Paar in einem Auto Big City
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29.04.2024 Studie

Automobilstandort 2035 – Meinungsführer*innen aus Politik und Wirtschaft blicken auf die Zukunft der deutschen Automobilindustrie

Vor welchen Herausforderungen steht die deutsche Automobilindustrie? Kommen preiswerte E-Autos für den Massenmarkt bis 2035 hauptsächlich aus China? Wie kann der Fachkräftemangel behoben werden? Diese und weitere Fragen werden in der neuen VDE Studie beantwortet. Hierfür hat der VDE hochrangige Führungskräfte und Unternehmenschefs aus verschiedenen Bereichen der Wertschöpfungskette sowie Politikerinnen und Politiker befragt. Darunter Vertreter*innen von Automobilherstellern, Zulieferern, Batterieproduzenten oder aus Forschung und Entwicklung.

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Dr. Ralf Petri
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Die Transformation als Chance betrachten

Die deutsche Automobilindustrie steht vor der größten Transformation seit ihrem Bestehen. Trotz unterschiedlicher Positionen in Detailfragen sind sich Politik und Wirtschaft einig: Digitalisierung und Elektromobilität werden die Branche grundlegend verändern.

Dabei sind die Ausgangssituation und das Potenzial der deutschen Automobilindustrie trotz großer Herausforderungen grundsätzlich gut – und damit aus Sicht der Befragten besser, als es die aktuelle Berichterstattung vermuten lässt.

Die Anpassungsfähigkeit an neue Technologien und Marktbedingungen sind ebenso essenziell wie eine starke politische Unterstützung und Innovationsförderung. Nur mit diesen Maßnahmen kann Deutschland seine führende Position im globalen Wettbewerb in der Automobilbranche behaupten.

Gute Ausgangslage – Digitalisierung und Software als Schlüsselfaktoren

Deutsche Fahrzeuge stehen heute für hohe Qualität – und das weltweit. Bei den Verbrennungsmotoren spielen sie ihre Technologieführerschaft aus. Doch der Trend zur E-Mobilität ist ungebrochen. Die Befragten gehen davon, dass sich Elektrofahrzeuge nicht nur wegen des ab 2035 in der EU geltenden Verbrennerverbots durchsetzen werden, sondern auch, weil sie aufgrund von Skaleneffekten und Technologiesprüngen wirtschaftlicher werden.

Digitalisierung ist ein Schlüsselfaktor für die deutsche Automobilindustrie, so der Konsens der Meinungsführer/-innen. Sie wird sämtliche Bereiche der Automobilproduktion und -entwicklung durchdringen. Mit dem Übergang zur E-Mobilität werden digitale Innovationen zu entscheidenden Faktoren für die Wettbewerbsfähigkeit. Autonomes Fahren – und damit die KI im Auto – wird sich hierzulande bis 2035 durchsetzen, gerade im Ridesharing.

Resilienz wird auch bis 2035 wichtig bleiben. Die Meinungsführer/-innen gehen davon aus, dass Automobilhersteller und Lieferanten bis 2035 noch besser über den Status ihrer Lieferketten Bescheid wissen als heute. Sie werden nicht mehr nur im Blick haben, was Kunden nachfragen, sondern auch, was Lieferanten kurzfristig anbieten können, um bei Störungen schneller zu reagieren. Das Software-Defined Vehicle (softwaredefiniertes/dominiertes Fahrzeug) wird auch dazu beitragen, die Resilienz zu erhöhen.

Das Wichtigste der Studie zusammengefasst:

  • Transformation der Branche meistern: Deutschlands Automobilindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe kann nur gemeinsames Handeln von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gestemmt werden. Eine wichtige Rolle dabei spielen Elektromobilität und Digitalisierung, wobei Technologie nicht als Hindernis, sondern als Lösung für ökologische Herausforderungen hervorgehoben werden sollte.
  • E-Mobilität gehört die Zukunft: Elektrofahrzeuge werden den Markt dominieren aufgrund von Umweltauflagen und ökonomischer Vorteile gegenüber herkömmlichen Verbrennern. Auch werden dringend Lösungen gesucht, damit kostengünstige E-Autos nicht nur in China sondern auch in Deutschland konzipiert werden.
  • Beschäftigungssituation stabilisieren - Risikofaktor Fachkräftemangel: Um die führende Rolle des Automobilstandorts zu bewahren, braucht es Weiterbildungsmaßnahmen für die bestehende Belegschaft hinsichtlich digitaler Skills, eine Steigerung der Attraktivität von technischen und digitalen Studiengängen sowie das Anwerben und die Eingliederung von gut ausgebildeten Fachkräften aus dem Ausland in die deutsche Automobilindustrie. Die Beschäftigungssituation für die Unternehmen wird weiterhin angespannt bleiben, es werden Fachkräfte fehlen und Stellen nicht besetzt werden.
  • Produktivität, Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit des Standorts steigern: Eine verstärkte Automatisierung und eine radikale Neugestaltung der Fertigungsprozesse sind notwendig, um sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten und die makro-ökonomischen Herausforderungen (Hohe Energiekosten, steigende Zinsen, intensiver Wettbewerb, Fachkräftemangel) zu bewältigen.

Ein Rückblick: VDE Studie "Antriebsportfolio der Zukunft"

Eine Stadt der Zukunft in Blautönen gehalten im Hintergrund. Der Vordergrund verwischt, eine Autobahn/ Straße
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17.01.2022 Pressemitteilung

Es ist nun das zweite Mal, dass der VDE Meinungsführer*innen aus Politik und dem Mobilitätsbereich befragt hat.

Vor zwei Jahren zum Antriebsportfolio der Zukunft – wie es ausgewogen und ökologisch gestaltet und an den Bedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher ausgerichtet werden kann. 

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