Schöne Lilie und brennende Kerze auf dunklem Hintergrund mit Platz für Text. Beerdigung weiße Blumen.
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17.07.2024 Kurzinformation

In Memoriam

Wir erinnern an bekannte verstorbene Personen, die in den ET.G Gremien mitgewirkt haben.

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Dr. sc. techn. I. Muzaffer Canay

Dr. sc. techn. I. Muzaffer Canay

Dr. sc. techn. I. Muzaffer Canay

Muzaffer Canay kam am 2. September 1928 in der Türkei zur Welt und wuchs unweit des Marmara-Meeres zu Füßen des Uludag- Gebirges auf. Er studierte Elektrotechnik an der Technischen Universität Istanbul, machte mit besten Noten im Jahr 1951 den Bachelor- und 1954 den Masterabschluss. Schon 1953 hatte die Universität eine Ferienarbeit bei der Maschinenfabrik Oerlikon MFO in der Schweiz vermittelt, ein Praktikum für weitere drei Monate folgte im Jahr darauf. Dabei sollte seine Lust an Theoretischem in der Elektrotechnik durch einen namhaften Betreuer noch beflügelt werden. Als Jungingenieur zog es Canay schon 1956 wieder in die Schweiz, dieses Mal zur Firma BBC in Baden, und - nach zweijährigem Militärdienst im Heimatland - wieder zu BBC, wo er 1959 in der Entwicklung elektrischer Maschinen tätig wurde. Im selben Jahr schloss Muzaffer mit der Schweizerin Melanie Wirth den Ehebund. Eine Dozententätigkeit führte ihn 1961/62 zum Elektrotechnik- Lehrstuhl in Istanbul. Danach setzte er die Laufbahn bei BBC fort - in aufsteigender Verantwortung und Position, ohne Unterbrechung bis Eintritt in den Ruhestand 1993.

Die Firma BBC, später ABB, bot im Gebiet elektrischer Maschinen für I.M. Canay das ideale Arbeitsfeld und setzte dessen Theorie-Talent gerne beim Weiterentwickeln ihrer Technik ein. Im Vordergrund standen Wasserkraft- und Turbogeneratoren sowie große Synchronmotoren, vor allem ihr dynamisches Verhalten unter außerordentlichen Betriebsbedingungen. Jede Studienaufgabe, die dem stillen und verlässlichen Denker Canay anvertraut wurde, war Ansporn zu Neuem. Er selbst hinterfragte auch die Grenzen von Berechnungsverfahren und Theorien. Ein ganz großer Wurf gelang ihm durch „Erweiterte Ersatzschemata der Synchronmaschine sowie Vorausberechnung ihrer Kenngrößen“. Er präsentierte diese Arbeit 1968 als externe Dissertation an der Ecole Polytechnique de l’Université de Lausanne EPUL und setzte damit das Erbe seines früheren Mentors Dr. h.c. Theodor Laible von der MFO würdig fort. Eine Fülle theoretischer Arbeiten - technisch wertvoll und wissenschaftlich hochrangig - sollte entstehen, vieles davon wurde vorgetragen und publiziert - die ersten zwei von insgesamt fast 70 Aufsätzen erschienen bereits 1959. Markenzeichen seiner Arbeit war immer, dass die theoretischen Funde experimentell untermauert wurden, dank Sondermessungen an Großgeneratoren und -motoren im Firmen-Prüffeld und in Anlagen der Betreiber. Zur Förderung des Fachnachwuchses dozierte Canay wiederholt am Nachdiplomstudium der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich ETHZ.

Für seine Verdienste erhielt Dr. I. M. Canay mehrfach Auszeichnungen: 1972 war es der Sebastian-de-Ferranti-Preis, in England übergeben, 1975 derjenige der Fondation George Montefiore aus Belgien, 1990 der Heinrich-Hertz-Preis der Badenwerk-Stiftung, verliehen an der Universität Karlsruhe. Hinzu kam 1998 der PES Working Group Award aus den USA für die Mitwirkung beim neuen IEEE Standard 115-1995 „IEEE Guide: Test Procedures for Synchronous Machines“. Lobende Erwähnung fand Canay im Buch „Ingenieure bauen die Schweiz“, erschienen 2013 im Verlag Neue Zürcher Zeitung. Die größte Anerkennung besteht darin, dass das nach Canay verbesserte mathematische Gerippe der Synchronmaschine von nahezu der ganzen Fachwelt übernommen worden ist.

Dr. sc. techn. I. M. Canay ist am 3. März 2017 im Alter von 88 Jahren verstorben.

Professor Depenbrock (rechts) in Diskussion während der Konferenz ISNCC 2008

Prof. Dr.-Ing. Manfred Depenbrock

Professor Depenbrock (rechts) in Diskussion während der Konferenz ISNCC 2008

Aus Bielefeld gebürtig, studierte er an der TH Hannover elektrische Energietechnik. 1954 begann er sein Berufsleben in der Gleichrichterabteilung der Brown Boveri & Cie. in Mannheim und stieg zum Leiter der Zentralen Entwicklung für Elektronik auf; 1962 wurde er extern an der TH Hannover promoviert. 1968 nahm er den Ruf an die neu gegründete Ruhr-Universität Bochum an und baute den Lehrstuhl für Erzeugung und Anwendung Elektrischer Energie auf; 1994 wurde er emeritiert.

M. Depenbrock leistete wesentliche Beiträge zur Entwicklung der Leistungselektronik, besonders für die moderne Bahnantriebstechnik. Seine grundlegenden Arbeiten zum Blindleistungsbegriff wurden nicht zuletzt durch die ETG-Blindleistungstagung 1977 prägend, sie haben sich praktisch bei der dynamischen Blindleistungskompensation bewährt und sind weltweit unter dem Schlagwort Fryze-Buchholz-Depenbrock- (FBD-) Methode anerkannt. Aus ihnen ging in den siebziger Jahren der Vierquadrantsteller als der weltweit eingesetzte Netzstromrichter für Triebfahrzeuge mit Drehstromantriebstechnik am Wechselstromfahrdraht hervor.

1984 entwickelte M. Depenbrock für umrichtergespeiste Hochleistungs-Drehfeldantriebe die Direkte Selbstregelung (DSR). Sie leitet die Schaltbefehle des Pulswechselrichters direkt aus den Werten von Statorfluss und Drehmoment ab, die ein Rechnermodell aus den elektrischen Klemmengrößen der Maschine bildet. Aus ihr ging die Indirekte Statorgrößen-Regelung (ISR) für die in den neunziger Jahren die GTO-Wechselrichter ablösenden IGBT-Wechselrichter hervor, die die Robustheit des direkten Statorgrößen-Regelungsansatzes mit den im Bahnbereich besonders geschätzten Vorzügen der Pulsweitenmodulation vereint. Sie bildete die Basis für das seit 2000 in Nahverkehrstriebwagen eingesetzte Verfahren zum drehgeberlosen Betrieb der Drehstromfahrmotoren.

Professor M. Depenbrock blickte auf über 65 viel beachtete Veröffentlichungen und 57 Patenterteilungen sowie 31 „Doktorsöhne“ zurück. Er wirkte als Leiter des ETG-Fachausschusses 5 "Elektronik in der Energietechnik", als Mitherausgeber des (früheren) etz-Archivs (jetzt ETEP), im IEC 22 sowie im UK 331.1 der DKE. Er erhielt die Ehrenringe des VDI wie des VDE, den Heinrich-Hertz-Preis der Universität Karlsruhe und den Ernst-Blickle-Preis der SEW-Eurodrive-Stiftung und ist Fellow des IEEE.

Am 30. Januar 2019 ist Professor emer. Dr.-Ing. Manfred Depenbrock gestorben, nachdem er noch am 11. Januar in guter Gesundheit seinen neunzigsten Geburtstag feiern konnte. 

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Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Werner Leonhard

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Nach dem Studium an der TH Stuttgart, gefördert durch die „Studienstiftung des deutschen Volkes“, promovierte er ebenfalls in Stuttgart und ging anschließend direkt in die USA zur Firma Westinghouse Electric Corporation in Pittsburgh. Bei seiner Rückkehr 1958 nach Deutschland zu den Siemens-Schuckert-Werken in Erlangen brachte er ausgezeichnete englische Sprachkenntnisse und Praxiserfahrung in der Regelung von elektrischen Antrieben mit. An seiner neuen Wirkungsstätte beschäftigte er sich mit der Regelung von Papiermaschinen, Registerregelungen, Walzwerken und Werkzeug­maschinen, damals schon mit digitaler Impulsschaltungs- und Rechentechnik, allerdings diskret aufgebaut.

Im Jahre 1963 kam der Ruf an die TH Braunschweig auf die Professur für Regelungstechnik im gleichnamigen Institut, dem er im Alter von 36 Jahren folgte. Zunächst war das Institut in Altbauten untergebracht, in denen vieles improvisiert werden musste. Das Institut entwickelte sich nach einem Umzug in moderne Räumlichkeiten mit einem großen Maschinenlabor ab 1974 schnell und wuchs durch viele eingeworbene Drittmittel von der Industrie und in großem Umfang auch von der DFG. Das Institut für Regelungstechnik bildete dabei stets Professor Leonhards Schaffenszentrum. Er bekam großen Zulauf von den Studierenden, so dass nach kurzer Zeit überproportional viele Elektrotechnik-Studierende ihre Abschlussarbeit im Institut machten, gemessen am Anteil der von der Fakultät gewährten Landesmittel. Der große Zuspruch lag sicher auch an der Tatsache, dass Professor Leonhard am Institut ein außerordentlich gutes Arbeitsklima geschaffen hatte, das durch hohe Fachkompetenz, Sachorientierung, eine sehr offene Atmosphäre - mit offenen Türen, auch im übertragenen Sinne - und freundschaftliche Zusammenarbeit gekennzeichnet war sowie an seiner ausgezeichneten Lehre.

Seine Vorlesungen hielt Professor Leonhard stets völlig frei ohne jegliche Notizen oder Skript, auch komplizierteste Formeln schrieb er auswendig an die Tafel. Dabei verwendete er immer „p“ als Laplace-Variable und bestand darauf, die Zeit im Unterschied zu allen anderen Variablen nicht zu normieren, was dann dazu führte, dass in Formeln beispielsweise zur Faltung eben 1 s neben anderen, durch Formelzeichen abgebildeten, allgemeinen Variablen auftauchte. Seine Vorlesungen wurden in 8 Lehrbüchern veröffentlicht. Ab Mitte der siebziger Jahre wurden am Institut Mikrorechner und Signalprozessoren zur Regelung vorrangig von Antrieben und Steuerung ihrer Leistungselektronik eingesetzt; diese Innovation verhalf der Feldorientierten Regelung zum Durchbruch für einen weiten Praxiseinsatz. Sein Buch „Control of Electrical Drives“ machte Professor Leonhard weltweit bekannt.

Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den IEEE Eugene Mittelmann Award, die Ehrenpromotion der Freien Universität Brüssel, IEEE Life Fellow und den IEEE Newell Award. Er war Träger des Ehrenrings des VDE und in den Jahren 1996/97 Inhaber der Heinrich Hertz Gastprofessur der Universität Karlsruhe. Zusammen mit Prof. Gaston Maggetto, Prof. Hansruedi Bühler, Prof. John Murphy und Prof. Rex Davis gehörte er 1985 zum engeren Kreis der Gründungsmitglieder der Europeean Conference on Power Electronics and Applications (EPE) und war General Chair der EPE89 in Aachen und EPE Präsident von 1993 bis 1995.

Nach seiner Emeritierung im Jahre 1993 widmete Professor Leonhard sich weiterhin wissenschaftlicher Arbeit, nutzte sein Emerituszimmer am Institut fast täglich und arbeitete vorrangig an Themen der Energieversorgung. Er prophezeite schon in den neunziger Jahren, als alle Welt nur von Dot-Com und Mobilkommunikation redete, dass spätestens 2010 die Energieversorgung wieder in den Blickpunkt rücken würde. Er hatte Recht.

In dieser Zeit übernahm er für einige Jahre die Präsidentschaft der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. Auch hier und in zahlreichen Aktivitäten für ingenieurwissenschaftliche Fachgesellschaften trug er bis ins hohe Alter auf Konferenzen und Symposien seine Erfahrungen in Vorträgen zu Energiethemen vor. Er promovierte noch einzelne Doktoranden, so dass insgesamt über 600 Diplomarbeiten und 90 Doktoranden über die Jahre an der Technischen Universität Braunschweig von ihm betreut wurden. 2006 nahm er anlässlich seines 80. Geburtstags mit einem eigenen, eloquenten Beitrag an einem Kolloquium des Instituts für Regelungstechnik teil, das von zahlreichen ehemaligen Schülern und Doktoranden besucht wurde. Als dann 2008 die zweite Professur am Institut fest installiert wurde, nahm er dies zum Anlass, sich mit etwas über 80 Jahren in sein Privatleben zurückzuziehen, renovierte das Haus seines Großvaters in Wilchenreuth in der Oberpfalz, wo er gern einige Wochen im Jahr verbrachte. Im Heimat-Ort seiner Vorfahren wurde er beigesetzt.

Seinen Studierenden und Doktoranden war er ein hoch motivierender, engagierter Lehrer und Doktorvater. Weltweit war er ein hoch geschätzter Wissenschaftler, der dank seiner gelebten Integration wissenschaftlicher Theorie und praktischer Anwendung viele Innovationen vorangetrieben hat. Viele seiner Doktoranden haben als Hochschullehrer seine Denkweise weitergetragen.

Professor Werner Leonhard verstarb am 16. November 2018 in Braunschweig im Alter von 92 Jahren. 

[1] Werner Leonhard (1991) 30 Years Space Vectors, 20 Years Field Orientation, 10 Years Digital Signal Processing with Controlled AC-Drives, a Review (Part 1), EPE Journal, 1:1, 13-19, DOI: 10.1080/09398368.1991.11463257



Prof. Dr.-Ing. habil. Germar Müller

Aus Zittau gebürtig, nahm er nach einer Lehre zum Elektromaschinenbauer 1950 das Studium der Elektrotechnik an der TH Dresden auf, wo er anschließend als wissenschaftlicher Assistent und Oberassistent am Institut für Elektrische Maschinen und Antriebe arbeitete und 1959 promoviert wurde. 1961 wechselte er in die Industrie und war als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Chefkonstrukteurs im Sachsenwerk Dresden tätig. In dieser Zeit habilitierte er sich und ging einer Dozententätigkeit nach.

Von 1966 bis 1977 war er Professor für Elektromechanische Energiewandlung an der TH Ilmenau. 1977 wechselte er wieder für 10 Jahre in die Industrie als Forschungsdirektor im damaligen Kombinat Elektromaschinenbau, bis er 1987 zum ordentlichen Professor auf den Lehrstuhl für Elektrische Maschinen an die TU Dresden berufen wurde, den er bis zu seiner Pensionierung 1996 leitete.

Prof. Müller war Mitglied in zahlreichen Normungsgremien wie im TC2 (Rotating Machines) und mehreren Working Groups der IEC und im Komitee K311 der DKE des DIN und des VDE.

Nach seiner Pensionierung nutzte er sein Arbeitszimmer am Institut fast täglich und wirkte bis zu seinem 86. Lebensjahr aktiv mit bei der erfolgreichen Bearbeitung von industriellen Drittmittelprojekten u. a. für VEM Sachsenwerk, Siemens und Voith-Hydro, behandelte Spezialthemen und entwickelte Berechnungsprogramme für elektrische Maschinen.

Prof. Müller war ein exzellenter Wissenschaftler, der es selbst in seinen Vorlesungen noch verstand, seinen Hörern die „Schönheit“ der Theorie elektrischer Maschinen nahezubringen.

Professor Müller verstarb am 25. Juli 2019 in Dresden im Alter von 89 Jahren. 

Hon. Prof. Dr.-Ing. Gerhard Neidhöfer

Gerhard Neidhöfer studierte Elektrotechnik/Starkstromtechnik an der TH Darmstadt und erwarb sein Doktorat an der Université de Grenoble (Frankreich). Von 1958 bis 1996 war er bei BBC Brown Boveri & Cie., Baden (Schweiz), später ABB, in leitenden Positionen verantwortlich für die Entwicklung drehender elektrischer Großmaschinen, vor allem Turbogeneratoren für thermische Kraftwerke, und Synchron-Großantriebe.

Von 1969 bis 1997 hielt er an der TH Darmstadt in der Nachfolge von Prof. Wiedemann, seinem Mentor, Wahlvorlesungen über „Elektromaschinenbau“ am Institut für Elektrische Energiewandlung (Prof. E.-Ch. Andresen) mit regelmäßig stattfindenden mehrtägigen technischen Exkursionen. Für seinen Einsatz wurde er 1975 zum Honorarprofessor der TH Darmstadt ernannt. Er verfasste zahlreiche Fachaufsätze und Konferenz-Beiträge bei internationalen Fachkonferenzen wie ICEM, IEEE-PES u. a. Seit 1999 IEEE-„Fellow“, wirkte er ab 2002 im VDE-Ausschuss “Geschichte der Elektrotechnik“ mit und verfasste 2004 das Buch „Michael von Dolivo-Dobrowolsky und der Drehstrom“, VDE-Verlag, sowie weitere Fachaufsätze beim VDE, SEV und IEEE zur Geschichte der Starkstromtechnik. Für seinen Einsatz zum Erhalt des historischen Wasserkraftwerks Rheinfelden erhielt er 2009 den Aargauer Heimatschutzpreis und für seine Tätigkeit beim VDE 2012 die Karl-Joachim-Euler-Medaille des VDE, Berlin. Er war maßgeblich beteiligt an der Organisation des Festkolloquiums „150 Jahre Michael von Dolivo-Dobrowolsky“, 2012, an der TU Darmstadt, des IEEE Milestone-Festakts für das historische Wasserkraftwerk Rheinfelden und hielt 2018 den Festvortrag bei der Enthüllung der Ehrentafel für Ludwig Roebel, dem Erfinder der Drill-Leiterwicklung für el. Großmaschinen, auf der „Kurpfälzer Meile“ der Innovationen, Mannheim.

Über 40 Jahre widmete er sich bis 2019 mit großer Leidenschaft der Pflege der Kirchenmusik als Organist.

Im November 2021 verstarb Professor Neidhöfer im Alter von 90 Jahren in Aaargau (Schweiz).

Professor Dr.-Ing. Gerhard Pfaff

Professor Pfaff promovierte im Jahr 1962 an der TH Hannover (heute Leibniz Universität Hannover) mit einer zukunftsweisenden Forschungsarbeit zur Regelung von Drehstrommaschinen. Bedeutende Beiträge folgten in Forschungszentren der AEG in den 1960er und 1970er Jahren im Bereich der Regelungstechnik, der Leistungselektronik, der elektrischen Maschinen und der Antriebstechnik. Bis zu seiner Berufung an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Jahr 1973 war er in leitender Position im Forschungszentrum der AEG in Frankfurt tätig. 

Im Jahr 1973 erfolgte dann die Gründung des Lehrstuhls für Elektrische Antriebe und Steuerungen (EAS), später Lehrstuhl für Elektrische Antriebe und Maschinen (EAM), dessen Leitung er von 1973 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000 inne hatte. 

Von 1991 bis 1999 war er Vorsitzender des Fachbereichs Elektrische Maschinen und Antriebe der Energietechnischen Gesellschaft im VDE ETG. Im Jahr 2000 folgte die Auszeichnung als IEEE Fellow. Geehrt wurde er im Jahr 2014 mit der VDE-Ehrenmedaille für sein großes Engagement und seine wissenschaftlichen Verdienste.

Professor Pfaff verstarb am 08.07.2024 im Alter von 92 Jahren.

Professor Dr. Konrad Reichert

Konrad Reichert wurde am 14. Dezember 1930 in Leutkirch im Allgäu unweit des Bodensees geboren. Von 1951 bis 1956 studierte er Starkstromtechnik an der Technischen Hochschule Stuttgart und blieb zwölf Jahre am Institut für Elektrische Maschinen tätig, wo er 1962 zum Dr.-Ing. promovierte und 1968 sich auf dem Gebiet der elektrischen Maschinen und Apparate habilitierte. Danach wechselte er in die industrielle Praxis zur damaligen Brown Boveri & Cie. (BBC) in Baden / Schweiz, übernahm dort die Abteilung Technisch-wissenschaftliches Rechnen und Analyse im Dienstbereich Computer und unterstützte die Geschäftsbereiche bei anspruchsvolleren Produkte- und Anlagenentwicklungen. 1980 trat er an der ETH Zürich sein Amt als ordentlicher Professor für Energiewandlung an. Der Titel seiner Antrittsvorlesung „Systemtechnik und elektrische Maschinen“ sollte Richtschnur für 17 Jahre intensiver und richtungsweisender Forschung und Lehre werden. Zur Vertiefung dienten seine berühmten Energietechnik-Exkursionen zu Kraftwerken, Anlagen und Herstellerfirmen im In- und nahen Ausland. Eines der Spezialgebiete war die numerische Berechnung elektromagnetischer Felder: Reichert baute seine Methode über all die Jahre zum schlagkräftigen Softwarepaket FEMAG aus, das in zahlreichen Industriefirmen weltweit Zuspruch fand und dem er bis kurz vor dem Tod vollste Aufmerksamkeit widmete.

Nach außen war Konrad Reichert unermüdlich in Fachverbänden, Kommissionen und Konferenzen in verschiedensten Ländern der Welt (u.a. auch in China) mit Beiträgen und Lenkungsaufgaben vertreten. Krönung fand sein Wirken 1991 − quasi zuhause − in der Jubiläumsveranstaltung „100 Jahre Synchronmaschinen“, die mit prominenter internationaler Beteiligung auf dem Hönggerberg der ETH und bei der in Baden / Schweiz ebenfalls jubilierenden BBC/ABB ausgetragen wurde. Reicherts Leistungen fanden mehrfach Anerkennung, vor allem durch den IEEE Prize Paper Award, den er und drei Mitautoren im Jahr 1991 für das Paper „Shaft Voltages in Generators with Static Excitation Systems – Problems and Solutions” erhielt. Höchste Auszeichnung war der Nikola Tesla Award, verliehen 2006 in Montreal, wiederum durch das Institute of Electrical and Electronics Engineers IEEE.

Konrad Reichert blieb auch nach der Emeritierung 1997 unermüdlich seiner Fachwelt verpflichtet. Er publizierte bis zuletzt, u. a. bei den ETG-Fachkonferenzen zur Antriebstechnik, und gab im Rahmen der VDE-Weiterbildungsangebote der ETG wiederholt das sehr gut besuchte Seminar „Elektrische Maschinen und Antriebe“ − letztmals im Dezember 2014 beim VDE in Offenbach am Main. Noch kurz zuvor, im September 2014 war Konrad Reichert Gast bei der Verleihung des IEEE Milestones an das alte Wasserkraftwerk Rheinfelden. Es sollten seine letzten Auftritte in der Öffentlichkeit sein.

Der akademische Nachwuchs verdankt Professor Reichert das methodische Verständnis der elektromechanischen Energiewandlung in all ihren Technik- und Systemfacetten, ebenso die wissenschaftliche Durchdringung der nicht ganz leichten Materie. Als Lehrer, Kollege und Mensch war Konrad Reichert eine einzigartige Person: zugänglich und gewinnend im Wesen, motivierend und zielstrebig im Handeln, selbstlos und verlässlich im Umgang. Reicherts fachliches Erbe setzen viele seiner Studierenden und Doktoranden mit Dankbarkeit in wichtigen Positionen der elektrotechnischen Welt fort.

Professor Dr. Konrad Reichert verstarb am 15. Januar 2015 im Alter von 85 Jahren.

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Prof. Dr.-Ing. habil. Helmut Späth

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Nach Gymnasialabschluss, Lehre und Facharbeiterprüfung als Starkstromtechniker studierte Helmut Spät in Karlsruhe Elektrotechnik und promovierte 1967 bei Prof. Hans Prassler am Elektrotechnischen Institut (ETI). Im Jahre 1974 folgte die Habilitation für das Lehrgebiet „Elektrische Maschinen und Stromrichter“. Helmut Späth wurde 1976 zum Professor und – nach dem plötzlichen Tod von Hans Prassler – zum kommissarischen Leiter des Elektrotechnischen Instituts ernannt.
Er hat die Vorlesungen über elektrische Maschinen übernommen und schwerpunktmäßig auf Modellierung, Betriebsverhalten und Stromrichterspeisung ausgerichtet. Die Vorlesung „Steuerverfahren für Drehstrommaschinen“ ist dabei neu entstanden.

Während seiner Zeit am Institut erschienen die Bücher „Elektrische Maschinen: Eine Einführung in die Theorie des Betriebsverhaltens“, Springer Verlag (1973), „Elektrische Maschinen und Stromrichter“, G. Braun Verlag, Karlsruhe (1984) sowie „Leistungsbegriffe für Ein- und Mehrphasensysteme“ in der VDE-Schriftenreihe (2000).

Als Initiator und Organisator des seit über 40 Jahren regelmäßig durchgeführten Institutskolloquiums war Helmut Späth in Fachkreisen der Industrie und Wissenschaft in Deutschland und im Ausland weithin bekannt und hoch geschätzt.

Von 1994 bis 1996 stand er der Fakultät für Elektrotechnik der Technischen Hochschule Karlsruhe als Dekan vor.

Auch nach seiner Pensionierung im Jahre 2000 nahm er aktiv am wissenschaftlichen Leben des Instituts und der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik teil.

Professor Späth verstarb am 18.12.2014.

Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Dierk F. Schröder

Dr. Schröder promovierte zum Dr.-Ing. (Ph.D.) an der Technischen Universität Darmstadt im Bereich Leistungselektronik im Jahr 1969 unter der Leitung des in der elektrischen Antriebstechnik bekannten Prof. R. Jötten. Sein Thema waren netzgeführte Stromrichter.

Nach mehreren Jahren in der Industrie (BBC/ABB in Mannheim-Käfertal) wurde er 1979 zum Professor für Elektronik und Leistungselektronik an die Technische Universität Kaiserslautern berufen. 1983 wechselte er an die TUM, wo er bis 2008 aktiv war. Hier führte er das Gebiet der Leistungselektronik in Lehre und Forschung ein. Zusammen mit seinem Lehrstuhl-Team erlangte er einen exzellenten internationalen Ruf. 1993 erhielt er die Ehrendoktorwürde des Moskauer Instituts für Energietechnik.

Dr. Schröder hat sich in nationalen akademischen Vereinigungen engagiert (DAAD – Deutscher Akademischer Auslandsdienst; DHV – Deutscher Hochschulverband). Er war Mitglied in mehreren Kommissionen zur Auswahl von Kandidaten und Forschungsprojekten für finanzielle Förderung.
Dr. Schröder war in internationalen Verbänden wie IEEE aktiv, wo er mehrere Jahre lang Vorsitzender des gemeinsamen IAS/PELS/IES-Deutschland-Chapters war.

Dr. Schröder veröffentlichte eine bemerkenswerte Lehrbuchreihe zum Thema Elektrische Antriebe und Leistungselektronik (veröffentlicht bei Springer), die an deutschsprachigen Universitäten sehr geschätzt und immer noch verwendet wird.
Im Jahr 2010 veröffentlichte Dr. Schröder (auch bei Springer) zusammen mit Prof. Christoph Hackl, der heute Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München ist, ein Buch zum Thema „Intelligente Identifikation und Steuerung nichtlinearer Systeme“.
Zusammen mit Riduttori Bonfiglioli, D. W. Dudley, J. Sprengers und Hajime Yamashina veröffentlichte Dr. Schröder ein „Handbuch der Getriebemotoren“ – dieses erschien 1997 bei Springer. Mittlerweile wurde das Buch ins Englische, Italienische und Französische übersetzt.

Professor Schöder verstarb 2024.