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08.11.2021 Pressemitteilung

Last Call: VDE pusht Mikroelektronik-Masterplan beim MST Kongress 2021 mit neuem Positionspapier

  • Mikroelektronik ist Basis für Technologiesouveränität der Zukunft
  • VDE betont Handlungsbedarf mit Positionspapier Hidden Electronics III –europäischer Masterplan eines der Kernthemen auf dem 9. MST Kongress
  • Wesentliche Ziele: Investitionshürden abbauen, Förderung international benchmarkfähig machen
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(Ludwigsburg, 08.11.2021) „Noch nie war eine Veranstaltung wie der MST Kongress, bei dem sich Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Forschung und Politik austauschen, so wichtig wie dieses Jahr“, sagt Professor Christoph Kutter, VDE Präsidiumsmitglied, stellvertretender Verbundsprecher Mikroelektronik im Fraunhofer-Verband und Co-Autor des VDE Positionspapiers Hidden Electronics III. „Ein neues IPCEI für Mikroelektronik steht an, Firmen wie Intel und TSCM wollen in Europa investieren – die EU muss jetzt handeln, um Innovationskraft und gesellschaftlichen Wohlstand in Deutschland und Europa für die Zukunft zu sichern.“ Hidden Electronics III, das im Rahmen des MST-Kongresses 2021 in Ludwigsburg bei Stuttgart erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, skizziert unter anderem wesentliche Punkte eines europäischen Mikroelektronik-Masterplans.

Mikroelektronik als Basis für Technologiesouveränität begreifen

Während in den USA und Asien zweistellige Milliardensummen investiert werden, um die führende Rolle in der Mikroelektronik weiter auszubauen, stagniert der Marktanteil in Europa statt der angestrebten 20 Prozent aktuell bei lediglich sieben Prozent. Will die EU technologisch souverän bleiben, so ist die Erhaltung der Kompetenz in der Mikroelektronik von elementarer Bedeutung, da sie alle Branchen von Klimaschutz und Mobilität bis zur nachhaltigen Energieversorgung betrifft.

„Wir zielen darauf ab, dass diese Tatsache in die Breite der Gesellschaft hinein kommuniziert und verstanden wird – Mikroelektronik ist nahezu unsichtbar, hält aber in vielen Bereichen den Laden am Laufen“, erklärt Professor Robert Weigel, Inhaber der Lehrstuhls für Technische Elektronik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und ebenfalls Co-Autor des Positionspapiers Hidden Electronics III auf dem MST Kongress.

Investitionshürden abbauen, Förderung international benchmarkfähig machen

Die Lage ist in verschiedenen Technologiebereichen unterschiedlich: Die Nachfrage im Bereich Advanced CMOS-Logik ist in Europa derzeit noch niedrig, was sich mit Edge Computing und Automotive-Anwendungen ändern wird. Die derzeit von Intel und TSMC im europäischen Raum geplanten Fertigungsstandorte haben diesen Bedarf im Blick. Bei den More-than-Moore-Technologien (z.B. Sensorik, Leistungshalbleiter, Optoelektronik) haben Deutschland und Europa aktuell eine starke Stellung, vor allem in der Automotive-Branche und in der Industrie ist die Nachfrage hoch. Doch auch in diesen Bereich investieren andere Länder intensiv und befinden sich somit auf Aufholjagd.   

„Um die Situation generell zu kippen und Wettbewerbsorteile zu schaffen, müssen Hürden für Investitionen abgebaut werden – von überbordender Bürokratie über restriktive Kartellpolitik bis zu Unschärfen im Steuersystem“, so Professor Weigel. Gleichzeitig gelte es nach wie vor, ein international benchmarkfähiges Fördersystem zu etablieren, das regional, national und europaweit schnell Entscheidungen trifft und umsetzt.

Qualifikationssystem modernisieren, Start-ups pushen

Neben der mangelnden Verfügbarkeit an Bauteilen und Rohstoffen stellt der zunehmende Mangel an qualifiziertem Fachpersonal Industrie und Gesellschaft vor große Herausforderungen. „Wir müssen die Qualität in der MINT-Ausbildung erhöhen, Qualifikationsmöglichkeiten moderner gestalten und an den Bedarf anpassen – denn wir brauchen die klügsten Köpfe, um am Weltmarkt zu bestehen“, erklärt Dr. Udo-Martin Gómez, Senior Vice President Engineering Sensors & Business Line Sensors bei der Robert Bosch GmbH und weiterer Autor des Positionspapiers Hidden Electronics III beim MST Kongress in Ludwigsburg. Im Fokus eines lebendigen Ökosystems aus Forschung und Entwicklung in Universitäten und KMUs stehe auch die aktive Förderung junger Unternehmen und Start-ups, um in Segmenten wie Consumer Electronics, IKT, IoT oder Big Data Kompetenz-Cluster aufzubauen.

Über den MikroSystemTechnik Kongress 2021:

Der MST Kongress 2021 ist die neunte Veranstaltung in dieser alle zwei Jahre stattfindenden Reihe, die von VDE und Bundesministerium für Bildung und Forschung gemeinsam getragen wird und dieses Jahr in Ludwigsburg bei Stuttgart beheimatet ist. Im Mittelpunkt steht wieder ein intensiver Austausch zwischen Wissenschaftlern und Ingenieuren aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen in der Mikroelektronik/Mikrosystemtechnik in Deutschland sowie Vertretern der involvierten Ministerien des Bundes und des Landes. 2019 fand der MST Kongress in Berlin statt, wo über 1.000 Expertinnen und Experten aus Deutschland und Europa in Austausch traten – damit ist der Kongress eine der größten Veranstaltungen dieser Art in Deutschland.

Über den VDE:

Der VDE, eine der größten Technologie-Organisationen Europas, steht seit mehr als 125 Jahren für Innovation und technologischen Fortschritt. Als einzige Organisation weltweit vereint der VDE dabei Wissenschaft, Standardisierung, Prüfung, Zertifizierung und Anwendungsberatung unter einem Dach. Das VDE Zeichen gilt seit 100 Jahren als Synonym für höchste Sicherheitsstandards und Verbraucherschutz. Wir setzen uns ein für die Forschungs- und Nachwuchsförderung und für das lebenslange Lernen mit Weiterbildungsangeboten „on the job“. 2.000 Mitarbeiter an über 60 Standorten weltweit, mehr als 100.000 ehrenamtliche Experten und rund 1.500 Unternehmen gestalten im Netzwerk VDE eine lebenswerte Zukunft: vernetzt, digital, elektrisch. Wir gestalten die e-diale Zukunft.

Sitz des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik e.V.) ist Frankfurt am Main. Mehr Informationen unter www.vde.com.