Anteil ausländischer Studierender in ausgewählten Fächern
Am beliebtesten bei Ausländern ist das Studium der Informatik gefolgt von BWL und Elektro- und Informationstechnik – in absoluten Zahlen. Relativ gesehen liegen wir im Vergleich mit dem Maschinenbau und der Informatik in der Elektro- und Informationstechnik weit vorn, bei sage und schreibe 35% Ausländeranteil. Im Maschinenbau sind es nur 23%, der Informatik 22% und in der Physik sogar nur 8%. Elektrotechnik hat sogar den größten Anteil an ausländischen Studierenden unter allen Studienfächern überhaupt. Aktuell meldet das CHE, dass sich im letzten Wintersemester beinahe unglaubliche 42% Nicht-Inländer in Elektrotechnik eingeschrieben haben.
Eine etwas zurückliegende Untersuchung vom VDE Ausschuss „Studium, Beruf und Gesellschaft“ mit ausgewählten Universitäten und Fachhochschulen ergab, dass chinesische Studierende den überwiegenden Teil der Gruppe von Ausländern ausmachen, nämlich rund ein Drittel. Somit kommt etwa jeder zehnte Elektrotechnik-Studierende aus China (!).
Auf der einen Seite retten uns Ausländer die Erstsemester-Statistik in der Elektro- und Informationstechnik. Aktuelle Berichte aus dem VDE Ausschuss lauteten mehrheitlich, dass internationale Masterprogramme gut laufen. Auf der anderen Seite bin ich beim Verbleib am deutschen Arbeitsmarkt skeptisch. Nach einer nicht repräsentativen Befragung, die ich 2022 z.B. unter chinesischen Elektrotechnik-Studierenden durchgeführt hatte, kam ich zu dem Schluss, dass die überwiegende Mehrheit nur kurze Zeit hier verbleibt bzw. direkt nach dem Abschluss in die Heimat zurückkehrt.
Ich glaube nicht, dass die Elektro- und Informationstechnik im Ausland ein so schlechtes Image hat, wie hierzulande. Indische Masterstudenten konnten beispielsweise im Gespräch mit dem VDE Ausschuss kaum glauben, wie schlecht das Image der E-IT unter deutschen Jugendlichen ist. In vielen weniger wohlhabenden Ländern verspricht ein Ingenieurstudium beispielsweise sozialen Aufstieg. Außerdem sind die Studiengänge in Deutschland im Prinzip kostenfrei. Möglicherweise genießt das deutsche Ingenieurwesen im Ausland noch einen guten Ruf. All das könnten gute Gründe für ein Ingenieurstudium in Deutschland sein.
Alles in Ordnung also? Weit gefehlt: Bedenklich ist, dass das wahre Ausmaß der zurückgehenden Erstsemesterzahlen durch den hohen Ausländeranteil kaschiert wird. Befragungen einzelner Hochschulstandorte zu deutschsprachigen Bachelorprogrammen geben Grund zur Besorgnis, und dies sind auch nur Stichproben: 18, 11, 10 Erstsemester an drei verschiedenen Standorten! Wenn das so weiter geht, können diese Standorte diese Studienangebote nicht mehr aufrecht erhalten. Dann wohl auch nicht mehr die englischsprachigen Masterangebote.