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2017 Norbert Gilson
18.06.2021

Accumulatoren-Fabrik AG (AFA)

Dieckstraße 42 (Verwaltung), 58089 Hagen (Westfalen) 

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VDE Ausschuss Geschichte der Elektrotechnik
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Die Unternehmensgeschichte der Accumulatoren Fabrik Aktiengesellschaft (AFA), besser bekannt unter dem Handelsnamen »Varta«, steht für den steilen Aufstieg der Elektroindustrie vor dem Ersten Weltkrieg, aber auch für die Verstrickungen ins Rüstungsgeschäft sowohl im Ersten, als auch im Zweiten Weltkrieg. Symptomatisch ist auch die gegen Ende der 1970er Jahre beginnende krisenhafte Entwicklung, die, trotz mehrfacher Umstrukturierungen, zum Ausverkauf des Unternehmens am Anfang dieses Jahrhunderts führte.

Beschreibung


erbaut: 1915
Architekt: A. Winckler

Die AFA ging hervor aus der im Dezember 1887 von Adolph Müller in Hagen gegründeten  Accumulatoren-Fabrik Tudor'schen Systems Büsche & Müller oHG, die Anfang 1888 die Produktion von Bleiakkumulatoren aufnahm. 1890 erfolgte die Änderung des Namens in Accumulatoren Fabrik Aktiengesellschaft (AFA). Müller hatte die Überlegenheit der Turdor'schen Großoberflächenelektrode über die anderen Akkumulatoren-Bauarten klar erkannt. Der Erfolg des Unternehmens schlug sich auch darin nieder, dass es 1893 und 1984 die Akkumulatoren für die Edison-Zentralen in Boston und Brooklyn lieferte. Zum schnellen Wachstum trugen auch langfristige Verkaufsverträge mit Siemens und der AEG entscheidend bei. Ebenfalls war die Einrichtung eines Laboratoriums im Jahre 1891 zur Grundlagenforschung zwecks Weiterentwicklung von Akkumulatoren und Batterien ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Aufstieg. In der Zeit bis zum Ersten Weltkrieg entstanden zahlreiche Handelsvertretungen, Produktionsbetriebe und Tochterunternehmen im In- und Ausland.

Darunter befand sich auch das 1904 gegründete und später bekannteste Tochterunternehmen, die  VARTA Accumulatoren GmbH. Zudem wurde 1905 die von der Gesellschaft für elektrische Unternehmungen (Gesfürel) gegründeten Accumulatoren-Werke Oberspree AG in Berlin-Oberschöneweide übernommen. 1912 machte die AFA mit etwa 4.000 Beschäftigten im Deutschen Reich einen Umsatz von 31,4 Mio. Mark. 1914 wurde das Zentralbüro nach Berlin verlegt und damit der doppelte Firmensitz in Hagen und Berlin begründet. Eine Spezialität des Unternehmens waren die bereits seit 1904 gelieferten U-Boot-Akkumulatoren, deren Produktion in Hagen während des Ersten Weltkriegs umfangreiche Ausmaße annahm. Kurz nach Beginn des Esten Weltkriegs entstand das viergeschossige Verwaltungsgebäude mit Mansarddach, dessen Eingangsbereich, ursprünglich durch ein von Säulen getragenes Vordach, repräsentativ angelegt war.

1923 wurde der Tuchfabrikant Günther Quandt (1881 - 1954) nach gezieltem systematischem Erwerb von Aktien der AFA Vorsitzender des Aufsichtsrats des Unternehmens. 1938 wurde Quandt Vorstandsvorsitzender der AFA. Seit 1935 tätigte die AFA, wie bereits im Ersten Weltkrieg, umfangreiche Wehrmachtslieferungen, unter anderem von Akkumulatoren für U-Boote und Torpedos, die zu großen Teilen von Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen gefertigt wurden. Nach schweren Zerstörungen der Produktionsanlagen erhielt das Stammwerk in Hagen bereits im Mai 1945 die Erlaubnis, wieder mit der Produktion zu beginnen, und zwar von Starter-Batterien für die Armee-Ausrüstung der Alliierten. 1950 verlegte das Unternehmen seinen Verwaltungssitz nach Frankfurt a.M. und 1970 nach Hannover. 1962 wurde der Firmenname in Varta AG geändert.

Ende der 1970er Jahre begann eine Serie von Konsolidierungen und Verkäufen von Geschäftsbereichen, so dass die Varta AG schließlich im Jahr 2000 nur noch eine reine Konzernholding war, als die Deutsche Bank zum Hauptaktionär wurde. In den folgenden Jahren wurde die Varta AG umstrukturiert und schließlich zerschlagen. Im Stannwerk in Hagen produziert heute die Hawker Batterien GmbH, eine Tochtergesellschaft von EnerSys, weiterhin stationäre Batterien sowie Fahrzeug- und Sonderbatterien. Der Markenname »VARTA« blieb erhalten und wird heute von der Montana Tech Components AG weitergeführt, die 2007 den Unternehmensbereich Microbatterien von der Varta AG übernommen hatte.

Informationsstand: 10.02.2018
Schlagworte: Elektroindustrie; Energie; Industry
Stichworte: A. Winckler; Adolph Müller; Hagen; Accumulatoren-Fabrik Tudor'schen Systems Büsche & Müller oHG; Bleiakkumulator; Accumulatoren-Fabrik AG; AFA; Großoberflächenelektrode; Edison-Zentrale; Boston; Brooklyn; Siemens; AEG; Laboratorium; Grundlagenforschung; Akkumulator; Batterie; Varta Accumulatoren GmbH; Varta; Gesellschaft für elektrische Unternehmungen; Gesfürel; Accumulatoren-Werke Oberspree AG; Berlin; U-Boot-Akkumulator; Erster Weltkrieg; Verwaltungsgebäude; Günther Quandt; Wehrmachtslieferung; Torpedo; Zwangsarbeiter; Kriegsgefangene; KZ-Häftling; Starterbatterie; Frankfurt am Main; Hannover; Varta AG; Deutsche Bank; Hawker Batterien GmbH; EnerSys; Fahrzeugbatterie; Sonderbatterie; Montana Tech Components AG; Mikrobatterie

Quelle(n)

  • Burkhard Nadolny / Wilhelm Treue, VARTA. Ein Unternehmen der Quandt-Gruppe. 1888 - 1963, München 1964
  • Ralf Blank, Die Akkumulatoren Fabrik A.G. in Hagen. 1904 - 2004: 100 Jahre Batterien für U-Boote; in: Industriekultur, 1/2004, S. 2-5
  • Oskar Clemens (Text), 50 Jahre Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft. 1888 - 1938. Berlin - Hagen - Wien, o.O. 1938

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