Aus der Geschäftsstelle
Anfang September kamen über 500 Expertinnen und Experten aus der Biomedizinischen Technik aus Deutschland, der Schweiz und Österreich für drei Tage zur BMT 2025 dem führenden Kongress für Wissenschaft und Innovation in der Medizintechnik in Muttenz bei Basel zusammen.
Auf dem Kongress wurde wieder deutlich: Medizintechnische Innovationen sind nach wie vor die Basis für medizinischen Fortschritt. Doch von der ersten Idee bis zur Markteinführung eines neuen Medizinprodukts vergehen oft mehr als zehn Jahre, in denen erhebliche finanzielle Mittel erforderlich sind. Wichtige Herausforderungen sind dabei die klinische Bewertung, die Zulassung als Medizinprodukt und die Finanzierung im Gesundheitswesen. Wissenschaft, Fördergeber und Unternehmen benötigen hierfür einen langen Atem.
Dies gilt umso mehr, da die Medizintechnik vor großen Innovationssprüngen steht. Digitalisierung, KI und Digital Trust sind die neuen Basistechnologien einer vernetzten, intelligenten Medizintechnik, die eine vertrauenswürdige und individualisierte Patientenversorgung ermöglichen. Die personalisierte Medizin wird auf die persönlichen Merkmale eines Patienten zugeschnitten. Endoprothetik, aktive Implantate und Stents sind typische Beispiele hierfür.
Die personalisierte Medizin wird auf die persönlichen Merkmale eines Patienten zugeschnitten. Endoprothetik, aktive Implantate und Stents sind typische Beispiele hierfür. Die Kombination aus lebenden biologischen Komponenten und Technik schafft biohybride Systeme mit neuer Funktionalität. Sie bietet Patienten, beispielsweise bei Herzklappen, viele Vorteile. Neurotechnologien, die die Schnittstelle zwischen Mensch und Technik für die Therapie von Bluthochdruck bilden, stehen vor der Einführung. Derartige Innovationen gelingen nur in einem interdisziplinär arbeitenden Ökosystem wie dem der DGBMT, das Wissenschaft, Unternehmen und Anwender zusammenführt, um gemeinsam Innovationen zu gestalten und Hürden zu überwinden.
Auf der Veranstaltung stellte die DGBMT ihre Arbeitsschwerpunkte bis Ende 2027 vor, darunter sechs neue Leitinnovationen.
- Medizintechnik treibt Digitalisierung
Den Fortschritt in der Medizintechnik und das Potenzial der Digitalisierung in das Gesundheitswesen bringen - Neurotechnologien auf dem Weg zum Menschen
Die europäische Spitzenposition in der Forschung in Anwendungen für den Menschen umsetzen. - Foundation Models in der BMT
Basismodelle in der KI machen qualitätsgesichertes Domänenwissen aus den Bereichen Medizintechnik und Medizin verfügbar. - Die Zukunft biohybrider und personalisierte Implantate
Aktuelle Innovationen in den Bereichen Digitalisierung, digitaler Zwilling, KI, Bildgebung und neuartige Produktionsmethoden ermöglichen erstmals eine wirtschaftliche und breit anwendbare patientenspezifische Produktion von Implantaten. - Embodied Intelligence – Roboter in der Medizin
Roboter bilden den Körper, mit dem eine Künstliche Intelligenz aus der virtuellen Welt heraustreten und mit Patient*innen interagieren kann. - Innovationen in der Bildgebung
Die Auflösung und der Informationsgehalt bildgebender Verfahren steigen sprunghaft an. In Kombination mit KI ermöglichen sie eine detailliertere Diagnostik
Mit BMshE für Frauen in der Medizintechnik führte sich ein neuer DGBMT Fachausschuss ein, der Anfang des Jahres gegründet wurde. Hier geht es unter anderem darum, die Unterschiede zwischen Frauen und Männern in der Medizin besser zu erforschen. Ein Herzinfarkt kann sich bei Frauen beispielsweise völlig anders äußern und leicht übersehen oder fehlgedeutet werden.
Bei der Vergabe des mit 5.000 Euro dotierten DGBMT Preis der Stiftung Familie Klee wurden Nachwuchstalente gefeiert. Es gab Forschung zu Knieprothesen, Exoskeletten und Simulationen von Zellen auf Mikrochips für die Medikamentenentwicklung. Aber auch die Nachwuchstalente von morgen kamen nicht zu kurz. Mit dem Jungen Forum hatten Studierende und Nachwuchswissenschaftler ein exklusives Programm vor Ort.
Nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung. Unter diesem Motto lade ich Sie herzlich zu unserem kommenden DGBMT Highlight ein. Am kommenden 7. November findet die Nacht der Biosignale bundesweit an 14 Standorten statt. Eine Veranstaltung auch für Familie und Freunde. Wir freuen uns auf Sie!
Viele Grüße
Dr. Thomas Becks
DGBMT Geschäftsführer
Medizintechnik ermöglicht die Digitalisierung im Gesundheitswesen
Dies ist das Fazit einer gemeinsamen Veranstaltung von DGBMT und DGIV (Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung im Gesundheitswesen), die am Rande des Hauptstadtkongresses Medizin und Gesundheit vom 25.06. bis 27.06. in Berlin stattfand.
Unter dem Titel „Wer sich vernetzt, ist erfolgreich und hilft Menschen. Medizintechnik muss integriert werden!” hielten Prof. Dr. Sylvia Thun (Charité und Vorstandsmitglied der DGBMT), Michael Dulava (März Internetwork Services AG) und Werner Frenz (Dräger) Impulsvorträge und diskutierten intensiv mit den Teilnehmern.
Mikro- und Nanoroboter in der Medizin
In der ersten Ausgabe des VDE dialog 2025 wird das Potenzial von Mikro- und Nanorobotern in der Medizin beleuchtet. Diese winzigen Roboter, teils kleiner als menschliche Zellen, könnten künftig für präzisere Behandlungen eingesetzt werden, indem sie gezielt Medikamente an schwer erreichbare Stellen im Körper transportieren. Im Interview erläutert Dr. Anna C. Bakenecker vom Fraunhofer IMTE in Lübeck die Fortschritte und Herausforderungen dieser Technologie, insbesondere in Bezug auf Steuerung, Bildgebung und Biokompatibilität.
KI-basiertes Wearable für die Früherkennung und Prävention bei tiefen Venenthrombosen
Das ThrombUS+ Horizon EU Project möchte die Risikoeinschätzung und Prävention für tiefe Venenthrombosen verbessern. Das Produkt, das hierfür entwickelt wird, unterliegt nicht nur regulatorischen Hürden aus der MDR, sondern auch dem Artificial Intelligence Act. Hier begleitet der VDE das Projekt von Beginn an.
Dr. Thorsten Prinz, Senior Manager Medizinprodukte und Software beim VDE, spricht im Interview mit MEDICA.de über das Projekt und die damit verbundenen Herausforderungen – wie zum Beispiel das „regulatorische Vakuum“ für KI-basierte Medizinprodukte, und wie der VDE dabei unterstützen kann.
MD Comp: Wie gelingt die sichere und konforme Integration von Medizinprodukten und Nicht-Medizinprodukten?
Die Digitalisierung im Medizintechnikbereich schreitet stetig voran. Damit einher geht die Vernetzung von Medizingeräten aller Art mit unterschiedlichsten Nicht-Medizingeräten. Typische Beispiele dafür sind das Patientenmonitoring oder der digitalisierte Operationssaal. Eine erhebliche Herausforderung für Hersteller und Betreiber besteht darin, Medizinprodukte mit Nicht-Medizinprodukten in Systeme mit medizinischem Zweck zu integrieren und dabei die Sicherheit und Leistungsfähigkeit nachweislich zu garantieren. Der VDE hat nun mit „MD Comp“ ein neues Konzept entwickelt, das diese Problematik adressiert. MD Comp bietet eine strukturierte Herangehensweise, um die technischen Eigenschaften von Nicht-Medizinprodukten so zu qualifizieren, dass diese konform in medizinische Systeme integriert werden können.
Online Kurs: Regulatory requirements for AI based medical devices
In Kooperation mit dem AIQ – Artificial Intelligence Quality & Testing Hub
Dieser Kurs konzentriert sich auf die regulatorischen Anforderungen für KI-basierte Medizinprodukte auf dem Markt der Europäischen Union. Der Kurs ist auf Fachleute zugeschnitten, die sich im komplexen Geflecht der EU-Vorschriften zurechtfinden müssen, und bietet eine eingehende Untersuchung der wesentlichen Richtlinien, Konformitätsstrategien und Qualitätssicherungsprozesse, die für die Marktzulassung erforderlich sind. Mit fachkundigen und innovativen Inhalten erwerben die Teilnehmer das Wissen und die Fähigkeiten, um sicherzustellen, dass ihre KI-Medizinprodukte die strengen EU-Standards erfüllen und den Weg für sicherere und effektivere Gesundheitslösungen ebnen.
Der Kurs wurde von Dr. Thorsten Prinz, Leiter Fachausschuss Regulatory Affairs konzipiert. Bei VDE Health widmet sich Herr Prinz den regulatorischen Anforderungen für Medizinprodukte und Software. Eine Teilnahme ist jederzeit möglich.