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Maskot / F1online
28.03.2024

E-Technik-Ingenieure viel dringender gesucht als Softwareentwickler

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Der aktuelle IW Kurzbericht vom 5. Dezember 2023 (Köhne-Finster, Sabine, 2023, Berufe in der Halbleiterindustrie. Immer mehr Stellen können nicht besetzt werden, IW-Kurzbericht, Nr. 90, Köln) fasst Arbeitsmarktindikatoren für Berufe zusammen, die für die Chipindustrie relevant sind.

Was konnte ermittelt werden?

Der hier verwendete Indikator ist die Differenz zwischen Arbeitslosigkeit und unbesetzten – also offenen – Stellen. Dieser zeigt also an, wie dringend eine bestimmte Berufsgruppe gesucht ist. Interessant ist nun der Vergleich der Jahresdurchschnitte 2023 mit denen von 2022. Hier gilt noch unbedingt der Hinweis, dass es keine 1:1 Abbildung des Arbeitsmarktes der Chipindustrie ist, sondern die aufgeführten Berufe zwar dort gebraucht werden, aber eben nicht nur dort. Beispiel: Die im Bericht genannte  „Fachkraft Elektrische Betriebstechnik“ ist z.B. der technische No1-Beruf in der Energiewirtschafts-Branche.

Was bedeutet das für uns?

Im akademischen Bereich offenbart sich hier eine wichtige Erkenntnis – übergreifend auf alle Branchen! Während im Jahresvergleich der Indikator für „Experten Elektrotechnik“ (i.d.R. DIpl.-Ing. oder Masterabschluss im Studiengang Elektro- und Informationstechnik) von 9.602 auf sage und schreibe 13.942 anstieg, ist er bei den Experten für Softwareentwicklung (i.d.R. Masterabschluss Informatik) von 6.536 auf 5.880 zurückgegangen. Mit anderen Worten ist der Bedarf an E-Technik Ingenieuren in dieser Zeit um +45% angestiegen während der Bedarf an Softwareentwicklern auf akademischem Niveau  zwar immer noch recht hoch ist, aber um -10% gesunken ist. Noch anders ausgedrückt ist das Bedarfsverhältnis zwischen diesen Berufsgruppen 2,4 zu 1.

Zweifel an Fachkräftedeckung in der Chipindustrie!

Zurückkommend auf die Chipindustrie sieht es bei der Auswertung der aktuellen Trends im zitierten Bericht tatsächlich düster aus. In so gut wie allen für die Branche relevanten Berufen (außer Softwareentwicklung) ist der Indikator angestiegen. Das bedroht die Verwirklichung der Ziele des EU Chips Acts, den Marktanteil der EU an der weltweiten Halbleiterproduktion bis zum Jahr 2030 von 10 auf 20 Prozent zu verdoppeln, massiv. Michael Schanz: “Eine Lösung ist kaum in Sicht, denn erst kürzlich hat der VDE gemeldet, dass die Erstsemesterzahlen in der Elektro- und Informationstechnik 2023 weiterhin auf sehr niedrigem Niveau stagnieren. Wir haben aktuell keine Chance, den Bedarf im Lande mit eigenen ausgebildeten E-Technik Ingenieurinnen und Ingenieuren zu decken.“