Dr. Ralf Petri und Rainer Hald in den Büroräumen des VDE.
VDE / Jonas Kron
10.07.2025 Publikation

Interview mit Rainer Hald, CTO, VARTA AG

Rainer Hald, CTO VARTA AG, spricht im Interview mit dem VDE über die Batterietechnologie und warum die VARTA AG auf höchste Qualität und Sicherheit bei Ihren Produkten setzt. Im Gespräch berichtet Herr Hald, welch zentrale Rolle Batterien im Rahmen der Energiewende spielen.

Er war selbst in der Normung in der DKE aktiv, verrät uns seine „Wunschnorm“ und nennt Gründe, warum er jungen Ingenieur/-innen empfiehlt sich in der Normung zu engagieren.

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Dr. Ralf Petri
Dennis Heusser
Dr. Ralf Petri und Rainer Hald im Gespräch.

Dr. Ralf Petri im Gespräch mit Rainer Hald, CTO VARTA AG, am Hauptsitz des VDE in Offenbach.

| Jonas Kron / VDE

VDE: Lassen Sie uns direkt starten. Herr Hald, herzlichen Dank, dass Sie heute zum Interview hier bei uns am Hauptsitz des VDE in Offenbach eingetroffen sind und sich zu einem C-Level Interview bereit erklärt haben. Sie sind in ihrer aktuellen Position Chief Technology Officer der VARTA AG.  Haben Sie es bei Ihrem Einstieg ins Unternehmen für möglich gehalten, dass Sie eines Tages mal Vorstand der VARTA AG werden könnten?

Rainer Hald: Ehrlich gesagt, Nein. (überlegt). Das hätte ich damals nicht gedacht. Als ich meine Karriere begonnen habe, war mein Hauptziel eine stetige, fachliche Weiterentwicklung und mit meiner Arbeit auch wirklich etwas zu bewegen. Dies waren schon immer meine persönlichen Beweggründe. Dass ich dann einmal die Chance bekomme, die Technologie- und Technikstrategie der VARTA AG zu definieren, das hätte ich mir vor 20 bis 25 Jahren nicht erträumen können.

Rückblickend kann ich sagen, dass es vor allem der ständige Wechsel neuer Herausforderungen war, der mich immer wieder motiviert hat. Und jedes Mal, wenn ich eine neue Aufgabe gemeistert hatte, bot sich eine Chance, noch einmal etwas Neues zu lernen und Verantwortung zu übernehmen. Die VARTA AG hat mich dabei immer sehr gut unterstützt und das Zusammenspiel von persönlichem Wachstum und Unternehmensentwicklung macht diese Reise für mich so spannend.

VDE: Wenn ich an die VARTA AG denke, habe ich vielfältige Bilder im Kopf: Da sind einerseits die Regale im Supermarkt mit dem prägnanten blau-gelben Logo. Und andererseits habe ich über die VARTA AG gelesen, dass Sie auch im Bereich der Mikrobatterien aktiv sind, also Batterien für die Verwendung in kleinen Kopfhörern und Hörgeräten. Sind das alles Produkte aus Ihrem Unternehmen beziehungsweise können Sie mir hier einen Einblick in Ihr Unternehmen geben?

Umfassendes Produktportfolio mit dem Fokus auf Zukunftstechnologien

Dr. Ralf Petri und Rainer Hald im Austausch.

Dr. Ralf Petri im Austausch mit Rainer Hald zur Batteriezellfertigung und dem Wachstumsmarkt Elektromobilität.

| Jonas Kron / VDE

Rainer Hald: Sehr gerne und das ist eine gute Frage! Vor rund 25 Jahren gab es noch das große Gesamtunternehmen VARTA, von dem Sie eben gesprochen haben. Im weiteren Verlauf wurde das Unternehmen dann in drei Einheiten und gleichzeitig auch die Markenrechte aufgeteilt.

Bei den Batterien an den Supermarktkassen, wie eben von Ihnen beschrieben, handelt es sich um alkalische Rundzellen, dazu kommen auch noch Ladegeräte, Taschenlampen und Powerbanks. Das ging an Spectrum Brands, einen amerikanischen Konzern, und die Mikrobatterien sind von Dr. Tojner damals aufgekauft worden. Und vor wenigen Jahren ergab sich dann die Chance, die alkalischen Batterien, die VARTA Consumer Batterien wieder zurückzuholen und in die VARTA AG zu integrieren.

Aber die VARTA AG produziert nicht nur die ganzen Produkte, die sie aus dem Supermarkt kennen, sondern auch eine Vielzahl anderer Produkte. Wir entwickeln und produzieren beispielsweise Power Pack Lösungen, das heißt Batterie-Packs aus mehreren Zellen, zusammengeschaltet mit Elektronik und Gehäuse. Des Weiteren auch Energiespeicher für Haushalte oder für kleinere Firmen, wie auch kleine wiederaufladbare Lithium-Ionen Zellen. Weltweit sind wir der einzige Hersteller, der sechs elektrochemische Systeme in Massenproduktion hat, also wirklich sechs komplett unterschiedliche Systeme.

Und eben jene sechs Systeme entwickeln wir auch kontinuierlich weiter. Bei den Alkaline Batterien sind die Fortschritte naturgemäß mittlerweile etwas begrenzt. Das System gibt es schon sehr lange, aber bei neueren Technologien, zum Beispiel Silizium- Anoden für Lithium-Ionen Batterien oder Lithium-Eisenphosphat, da sind wir sehr aktiv in der Forschung und Optimierung der Performance und der Integration dieser Technologie in die Produktion.

Bei Batterien bleibt nie aus, dass man sich auch mit neuen Zukunftstechnologien beschäftigen muss. Dazu arbeiten wir sehr intensiv auch an wieder aufladbaren alkalischen Batterien und an Natrium-Ionen Systemen. Ein wichtiges Schlagwort ist auch „Batterie-Recycling“, das immer relevanter wird. Es gilt, die Materialien wieder in den Kreislauf zurückzubringen. Bei Lithium-Ionen Zellen ist auch ein großer Trend in Richtung Trockenbeschichtung zu gehen, um Energie- und Kosteneinsparungen zu erzielen.

Oder auch der Einsatz von (Künstlicher Intelligenz) KI gestützten Methoden, die immer mehr Einzug in die Produktion halten. Gerade auch zur Auswertung der großen Datenmengen, die bei einer Batteriezellproduktion anfallen. Und damit gestalten wir aktiv die Zukunft der Batterietechnologie und sind als VARTA AG sehr nachhaltig, sehr innovativ und auch breit aufgestellt.

VDE: Danke für die Nennung der vielen Beispiele, das hilft definitiv zur Einordnung. Wie unterscheiden Sie sich von Mitwettbewerbern wie CATL und Panasonic?

Rainer Hald: Die VARTA AG ist heute ganz klar ein Technologieunternehmen. Natürlich kennen uns viele als Batteriehersteller, aber unser Fokus geht natürlich weit darüber hinaus. Während große Hersteller wie CATL oder Panasonic vor allem in riesigen Stückzahlen für Massenmärkte produzieren, bedienen wir als VARTA AG gezielt anspruchsvolle Nischen. Das bedeutet, dass wir unsere Produkte nicht einfach nur herstellen, sondern auch kontinuierlich weiterentwickeln. Mit einem sehr klaren Anspruch an technologische Innovation und vor allem auch an Qualität. Auch zeichnen sich unsere Batterien immer dadurch aus, dass sie in mindestens einem wichtigen technischen Merkmal überlegen sind und wir dadurch einen technischen Wettbewerbsvorteil haben.

Ich bin fest davon überzeugt, dass es sehr schwierig ist in Deutschland „Me too“ (Nachahmer-)Produkte zu produzieren. Dafür sind wir dann trotz Hochautomatisierung zu teuer, weil Löhne, Steuern, Energiepreise, Bürokratie und Fachkräftemangel die Kosten treiben. Und diese Spezialisierung macht uns sehr flexibel und ermöglicht es uns auch, gezielt auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen, die sehr hohe Anforderungen an uns stellen.

VDE: Werfen wir nun einen Blick in den Mobilitätsbereich: CATL und Panasonic produzieren auch Batterien für den anspruchsvollen Automarkt für Elektrofahrzeuge. Einem sich stark entwickelnden Wachstumsmarkt. Nehmen Sie die Leser mit an die Hand und gewähren uns einen kurzen Einblick, wie der Mobilitätsbereich bei ihnen abgedeckt wird und wie Sie sich gegenüber Mitbewerbern positionieren?

Rainer Hald: In den vergangenen Momenten war unser Unternehmen viel in der Presse, auch aufgrund der abgeschlossenen finanziellen Restrukturierung. Wir haben nun die entsprechenden Aktivitäten der Hochleistungsrundzellen in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert und diese Gesellschaft ist mittlerweile mehrheitlich im Besitz einer Porsche Gesellschaft. Das bringt mit sich, dass die Weiterentwicklung auch dort stattfindet. Gemeinsam und in Partnerschaft mit einem Automobilhersteller.

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Für eine resiliente Lieferkette braucht es die enge Zusammenarbeit von Industrie, Politik und Forschung

Rainer Hald im Testlab Battery und Umwelt.

Rainer Hald vor dem Tauchbecken für die Umweltsimulation und IP-Schutzart mit den Experten von VDE Renewables, namentlich Dominik Hennefeld, Head of Battery Testing Germany und Dr. Jochen Mähliß, Head Batteries and Energy Storage Systems.

| Jonas Kron / VDE

VDE: Das ist natürlich sehr spannend. Jetzt sprechen Sie von Hochleistungsbatteriezellen, das bedeutet, dass Sie eher den Markt für Plug-In- und Hybridfahrzeuge bedienen, Hochenergiezellen machen sie dann in dem Schritt nicht, richtig?

Rainer Hald: Es kommt bei der VARTA AG immer auf die jeweilige Business Unit und das Produkt an, über das wir sprechen. Nehmen wir zum Beispiel die kleinen Lithium- Ionen Zellen, die ja hauptsächlich in Bluetooth Headsets genutzt werden. Da geht es sehr wohl um eine größtmögliche Energiedichte, weniger um die Leistungsdichte, hier ist wirklich die Energiedichte gefragt.

VDE: Hier kann man Ihnen zu Ihrer Leistung gratulieren: Ein mittelständisches deutsches Unternehmen aus dem Schwabenland mit einer so langen Tradition behauptet sich im Wettbewerb gegen sehr starke asiatische Hersteller. Da stellt sich uns die Frage: Haben die asiatischen Hersteller hier einen großen Vorsprung, sind sie wirklich uneinholbar, wie oftmals beschrieben oder sind sie Innovationsführer in einem kleineren Nischenmarkt beziehungsweise wird sich eine Innovationsführerschaft auch in dem Elektromobilitätsbereich durchsetzen – wie ist Ihre Einschätzung zur eigenen Unternehmensposition im Markt?

Rainer Hald: Ja, es stimmt natürlich, dass asiatische Hersteller den Markt für, ich nenne es mal Standardzellen im Volumensegment dominieren. Das ist historisch gewachsen und die Hersteller profitieren natürlich von enormen Skalierungseffekten, sind aber nicht uneinholbar. Ich denke in Europa und auch bei der VARTA AG konzentrieren wir uns auf technologisch sehr anspruchsvolle Anwendungen, bei denen es nicht nur um Masse geht, sondern eben auch um Qualität, Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Integration.

Unsere Stärke liegt speziell in der Entwicklung von maßgeschneiderten Zelllösungen mit sehr spezifischen technologischen Vorteilen, sei es in der Energiedichte, in der Leistungsdichte, der Lebensdauer oder auch im thermischen Management. Und gerade in diesen anspruchsvollen Segmenten, glaube ich, ist „Made in Europe“ und „Made in Germany“ nicht nur konkurrenzfähig, sondern oft auch führend. Für mich bedeutet dies, dass das Rennen keinesfalls entschieden ist. Es findet eben nur auf unterschiedlichen Ebenen statt. Man muss sich einfach in unterschiedlichen Segmenten bewegen.

VDE: Beim Thema Lithium-Ionen Batterien sind die Themen Rohstoffe und Aktivmaterialien für Anode und Kathode besonders spannend. Dieses Feld wird schon länger durch asiatische Unternehmen geprägt. Wie hat sich der Markt zwischenzeitlich aufgestellt, importieren sie im Zweifel auch noch viele Aktivmaterialien aus dem Ausland oder gibt es jetzt auch regionale Hersteller, die sich dem angenommen haben?

Rainer Hald: Ja, in der Tat wird nach wie vor sehr viel importiert. Der Zugang zu Rohstoffen ist derzeit für uns noch sehr gut abgesichert und sichergestellt. Das liegt auch an langfristigen Partnerschaften und der strategischen Beschaffung, aber wenn wir als VARTA AG in die Zukunft blicken, dann sehen wir sehr große Herausforderungen auf uns als Unternehmen zukommen. Eine echte europäische Souveränität in der Lieferkette zu erhalten ist sicherlich kein kurzfristiges Projekt, sondern ein langfristiger Prozess und Weg mit noch vielen Stolpersteinen. Es geht nicht nur um direkte Rohmaterialien, die wir als Batteriehersteller einsetzen, wie zum Beispiel Lithium oder Kobalt, sondern auch um die Vorstufen, die Vorprodukte und Zwischenstufen, die dann auch idealerweise in Europa beziehungsweise in Deutschland produziert werden soll(t)en.

Nur so werden wir dann unabhängig und resilient, besonders angesichts der globalen Lieferengpässe oder auch geopolitischer Spannungen, wie wir sie gerade aktuell erleben. Die Schaffung dieser Lieferketten erfordert eine sehr enge Zusammenarbeit von Industrie, Politik und Forschung und wird eine zentrale Rolle spielen, um die Wettbewerbsfähigkeit von Europa im Batteriebereich sicherzustellen.

VDE: Hoch interessant. Wenn wir uns die Politik anschauen: Was wünschen Sie sich von der Politik, wie kann Sie die eben skizzierten Maßnahmen flankieren?

Rainer Hald: Die Politik kann Unternehmen mit langfristigem Denken unterstützen. Es ist bei Themen, wie wir Sie gerade angesprochen haben nicht ausreichend, wenn man in ein, zwei bis drei Jahreszeiträumen denkt. Der Planungshorizont sollte hier ein wesentlich längerer sein und man muss diese Zeiträume auch durchhalten und am Plan festhalten, der aufgestellt wurde und diesen konzentriert umsetzen. So etwas kann dann gut und gerne auch mal ein paar Jahre länger dauern, bis man zum Beispiel die vollständigen Lieferketten umfangreich aufgebaut hat mit all ihren Vorstufen. Selbst zehn Jahre als Planungshorizont sind immer noch zu wenig, bis so etwas aufgebaut ist.

VDE: Hinzukommt auch das abrupte Ende der Förderung für Elektromobilität. Es wurde ein psychologischer Effekt in Gang getreten, bei dem es nicht nur um das reine Geld ging, sondern auch um das verloren gegangene Vertrauen. Es wirkte fast so, dass vielleicht selbst die Regierung nicht mehr wirklich an die Technologie als solche geglaubt hat.

Anders in China, das die langfristige Planung anhand von Fünf-Jahresplänen umsetzt. Wenn die Politik kontinuierlich am Ball bleibt, kommt auch keine Verunsicherung im Markt und innerhalb der Gesellschaft auf.  

Rainer Hald: Da stimme ich Ihnen zu, das kann ich nur unterstreichen. Das meinte ich auch mit längerfristigen Plänen. Es braucht für alle Akteure eine Planbarkeit und Gewissheit, dass ein Projekt beziehungsweise Vorhaben auch über einige Jahre bestehen bleibt und durchgezogen wird, bis der Ball sich wirklich auch im Tor befindet. Doch es kann auch dauern, bis der Ball im Tor ist.

VDE: Sie hatten erwähnt, dass mit der VARTA AG und Porsche zwei sehr große deutsche Unternehmen und Marken aktuell zusammen ein Joint Venture beziehungsweise ein Tochterunternehmen führen. Gewähren Sie uns bitte hier einen kurzen Einblick, was hier künftig geplant ist?

Rainer Hald: In der Tat, bei dem Zusammenschluss handelt es sich um die V4Drive GmbH, die jetzt V4Smart heißt und mittlerweile nach der Restrukturierung mehrheitlich im Besitz einer Porsche Gesellschaft ist. Das unterstreicht das Vertrauen in die Technologie.

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Rainer Hald und VDE Experten im Testlab Battery und Umwelt.

Rainer Hald während der Führung im Testlab mit Dr. Ralf Petri, Dominik Hennefeld und Dr. Jochen Mähliß.

| Jonas Kron / VDE

VDE: Sie haben auch ein Tochterunternehmen, die VARTA Storage GmbH – eine Unternehmenseinheit, die Batterien als Speicher für die Energiewende bereitstellt. Welches Potential sehen Sie hier?

Rainer Hald: Meiner Ansicht nach wird die Batterie eine Schlüsselrolle bei der Energiewende spielen. Speicherlösungen sind unerlässlich, um Energie effizient zu puffern und verfügbar zu machen. Das kennen wir von regenerativen Energiequellen wie Sonne und Wind, die sehr volatil sind und nicht immer Strom produzieren, wenn dieser in großen Mengen auch gebraucht wird - deswegen sind Speicher sehr hilfreich.

Gerade dezentrale Speicher, also Speicher, die man in Haushalten hat, sind wichtige Bausteine, weil sie die Eigenversorgung für einzelne Haushalte erhöhen und das Netz dadurch entlasten können. Alles, was ich nicht dem Haus über die Leitungen zuführen muss, entlastet das Netz und spart am Ende auch Geld für den Endverbraucher.

Gleichzeitig bin ich auch der Ansicht, dass es auch große zentrale Speicher geben muss, die eben auf Netzebene für Stabilität sorgen müssen. Und diese Kombination aus dezentralen und zentralen Lösungen, die wird entscheidend sein, um unser Energiesystem nachhaltiger und resilient zu gestalten.

Speicherlösungen sind unerlässlich, um Energie effizient zu puffern und verfügbar zu machen.

VDE: Gehen wir vom schlimmsten und dem unerwarteten Fall aus: Ein Batteriezellblock, der bei mir unten im Keller für meine Solaranlage steht, fängt plötzlich an zu brennen. Brennt dann sofort das Haus ab oder anders gefragt: Wie stellen Sie sicher, dass Brandschutz eingehalten wird bzw. dies nicht der Fall sein wird?

Rainer Hald: Sie sprechen ein sehr wichtiges Thema an. Für uns ist das Thema Sicherheit von höchster Priorität. Bei diesen Produkten ist Sicherheit, Langlebigkeit und umfassender Service entscheidend. Denn der Kunde, der Endkunde, kauft ein Produkt, das er oder sie idealerweise, die nächsten 10-20 Jahre im Einsatz haben möchte und da kann und darf auch nichts passieren. Auch nach dieser Zeit existiert dann idealerweise noch der Hersteller, bietet einen sehr guten Service und hat entsprechende Ersatzteile auch noch vorrätig. Diese Gedanken sollten bei der Investitionsentscheidung immer auch eine Rolle spielen.

VDE: Im VDE ist mit der DKE die Institution für Normung und Standardisierung in den Bereichen Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik auch für die Batterietechnologie verantwortlich. Sie selbst waren auch lange Zeit in diesen Gremien aktiv, unter anderem im DKE/K 371 Akkumulatoren sowie im DKE/K 372 Primärbatterien. Welche Rolle spielt für Sie persönlich das Thema Normung, wie wichtig wird Normungsarbeit in Zukunft sein und wie wird sich Normungsarbeit künftig verändern?

Rainer Hald: (entschlossen) Viele Personen, die sich noch nicht wirklich tiefergehend mit Normung beschäftigt haben, gehen davon aus, dass Normungsarbeit per se langweilig ist. Das stimmt nicht und ich persönlich habe andere Erfahrungen gemacht! Die Normungsarbeit ist oft unsichtbar, aber aus meiner Sicht von enormer Bedeutung. Was ich persönlich sehr daran schätze, ist, dass man über die Normung auch die Möglichkeit erhält, Anforderungen an zum Beispiel Batterien zu definieren, die weit über die reine Performance hinausgehen. Dazu gehören beispielsweise auch relevante Themen und Fragestellungen hinsichtlich Sicherheit, Zuverlässigkeit oder auch Umweltaspekte dazu.

Wer sich in der Normung aktiv einbringt, kann wichtige technologische Entwicklung gemeinsam mitgestalten. Und wir als Expert/-innen in der Normung haben ja dann quasi auch einen direkten Einfluss auf die Produktqualität und auch auf den Schutz der Anwender. Am Ende ist Normung immer auch ein Balanceakt, weil viele Interessen und Sichtweisen zusammengeführt werden müssen, um praxisnahe und nachhaltige Standards zu erschaffen.

Ich persönlich würde allen jungen Ingenieur/-innen mit technischem Verständnis und Interesse an Produktqualität empfehlen, sich in der Normung zu engagieren. Normungsarbeit ist für mich eine einzigartige Gelegenheit, aktiv mitgestalten zu können und auch Verantwortung zu übernehmen.

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MINT-Berufe müssen attraktiver werden, um die jungen Talente von morgen zu gewinnen und langfristig auch zu halten.

VDE: Haben Sie denn eine Lieblingsnorm oder anders gefragt: Welche Norm wünschen Sie sich denn noch, die sich auch weltweit durchsetzen lässt? (lacht)

Rainer Hald: Grundsätzlich sollte Normung immer in den relevanten Gremien im Zusammenspiel mit allen Beteiligten erarbeitet werden. Warum? Um ein ausgewogenes, technisch fundiertes Ergebnis zu erzielen. Ich glaube ein schneller einseitiger Durchsetzungsversuch ist selten sinnvoll. Da Sie mich aber direkt danach fragten: Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre es eine einheitliche Steckdosennorm – und zwar weltweit.

Es würde uns allen das Reisen erleichtern, würde Produktion vereinfachen sowie Ressourcen und Kosten sparen. Aber natürlich gibt es auch unterschiedliche technische Standards und Sicherheitsanforderungen in den verschiedenen Ländern und deshalb wäre die Umsetzung einer sofortigen, unreflektierten globalen Einführung nicht realistisch. Dieses Beispiel zeigt aber sehr gut auf, warum Normung auch komplexe gesellschaftliche und technische Fragen bündeln kann.

VDE: Erlauben Sie uns bitte noch eine abschließende Frage zum Stichwort Fachkräftemangel. Die Batterietechnologie ist einer der der starken Technologieträger für das Thema Mobilität und Energiewende. Wie gewinnen Sie bei der VARTA AG junge Menschen, die Fachkräfte von morgen?

Rainer Hald: Wir sehen durchaus großes Interesse an der Batterietechnologie bei jungen Menschen, da immer mehr Anwendungen kabellos werden. Dabei bietet speziell die Batterietechnologie viele spannende technische Herausforderungen.

Allerdings reicht das bloße Interesse, so wie wir es wahrnehmen, derzeit nicht aus, um diesen wachsenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften zu decken. Deshalb müssen wir alle, und da schließe ich mich natürlich mit ein, noch mehr tun, um die MINT-Berufe insgesamt wieder attraktiver zu gestalten.

Angefangen bei der Schulbildung über praxisnahe Ausbildung bis hin zu attraktiven Karriereperspektiven in der Industrie. Nur so können wir sicherstellen, dass wir die Talente von morgen gewinnen und langfristig auch in der Branche halten können.

VDE: Herr Hald, das sind abschließend von Ihnen wichtige und zugleich schöne Worte. Wir danken Ihnen für das gemeinsame Interview!

Dr. Ralf Petri und Rainer Hald beim Abschluss des Interviews.

Dr. Ralf Petri und Rainer Hald nutzten die Gelegenheit, um das nahegelegene Testlab Battery und Umwelt von VDE Renewables zu besichtigen.

| Jonas Kron / VDE