Ein Elektrogerät beginnt nach einem Fehler zu brennen – solche gefährlichen Vorfälle im Haushalt werden nicht detailliert analysiert, Ursachen und Hintergründe werden nicht ausgewertet. Denn nur tödliche und gewerbliche Stromunfälle werden in Deutschland systematisch erfasst. Kommt ein Mensch ums Leben, muss die Ärztin oder der Arzt den Unfall mit dem Totenschein melden. Bei Vorkommnissen im gewerblichen Umfeld werden die Berufsgenossenschaften aktiv, über alle anderen Ereignisse ist wenig bekannt. Diesen weißen Fleck im Unfallgeschehen möchte der VDE nun beleuchten. Verbraucherinnen und Verbraucher können gefährliche Vorfälle mit elektrischem Strom im Internet melden unter www.vde.com/stromvorfall-melden
Der VDE möchte damit zusätzliche Erkenntnisse zu Gefahren erlangen, die bei der Nutzung elektrischer Energie in der Praxis auftreten. Diese Aktion richtet sich auch an alle, die schon mal einen Stromschlag bei der Nutzung elektrischer Geräte bekommen haben. Außerdem können „unsichere Elektrogeräte“, die beschädigt sind, gebrannt haben oder angeschmort sind, gemeldet werden. Berichte über auffällige und verdächtige Geräte interessieren den VDE auch, wenn es nicht zu einem Unfall gekommen ist.
Online-Formular und Interviews
Einen gefährlichen Vorfall melden ist einfach: Betroffene füllen das Online-Formular auf der Homepage aus. Dabei laden sie möglichst ein oder mehrere Fotos des beschädigten Gerätes hoch. Zur Klärung weiterer Detailfragen melden sich VDE Expert*innen und führen ein Telefon-Interview auf Basis eines standardisierten Fragebogens durch. Die Ergebnisse werden anschließend auf der Webseite anonymisiert veröffentlicht. Eine gutachterliche Tätigkeit ist ausgeschlossen. Im Fokus stehen auch "Beinahe-Unfälle", zum Beispiel defekte Elektrogeräte, die unter ungünstigeren Voraussetzungen hätten Personen verletzen oder Sachschäden hervorrufen können.
Unfallschwerpunkte aufzeigen
VDE Normen sowie die Zertifizierung und Prüfung von Elektrogeräten durch unabhängige Testhäuser wie dem VDE Institut sorgen heute bereits für eine sehr sichere Nutzung elektrischer Energie. Trotzdem ereignen sich jedes Jahr im Durchschnitt 36 tödliche Stromunfälle und eine unbekannte Anzahl an Stromschlägen ohne tödlichen Ausgang. Erwiesenermaßen fehlerhafte Elektrogeräte werden zwar heute schon im Safety Gate der Europäischen Union (ehemals Rapex-Liste) aufgelistet, was eine Rückrufpflicht oder ein Einführungsverbot zur Folge hat. Allerdings ist diese Liste wenig bekannt und wird durch den Online-Direktimport von Billigprodukten häufig umgangen.
Die nun gestartete Aktion soll Unfallschwerpunkte bei bestimmten Geräten, zum Beispiel USB-Ladegeräten, oder Nutzungsarten aufzeigen. Die Erkenntnisse aus der Analyse der Meldungen fließen direkt in die Weiterentwicklung von Sicherheitsstandards und Produktprüfungen ein.