Aussteller des AAL-Kongresses 2018 in Karlsruhe

Die Themen des AAL-Kongresses 2018 reichten von Assistenzsystemen über assistierte Kommunikation in ambulanten Betreuungsformen bis hin zum Konzept eines modularen Leichtbau-Exoskeletts.

| KMK/Jürgen Rösner
20.11.2018 Karlsruhe Veranstaltungsrückblick

Länger zuhause wohnen mit Pflegerobotern und innovativen Wohnkonzepten

Beim AAL-Kongress 2018 in Karlsruhe zeigten Forscher und Hersteller, wie hilfsbedürftige Menschen künftig länger und besser zuhause wohnen können. Der Technologieverband VDE richtete als Kooperationspartner den Wissenschaftskongress aus und forderte dabei mehr politisches Engagement für AAL-Technologien.

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Johannes Koch
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Erstmals kooperierte die Messe Karlsruhe mit dem Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik e.V. (VDE). Ziel dabei: ein neues, ansprechendes Kongress- und Ausstellungformat für den AAL-Kongress am 11. und 12. Oktober 2018 in Karlsruhe. Das Thema AAL (Active Assisted Living) ist beim VDE seit Jahren fest verankert, so dass der Technologieverband seine Kompetenzen beim Wissenschaftskongress einbringen konnte. Wissenschaftler, Forscher und Entwickler präsentierten den rund 450 Teilnehmern den aktuellen Stand der Forschung. Aus erster Hand erfuhren die Besucher, welche Ansätze bereits in der Praxis angewendet und welche derzeit noch entwickelt werden. Die Themen reichten dabei von Assistenzsystemen für ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben im häuslichen Umfeld und assistierter Kommunikation in ambulanten Betreuungsformen bis hin zum Konzept eines modularen Leichtbau-Exoskeletts zur Unterstützung physischer Arbeit und sich anpassenden Toiletten. Auch das Thema Datenschutz und Security für AAL in Zusammenhang mit der EU-Datenschutzgrundverordnung stand auf dem Programm.

Der VDE nutzte die Gelegenheit, um sich für AAL-Technologien stark zu machen. Denn obwohl das Marktpotenzial für häusliche Assistenzsysteme groß sei, ginge die flächendeckende Einführung in Deutschland nur schleppend voran. So forderte der VDE mehr politische Entschlossenheit beim Ausbau häuslicher AAL-Technologien. Diese hätten sich zwar in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt und Hersteller hätten neue Lösungen in den Markt gebracht. Leider fänden diese AAL-Technologien bislang aber keine ausreichende Marktresonanz. Es fehlten breite öffentliche Finanzierungs- und Erstattungsmodelle, um AAL-Technologien künftig allen Menschen zugänglich zu machen und ihnen damit mehr Eigenständigkeit zuhause zu ermöglichen. Dafür wolle der VDE weiterhin alle beteiligten Akteure einbeziehen: Hersteller, Mediziner, Krankenkassen, Sozialdienstleister und Wohnungswirtschaft.

Der AAL-Kongress machte abermals deutlich, dass der Branche die Innovationshürden im Gesundheitssystem zu schaffen machen. Defizite bestehen unter anderem bei der Überführung in die Kostenerstattung durch die Krankenversicherungen. In den verschiedenen Vorträgen wurde klar, dass innovative AAL-Technologien wie Sturzerkennung oder Wohnungssteuerungssysteme – etwa Temperatur-, Licht- oder Abschaltautomation – die häusliche Versorgung verbessern und gleichzeitig die Kosten im Gesundheitssystem reduzieren können.

Der demografische Wandel macht auch vor Deutschland nicht halt. Die durchschnittliche Lebenserwartung wird steigen. Damit einher geht der Wunsch, länger in den eigenen vier Wänden zu wohnen. Alltagsunterstützende AAL-Technologien können dabei einen aktiven Beitrag leisten und durch Technikunterstützung die Lebensqualität der Menschen verbessern. Der erstmals integrierte, wissenschaftliche Themenstrang des AAL-Kongress, der gemeinsam mit dem VDE konzipiert wurde, ermöglichte an eineinhalb Tagen die Präsentation und Diskussion neuester Forschungsergebnisse. Mit dem Call for Papers, konnten Wissenschaftler ihre Forschungsprojekte einreichen und Experten neueste Entwicklungen präsentieren. Die begleitende Ausstellung mit integrierter Poster-Session sorgte für einen interdisziplinären Austausch zwischen Industrie, Praxis und Forschung.