Baby mit Kabel
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07.06.2024

Kinder und Elektrizität

Kinder können die Gefahren, die von Elektrizität ausgehen, nicht einschätzen. Neugierde und Forscherdrang können sie in brenzlige Situationen bringen, wenn nicht vorher schon Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurden. Welche Maßnahmen das unter anderem sein können, erfahren Sie hier.

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Hendrik Schäfer
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Wichtige Information zu Steckdosen mit Shutter

Aufgrund eines Unfalls in einer Kindertagesstätte wurden wir von den Marktaufsichtsbehörden darauf aufmerksam gemacht, dass Steckdosen mit Shutter häufig auch als „kindersicher“, mit „Kinderschutz“ oder ähnlich beworben werden.

Bei dem zugrunde liegenden Unfallgeschehen soll ein Kind beim Spielen in einer Kindertagesstätte mit einem zu Bastelzwecken verwendeten Pfeifenreiniger an aktive Teile einer VDE zertifizierten Steckdose mit Shutter geraten sein. Besagte Steckdose wurde nach Aussage des Betreibers der Kindertagesstätte explizit wegen des angepriesenen „Kinderschutzes“ ausgewählt.

Aus diesem Anlass weisen wir darauf hin, dass die VDE Zertifizierung einer Steckdose mit Shutter keinesfalls als Nachweis eines „Kinderschutzes“ oder Ähnlichem geeignet ist. Die Verwendung des VDE Zertifizierungszeichens für eine Steckdose mit Shutter in Verbindung mit Begriffen wie „kindersicher“, „Kinderschutz“ oder Ähnlichem muss als irreführend eingestuft werden, da sie fälschlicherweise suggeriert, dass Kinder diese Steckdosen unbeaufsichtigt und in jeglicher Weise nutzen könnten, ohne dass für sie eine Gefahr bestünde.

Die fortgesetzte Verwendung des VDE Zertifizierungszeichens in diesem Zusammenhang wird daher als missbräuchliche Benutzung des VDE Zeichens gewertet und führt zum Entzug des VDE Zeichens. Diesbezügliche Vorkommnisse verfolgt das VDE-Institut seit dem 1. Juli 2020 nach.

Wegen des beschriebenen ernsten Zwischenfalls werden sämtliche Neuzertifizierungen von Steckdosen mit Shutter (das gilt auch für Aktualisierungen bestehender Zertifikate) ausschließlich auf Grundlage der neuen Norm DIN VDE 0620-1 VDE 0620-1:2021-02 ausgestellt. Demnach dürfen unter Verwendung der Lehre 13 sowohl über die Kontakteintrittslöcher als auch über alle weiteren im Einbauzustand zugänglichen Öffnungen der Steckdose keine spannungsführenden Teile berührbar sein.

Steckdosen und weitere Gefahrenquellen zu Hause

kleines Baby greift nach einer Steckdose
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In Haus und Wohnung heißt es zu allererst: Steckdosen sichern! Um den Schutzpegel kurzfristig zu erhöhen, kann dies durch einen nachträglich eingesetzten Schutz vor Berührung geschehen. Besser ist der Austausch alter Steckdosen gegen Steckdosen mit integriertem erhöhtem Berührungsschutz. Vergessen Sie nicht auch die Steckdosenleisten abzusichern, sofern sie diesen Schutz nicht haben. Die Miene eines Kugelschreibers, ein vergessener Nagel oder eine herumliegende Schraube – Kinder können sehr kreativ sein, wenn es darum geht, Werkzeuge zu finden, mit denen sie das Innenleben einer Steckdose erkunden können. Auch wenn die Steckdosen gesichert sind, sollten Sie darauf achten, dass solche Dinge nicht für kleine Kinder erreichbar sind. Verzichten Sie außerdem auf die angepriesenen Einlegeplätchen zum Einkleben in die Steckdose. Diese sind normativ verboten.

Bei Renovierungsarbeiten ist zusätzliche Vorsicht geboten. Der erste Schritt sollte immer das „Freischalten“ des betroffenen Raumes sein (schalten Sie den Leitungsschutzschalter aus). Beim Streichen oder Tapezieren der Wände werden die Blenden der Steckdosen oft demontiert, um diese nicht mit Farbe zu verschmutzen. Achten Sie bei diesen Arbeiten immer auf Ihre Kinder. Kleben Sie die Steckdosen-Bereiche gut ab und klären Sie die Beteiligten über mögliche Gefahren auf. Der Leitungsschutzschalter sollte gegen Wiedereinschalten gesichert und ein Hinweisschild angebracht werden, falls noch andere Personen Zugang zum Sicherungskasten haben. Prüfen Sie mit einem 2-poligen Phasenprüfer, dass keine Spannung mehr durch die entsprechende Leitung fließt.

Steckdosen sind allerdings nicht die einzige Gefahrenquelle für Kinder. Wir empfehlen Ihnen, auch die folgenden Hinweise unbedingt zu beachten:

  • Lassen Sie sich von einem Fachmann beraten und sorgen Sie dafür, dass Ihre Hausinstallation auf dem neuesten Sicherheitsstand ist. Eine Nachrüstung mit einem Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCD) mit einem Bemessungsdifferenzstrom von nicht größer als 30 mA kann Leben retten.
  • Achten Sie schon beim Kauf von Elektrogeräten auf Kindersicherheit. Ein Beispiel: Die Scheibe des Backofens sollte nicht wärmer als ca. 85°C werden.
  • Verlegen Sie Kabel immer so, dass Kinder sich nicht daran hochziehen bzw. Geräte herunterziehen können. Die Kabel sollten jedoch nicht unter Teppichen verlegt werden. Denn dadurch kann es zu einem Wärmestau kommen.
  • Lassen Sie Elektrogeräte nicht unbeaufsichtigt herumliegen. Besonders nicht im Bad!
  • Nutzen Sie Schutzgitter für den Herd.
  • Klären Sie Ihre Kinder so früh wie möglich über die Gefahr von Elektrizität auf. Von Anfang an sollten sie lernen, dass elektrische Geräte kein Spielzeug sind.
  • Jugendliche verwenden Smartphones und die dazugehörigen Steckernetzteile täglich. Investieren Sie in den Kauf von Markenprodukten und nehmen Sie Abstand von Billigangeboten.

Wenn Kinder draußen spielen

Auch im Freien lauern Gefahren durch Elektrizität. Lassen Sie Ihre Kinder nicht in der Nähe von elektrischen Anlagen wie Strommasten, Trafohäusern, Umspannwerken oder Bahnanlagen spielen. Rund um Hochspannungs- oder Oberleitungen sollten Sie und Ihre Kinder darauf verzichten, Heliumballons und Drachen steigen zu lassen. Die meisten Viehweiden werden mit Elektrozäunen abgesichert. Diese führen zwar keine lebensgefährliche Spannung, aber Ihre Kinder sollten auch hier niemals unbeaufsichtigt sein.

Wer nun denkt, dass er seine Kinder gefahrlos im Garten spielen lassen kann, dem geben wir ebenfalls noch ein paar Tipps mit an die Hand. Bevor Sie Ihre Kinder alleine im Garten spielen lassen, sorgen Sie dafür, dass alle Gartengeräte sicher verwahrt sind. Haben Sie einen aufblasbaren Pool mit elektrischer Luftpumpe, dann räumen Sie diese nach dem Aufpumpen sofort weg. Verlegen Sie keine Verlängerungskabel quer durch den Garten, schon gar nicht in der Nähe von Pool oder Planschbecken.

Auf das richtige Verhalten bei Gewitter sollten Kinder ebenfalls vorbereitet werden. Hierzu hat der VDE Ausschuss Blitzschutz und Blitzforschung spezielles Material für Grundschüler erstellt. Hier wird den Kindern verständlich erklärt, wie sie sich am besten bei Gewitter in Sicherheit bringen und wo die Gefahren liegen. Beim Campen oder auf Festivals gilt: Bei Gewitter raus aus dem Zelt und rein ins Auto!

Sicheres Spielzeug

Kleinkind spielt mit einem KI-Roboter zu Hause
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Bei elektrischem Spielzeug sollten Sie ganz besonders auf Sicherheit achten. Vor allem, wenn Sie es gebraucht kaufen, kann es sein, dass es nicht den aktuell gültigen Bestimmungen der europäischen Spielzeugrichtlinie entspricht. Nach dieser Richtlinie darf Spielzeug beispielsweise nur mit einer Nennspannung von maximal 24 Volt oder mit Batterien betrieben werden und das Batteriefach darf sich ohne Werkzeug nicht öffnen lassen. Zu hohe Lautstärke oder chemische Schadstoffe in den Kunststoffen können ebenfalls Gefahrenquellen sein.

Verlassen Sie sich nicht ausschließlich auf die CE-Kennzeichnung. Bei dieser handelt es sich lediglich um eine Selbsterklärung des Herstellers, die Vorgaben der entsprechenden EU-Richtlinien eingehalten zu haben. Kontrolliert wurde dies von einer neutralen Stelle aber nicht! Informieren Sie sich vor dem Kauf von Spielzeug sorgfältig, zum Beispiel online, über Vergleichs- und Verbraucherschutzportale. Lassen sie sich vor dem Kauf ausführlich beraten und achten Sie auf Qualitätssiegel und Prüfzeichen wie dem VDE Zeichen.

Vermeiden Sie Spielzeug mit

  • hohem Geräuschpegel, da dadurch Hörschäden entstehen können,
  • scharfen Ecken und Kanten,
  • Teilen, die sich leicht lösen und verschlucken lassen,
  • Scharnieren, in denen Kinder ihre Finger quetschen können,
  • gesundheitsgefährdenden Lösungsmitteln oder Weichmachern (häufig durch unangenehmen Geruch erkennbar),
  • langen Kordeln, Schnüren oder Bändern, da sich Kinder daran strangulieren können,
  • Batteriefächern, die ohne Hilfe von Werkzeug leicht zu öffnen sind.

Werfen Sie einen Blick auf die Rückruflisten (Rapexlisten) der EU Kommission, bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin oder bei Verbraucherschutzinitiativen.