964 die Entwicklung eines vollkommen neuen Typenturms, bei dem die Betriebsräume in nur einem Geschoss von etwa 200 qm Grundfläche liegen und auf den vergrößerten Plattformen mindestens vier Antennen in einer Strahlrichtung nebeneinander platziert werden sollten. In gemeinsamer Planung des Fernmeldetechnischen Zentralamtes und des Posttechnischen Zentralamtes sowie in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Statiker Walther Pieckert entstanden so die Entwürfe für die drei neuen Typentürme mit den Bezeichnungen »FMT 1«, »FMT 2« und »FMT 3«. Die drei Typen unterscheiden sich im Wesentlichen nur durch ihre Gesamthöhe, die sich daraus ergebenden Schaftabmessungen sowie in den Höhen der einzelnen Plattformen. Der eigentliche Turmkopf mit dem Betriebsraum sowie die Hauptantennenplattformen wurden für alle drei Typen gleich ausgebildet. Die Türme wurden auf einem Stahlbetonkreisring beziehungsweise einem Kreisplattenfundament mit Außendurchmessern von 18,50 m (FMT 1), 20 m (FMT 2) oder 21 m (FMT 3) gegründet. Auf dem schwach konisch geformten Stahlbetonschaft ist mittels einer Stahlbetonkegelschale als Tragkonstruktion der zylindrische Turmkopf mit den beiden auskragenden Hauptantennenplattformen aufgesetzt. Über den Turmkopf ragt jeweils ein zylindrischer Stahlbetonschaft hinaus. An diesem konnten weitere Antennenplattformen angebracht und es konnte in ihn ein Stahlgitterträger eingespannt werden. Der Stahlgitterträger dient zur möglichen Befestigung von UKW-Antennen und zum Aufsetzen einer Fernseh-Rundstrahlantenne. Die erforderlichen Stromversorgungsanlagen einschließlich der Notstromversorgung und gegebenenfalls die Fernsehrundfunk- und Hörfunk-Sender wurden in einem separaten Gebäude am Turmfuß untergebracht. Zum Blitzschutz dient eine unter dem Fundament gelagerte verschweißte Bandstahlgewebematte, an die außen Ringerder angeschlossen sind. In der Gewebematte enden vier im Turmschaft verlaufende Ableitungen aus verzinktem Bandstahl, an die der Stahlgitterträger sowie die Antennen und alle metallisch leitenden Konstruktions- und Betriebsteile der Türme angeschlossen sind.

Der Fernmeldeturm auf dem beim Kelkheimer Stadtteil Eppenhain gelegenen Atzelberg wurde 1969 mit einer Höhe von 98 m fertiggestellt. Es handelt sich um einen Typenturm »FMT 1«. In den Stahlbetonschaft ist statt des üblichen Stahlgitterträgers ein Stahlrohraufsatz eingespannt. Für den Richtfunk- und Rundfunk-Sendebetrieb ist der Turm nicht mehr in Betrieb, er wird nur noch als Relaisstation für den Mobilfunk genutzt.

Informationsstand: 09.08.2017
Schlagworte: Fernseh- / Fernmeldetürme
Stichworte: Deutsche Bundespost; Fernmeldeturm; Richtfunkverkehr; Typenturm; Richtfunkübertragungstechnik; Richtfunkgerät; Antennenplattform; Frequenzbereich; Dämpfung; Übertragungsleitung; Fernmeldetechnisches Zentralamt; Posttechnisches Zentralamt; Walther Pieckert; FMT 1; FMT 2; FMT 3; Turmkopf; Hauptantennenplattform; Betriebsraum; Stahlbetonkreisring; Kreisplattenfundament; Stahlbetonschaft; Stahlbetonkegelschale; Stahlgitterträger; UKW-Antenne; Fernsehrundstrahlantenne; Stromversorgungsanlage; Notstromversorgung; Fernsehrundfunksender; Hörfunksender; Blitzschutz; Bandstahlgewebematte; Ringerder; Kelkheim; Eppenhain; Atzelberg; Stahlrohraufsatz; Mobilfunk

Quelle(n)

  • Arwed Hoyer / Werner Teutschbein, Fernmeldetürme und andere Antennenträger in Stahlbeton-Ausführung; in: Jahrbuch des elektrischen Fernmeldewesens 20(1969), S. 366-407
  • de.wikipedia.org/wiki/Atzelberg (abgerufen am 01.06.2017)

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