Techn Souveränität
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06.12.2021 Publikation

Technologische Souveränität in der Biomedizinischen Technik: Der Mensch im Fokus

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Technologische Souveränität in der Biomedizinischen Technik ist notwendig, um die grundgesetzlich verankerte gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung jederzeit sicherzustellen. Den aktuell hohen medizinisch-technischen Standard durch hochentwickelte souverän beherrschte Technologien und technisch exzellent ausgebildete medizinische Fachkräfte gilt es zu erhalten und weiter auszubauen. Nur so können die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ziele im Gesundheitsbereich auch in Zukunft souverän gestaltet und erreicht werden.

Die große Bedeutung der BMT hat sich zuletzt in der Corona-Pandemie gezeigt. Während sehr schnell neue Impfstoff-Technologien entwickelt, erprobt und zum Einsatz gebracht wurden, traten schwere medizinisch-technische Defizite im Pandemiemanagement auf. Beispielhaft sei hier die fehlende einheitliche Digitalisierung der Gesundheitsämter und die fehlende digitale Vernetzung genannt, die in Folge zu hohen Infektionsraten und vermeidbaren Todesfällen auf den Intensivstationen geführt haben.

Darüber hinaus werden wir im Rahmen des demographischen Wandels und einem zunehmenden Anteil chronischer Erkrankungen in Zukunft noch stärker von biomedizinischen Technologien abhängen.

Um zukünftige Problemlagen zu vermeiden, müssen deshalb mit multidisziplinärer und interprofessioneller Expertise erwartete wie unerwartete Szenarien vorgedacht werden, ordnungspolitische Entscheidungen vorbereitet und getroffen, sowie strukturelle wie technologische Prioritäten gesetzt werden. Die Technologische Souveränität auf dem Gebiet der BMT stellt eine strategische Voraussetzung zur Bewältigung aller dieser Herausforderungen dar. Dies umfasst technologische Entwicklungen und Lösungen ebenso wie die Organisation des Zusammenspiels der verschiedenen Stakeholder.

Technologische Entwicklungen und Lösungen in der BMT werden maßgeblich durch den Mangel in der Entwicklung und der Durchsetzung des Marktzugangs neuer Produkte und Verfahren verhindert. Teilweise behindern bereits heute Probleme bei der souveränen Beherrschung von bestimmten Schlüsseltechnologien innovative und effiziente Lösungen. So beherrschen wir die grundlegenden Innovationsprozesse, aber der Marktzugang wird durch Bürokratisierung und inhibitorisch wirkende Regulierung erheblich erschwert, insbesondere durch die Medical Device Regulation (MDR) als maßgeblicher Inhibitor für die internationale kompetitive Aufstellung Europas auf dem Gebiet der BMT.

Die wissenschaftlich transdisziplinär orientierten Verfasser*innen dieses Positionspapiers schlagen deshalb zur Beseitigung der angesprochenen Hindernisse verschiedene Maßnahmen vor. Ziel ist es, Spitzenleistungen auf dem zukunftsrelevanten Gebiet der BMT zu sichern, international in führender Position zu bleiben und die BMT als eine tragende Säule der deutschen und europäischen Wirtschaft weiter auszubauen. Die empfohlenen Maßnahmen ergeben sich aus der Analyse des aktuellen Standes der BMT in Deutschland und Europa. Das Papier geht bei dieser Analyse über die rein technologischen Aspekte hinaus und berücksichtigt, dass die BMT den Menschen im Fokus hat und nur mit der Akzeptanz der Menschen und der professionellen Begleitung durch medizinische Fachkräfte in Verbindung mit den Patientinnen und Patienten ihren Wert entfalten kann. Im Folgenden werden deshalb auch die bildungspolitischen, regulatorischen, ethischen und nachhaltigen Aspekte der BMT hervorgehoben

Die DGBMT positioniert sich entlang sieben Kernthesen und identifiziert drei Kategorien der essentiellen Schlüsseltechnologien.