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Blitzschutz

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blende11.photo / stock.adobe.com

Autor(en):
P. Hasse

Die vom Feuerbegriff ausgehende Symbolik gehört zu den ältesten bildhaften Darstellungen des Blitzes, sie nimmt ihren Anfang in den archaischen Hochkulturen des gewitterreichen Mesopotamiens als zweigablige Zickzack-Stilisierung, der feurigen Blitzbahn oder als mehrfach gewelltes Blitzbündel. Der Blitzschlag wird zurückreichend bis in prähistorische Zeiten mit einem vom Himmel herabfallenden Stein oder einer herabgeschleuderten Steinaxt in Zusammenhang gebracht. (Spalten von Bäumen, Brechen von Fels, Töten von Lebewesen: Donnerkeil, Donnerstein, Thunderbolt, Pierre de tonnerre, Piedra de rayo). Experimente mit Reibungselektrizität verursachten einen bedeutenden Schritt in der naturwissenschaftlich begründeten Erkenntnis des Blitzphänomens. Zwar kannten bereits die Griechen etwa 600 v. Chr. die elektrische Wirkung geriebenen Bernsteins, aber erst durch die Erfindungen rotierender Elektrisiermaschinen als Ladungserzeuger und Leydener Flaschen als Ladungsspeicher konnte die Elektrizität soweit intensiviert werden, dass deutlich sichtbare Funken sich prasselnd entluden.


Chronik:

-1300  

Um 1300 v. Chr. Die Legende schildert Moses als "Experimentator", der einen Kondensator mit atmosphärischer Elektrizität lud und Strafen durch Entladungsschläge verabreichte - er selbst saß geschützt in einem Metallkäfig.

-925  

925 bis 587 v. Chr. Josephus Flavius berichtet in seiner "Geschichte der Juden", dass der Salomonische Tempel mit Goldplatten reich verziert war und metallene Regenrohre besaß, so dass kein einziger Blitzschaden trotz seiner exponierten Lage eintrat.

1749  

Benjamin Franklin untersucht elektrische Spitzenentladungen, P. Divisch führt fast gleichzeitig ähnliche Untersuchungen durch.

1750  

B. Franklin folgert aus seinen Modellversuchen, dass Häuser, Kirchen und Schiffe mit spitzen Stangen, die über einen Draht mit Erde/Wasser verbunden werden, zu schützen sind.

1753  

Heinrich Winkler entwickelt in Leipzig Pläne für den Bau von Blitzableitern.

1760  

Die vermutlich erste Franklin´sche Fangstange wird auf dem Haus des Kaufmanns West in Philadelphia errichtet und hält einem Blitzschlag stand, ohne dass das Haus beschädigt wird.

1760  

Der Edystone-Leuchtturm bei Plymonth erhält den ersten Franklinschen Blitzableiter Europas.

1769  

Forciert durch J. A. H. Reimarus wird der erste "Wetterableiter" in Deutschland auf der St.-Jakobi-Kirche in Hamburg errichtet. Im selben Jahr lässt J. I. von Felbinger auf der Stadtpfarrkirche in Sagan in Niederschlesien einen Blitzschutzdraht installieren.

1769  

Ebenfalls in diesem Jahr wird in der Lutherstadt Wittenberg der erste Blitzableiter auf einem Wohngebäude in Deutschland errichtet. Es ist das Haus des Professors J. D. Tietz.

1769  

J. A. H. Reimarus veröffentlicht die erste ausführliche Ursachenbeschreibung von Blitzeinschlägen in Deutschland.

1774  

Auf Veranlassung der Chur-Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München stellt Ph. P. Guden Blitzschutzrichtlinien zusammen, für die er mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wird.

1775  

Blitzableiter auf Turm des Dresdner Residenzschlosses: Zeiher aus Wittenberg

1776  

Das Gasthaus "Schwarzer Adler" in München erhält einen Blitzableiter auf Veranlassung von P. von Osterwald.

1778  

Veröffentlicht G. Ch. Lichtenberg seine "Verhaltungs-Regeln bei nahen Donnerwettern".

1779  

Breslauer Pulvermagazin bei Blitzeinschlag durch Ableiteranlage geschützt

1780  

1780 - 1788 J. J. Hemmer bemüht sich mit vielen Schriften den "Wetterableiter" in Süddeutschland zu verbreiten.

1785  

Berichtet das kurpfälzisch-bayerische Intelligenzblatt, dass bei einem heftigen Gewitter der zuvor errichtete Ableiter des Klosters in Weyern (Oberbayern) zweimal vom Blitz getroffen wurde, wobei das Kloster unbeschädigt blieb.

1791  

Der bayerische Kurfürst Karl Theodor erlässt die "Bayerische Allgemeine Feuerverordnung", in der gefordert wird, auf Hauptgebäuden, Kirchen, Schlössern, Klöstern, Rathäusern und dergleichen Orten Wetter-Ableiter aufzustellen und den unfehlbaren großen Nutzen von den Ortbeamten und Pfarrern dem Volk begreiflich zu machen.

1794  

J.A.H. Reimarus gibt die "Vorschriften zur Blitzableitung" heraus.

1798  

Der Verleger Cotta stiftet F. von Schiller einen Blitzableiter für sein Anwesen.

1825  

1825 - 1840 In Schleswig-Holstein werden Blitzableiter vorwiegend auf weichgedeckten Dächern errichtet.

1827  

In Württemberg gibt es bereits 1253 Gebäude mit Blitzableitern, davon 392 allein in Stuttgart.

1874  

In Kiel wird die Landesbrandkasse gegründet, die im selben Jahr Blitzschutz-Richtlinien herausgibt.

1878  

W. Holtz fasst in seiner Schrift "Anlage der Blitzableiter" den Stand der Blitzschutztechnik in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammen: Auffangstangen, Ableitungen, Erdung und Schutzraum werden darin beschrieben.

1885  

Der Elektrotechnische Verein zu Berlin gründet den "Unterausschuss zur Untersuchung der Blitzgefahr", in dem bedeutende Fachleute mitarbeiten: W. von Siemens, H.L.F. von Helmholtz, L. Weber, G.R. Kirchhoff, G. Karsten, M. Toepler, Foerster (Vorsitz), von Bezold, Neesen, Aron, Brix, Holtz und Paalzow.

1885  

Hörnerblitzableiter: Elihu Thomson

1886  

Der Unterausschuss veröffentlicht "Die Blitzgefahr No. 1, Mitteilungen und Ratschläge betreffend die Anlage von Blitzableitern für Gebäude". Hierin werden zwei grundlegende Schutz-Prinzipien beschrieben: das Gay-Lussac´sche System (hohe Auffang-Stangen) und das Melsens´sche System (verzweigtes System mir Auffang-Spitzenbüscheln). Das Melsens´sche Prinzip beinhaltet bereits den Blitzschutz-Potentialausgleich (Anschluss aller in ein Gebäude eintretenden Leitungen und aller größeren Metallteile in seinem Inneren an die Blitzschutzanlage).

1887  

Telefonbrücke zur Blitzableitermessung von Hartmann und Braun gebaut

1895  

Plattenblitzableiter: Voigt und Haeffner A.G.

1895  

Hörnerblitzableiter: E. Oelschläger und F. Schrottke bei Siemens &Halske

1896  

Rollenblitzableiter: A. Wurts bei Westinghouse

1901  

Hörnerblitzableiter mit magnetischer Blasung: G. Benischke

1918  

Der Unterausschuss wandelt sich zum selbstständigen "Ausschuss für Blitzableiter-Bau (ABB)".

1922  

Der ABB wird eine selbstständige Körperschaft mit eigener Satzung und der Aufgabe, das Buch "Blitzschutz" herauszugeben und zu aktualisieren.

1924  

1924 - 1968 Herausgabe von insgesamt 8 Auflagen des Buches "Blitzschutz".

1928  

Kathodenfallableiter: Siemens

1945  

Auflösung des ABB auf Befehl der Besatzungsmächte.

1949  

Neugründung des ABB als "Ausschuss für Blitzableiterbau für das vereinigte Wirtschaftsgebiet (ABBW) mit H.F. Schwenkhagen als Vorsitzenden.

1949  

1949 - 1990 Parallel zu den Blitzschutz-Aktivitäten in der BRD verlaufen die Arbeiten an Blitzschutznormen in der DDR. Am 19. Juni 1990 werden die Blitzschutz-Fachleute aus beiden Teilen Deutschlands zusammengeführt.

1951  

K. Berger (Zürich), V. Fritsch (Wien), W. Kostelecky (Wien), H.F. Schwenkhagen (Wuppertal) und P. Schnell (Münster) treffen sich in Bad Reichenhall: Dies ist die Geburtsstunde der Internationalen Blitzschutzkonferenzen (International Conference on Lightning Protection: ICLP), die zunächst als Europäische Konferenzen beginnen.

1951  

1951 - 2004 16 Europäische Blitzschutzkonferenzen werden bis 1981 an verschiedenen Orten abgehalten, an die sich ab 1983 11 Internationale Blitzschutzkonferenzen (ICLP) anschließen.

1952  

Kathodenfallableiter für Innenräume, Siemens

1954  

Überspannungsableiter zum Schutz der elektrischen Hausinstallation, DEHN + SÖHNE

1958  

Zusammensetzbarer Tiefenerder, DEHN + SOEHNE

1962  

Das Prinzip des "geometrisch-elektrischen Modells" zur Bestimmung von Schutzräumen wird im ungarischen Blitzschutz-Code verankert.

1976  

P. Hasse und J. Wiesinger entwickeln blitzstromtragfähige Gleitfunkenstrecken.

1977  

Der ABB schließt mit dem VDE einen Kooperationsvertrag und nennt sich nunmehr "Arbeitsgemeinschaft für Blitzschutz und Blitzableiterbau (ABB)". Im selben Jahr konstituiert sich das DKE-Komitee K 251 "Errichtung von Blitzschutzanlagen".

1977  

P. Hasse und J. Wiesinger entwickeln aus dem geometrisch-elektrischen Modell das allgemeine "Blitzkugel-Verfahren" zur Auslegung von beliebigen Fanganordnungen und bringen es in die internationale Blitzschutznormung ein.

1978  

Überspannungsableiter zum Einbau auf Profilschienen, DEHN + SÖHNE

1978  

Normenentwurf VDE 0185 Teil 1 unterscheidet zwischen "Äußerem Blitzschutz" und "Innerem Blitzschutz"

1979  

P. Hasse und J. Wiesinger entwickeln blitzstromtragfähige, den Netzfolgestrom löschende Luftfunkenstrecken.

1979  

Blitzductor: Überspannungsschutzgerät für elektronische MSR-Anlagen, DEHN + SOEHNE

1980  

P. Hasse kombiniert Fehlerstromschutz mit Überspannungsschutz.

1980  

Konstituierung des Technischen Komitees TC81 "Lightning Protection" bei der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) zur Erstellung von IEC-Blitzschutznormen.

1980  

E.F. Vance veröffentlicht eine Schutzphilosophie gegen den Nuclear Electromagnetic Impulse (NEMP) basierend auf Schutzzonen

1982  

DEHNventil erster Kombi-Ableiter (Blitzstrom- und Überspannungsableiter), DEHN + SOEHNE

1982  

In Zusammenarbeit zwischen ABB und VDE werden die Blitzschutzbestimmungen in Form von VDE-Richtlinien VDE 0185 Teile 1 und 2 veröffentlicht.

1984  

Überführung der "Arbeitsgemeinschaft für Blitzschutz und Blitzableiterbau (ABB) in den "Ausschuss für Blitzschutz und Blitzforschung des VDE (ABB) und Einrichtung eines Fördererkreises.

1985  

Schutzgerät für Rundfunk- und Fernsehgeräte, DEHN + SOEHNE, Hirschmann

1985  

100-Jahrfeier des ABB zusammen mit der 18. ICLP in München.

1987  

P. Hasse und J. Wiesinger gründen die Wissenschaftliche Beratungs-Gruppe (WBG)", die in den folgenden 15 Jahren Blitzschutz-Systeme für zahlreiche Großprojekte (wie Atomkraftwerke, Rechenzentren, Großbanken) plant und ihre Ausführung überwacht.

1988  

1988 - 1990 P. Hasse und J. Wiesinger entwickeln das Blitz-Schutzzonen-Konzept und bringen es als "Lightning Protection Zone-Concept (LPZ)" in die IEC-Blitzschutznormung ein.

1988  

Überspannungsgeschützte Steckdose: DEHN + SOEHNE

1993  

P. Hasse, J. Wiesinger, W. Zischank entwickeln Verfahren zur energetischen Koordination von Ableitern untereinander und mit den zu schützenden Geräten, das später auch in die internationale Blitzschutz-Normung aufgenommen wird.

1995  

Gekapselte, blitzstromtragfähige Löschfunkenstrecke, DEHN + SOEHNE

1997  

Konstituierung des Technischen Komitees TC81X "Lightning Protection" bei der Europäischen Normenkommission CENELEC.

1999  

Getriggerte blitzstromtragfähige Funkenstrecken, DEHN + SOEHNE

2002  

Isolierte Ableitung zum Beherrschen von Näherungen, DEHN + SOEHNE