Trend zu DC
Ende des 19. Jahrhunderts hat sich die Wechselspannung (AC) als Technik für die elektrische Energieversorgung gegen die Gleichspannung (DC) durchgesetzt. Während damals Glühlampen und Maschinen den Stromverbrauch prägten und zentrale Kraftwerke viele Abnehmer in teilweise weiter Entfernung versorgten, zeichnet sich heute ein Paradigmenwechsel ab. Aufgrund des vermehrten Einsatzes dezentraler Energieanlagen, motiviert durch den Klimawandel, sowie des steigenden Elektronik-Anteils in Stromverbrauchern, steigt die Zahl der DC-Komponenten.
Vor diesem Hintergrund arbeiten Industrie und Forschung an Konzepten, die verlustreiche, mehrfache Transformation zwischen AC und DC zu umgehen und Stromverbraucher lokal direkt mit Gleichspannung zu versorgen (DC Microgrids). Davon verspricht man sich insbesondere deutliche Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen bei der Energieversorgung.
DC-Erzeuger
Photovoltaik-Zellen erzeugen gemäß dem photoelektrischen Effekt eine Gleichspannung. Zur Anbindung an das elektrische System sind Wechselrichter notwendig.
Generatoren formen mechanische in elektrische Energie um. Die in dezentralen Erzeugungsanlagen verwendeten Drehstromgeneratoren erzeugen naturgemäß Wechselspannungen, die zur Netzkopplung häufig über einen Frequenzumrichter eingespeist werden. Dabei sind prinzipiell ein Gleichrichter und ein Wechselrichter hintereinander geschaltet. Somit wird ein DC-Zwischenkreis erzeugt, der prinzipiell direkt nutzbar ist. Blockheizkraftwerke sind üblicherweise mit Synchrongeneratoren ausgestattet, insbesondere wenn ein Inselbetrieb ermöglicht werden soll.
Brennstoffzellen-BHKW gelten als vielversprechende Zukunftstechnologie mit hohem elektrischem Wirkungsgrad. Anders als Verbrennungskraftmaschinen erzeugen Brennstoffzellen durch eine elektrochemische Reaktion direkt Strom und Wärme. Der zum Teil aus Erdgas gewonnene Wasserstoff reagiert in der Zelle mit Sauerstoff zu Wasser. Dabei wird eine Gleichspannung erzeugt, die wiederum durch Wechselrichter eingespeist wird.
DC-Verbraucher
Elektronik-Komponenten sind in den meisten elektrischen Geräten installiert. Schätzungen zufolge durchfließen 80 % des verbrauchten Stroms in gewerblichen Gebäuden Leistungselektronik, Tendenz weiter steigend [1]. PCs, Bildschirme etc. besitzen intern verbaute oder externe Netzteile, die sie mit einer Gleichspannung versorgen. 40 – 80 % der Verlustleistung sowie 50 – 95 % des Gewichts und Volumens von Netzteilen sind auf die Versorgung mit Wechselspannung zurückzuführen.
Bis 2020 soll der Marktanteil der LED in der Beleuchtung auf 69 % ansteigen. Leuchtdioden benötigen eine Gleichspannung, weshalb die Leuchtsysteme ebenfalls mit Gleichrichterkomponenten ausgestattet sind. Sie nehmen mehr als 50 % des Platzbedarfs der Elektrik ein [2].
Elektrische Antriebe von Lüftungsanlagen, Wärmepumpen oder anderen Geräten einer Gebäudetechnik sind häufig drehzahlvariabel ausgelegt. Dazu sind Frequenzumrichter notwendig, die die Geschwindigkeit der Antriebe regeln und die Effizienz der Anlagen deutlich steigern [3]. Die Motoren an sich benötigen Wechselspannung, sind durch die Frequenzumrichter jedoch wiederum als DC-Verbraucher zu sehen.
Bis zum Jahr 2020 sollen eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen fahren. Ihre Lithium-Ionen-Akkus werden mit einer Gleichspannung geladen. Dazu befinden sich bisher Ladegeräte an Bord. Die Automobilkonzerne sind sich einig, dass DC-Ladestationen die Zukunftstechnologie der Stromtankstellen darstellen. Dadurch fallen Komponenten im Auto weg.