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Dr. Ralf Petri, Geschäftsbereichsleiter VDE Mobility, und Pascal Daleiden während des Interviews am Unternehmenssitz von Hitachi Energy in Mannheim.

| Hitachi Energy/Siermann
26.05.2025 Publikation

Interview mit Pascal Daleiden, Vorstandsvorsitzender Hitachi Energy Germany AG, Country Managing Director DACH

Im Gespräch mit Pascal Daleiden geht es um die künftige Entwicklung der Elektromobilität, die Energiewende und den Stromnetzausbau. Auch führt Herr Daleiden weiter aus, warum Hitachi Energy gerade dorthin geht, wo viel Energie vorhanden ist, was sich hinter dem Begriff „Flash-Laden“ verbirgt und warum Verbände damals, heute und auch künftig relevant sein werden.

VDE: Als VDE Mobility sind wir sehr daran interessiert zu erfahren, welche Aktivitäten Hitachi Energy – das Energy haben Sie ja bereits im Unternehmensnamen – sie im Mobilitätsbereich planen und wie sie die beiden Branchen Mobilität und Energie miteinander verknüpfen. Ihre Forscher*innen kommen zu dem Ergebnis, dass sich der weltweite Stromverbrauch bis 2050 nahezu verdoppeln wird. Gleichzeitig gibt es das umweltpolitische Ziel der „Nettonull“ und bezahlbarer Energie. Wie schaffen wir dies als Gesellschaft? Wo befinden wir uns in Deutschland auf dem Weg dorthin?

Pascal Daleiden: Der Begriff Energiewende umfasst die Umstellung von fossilen und nuklearen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien wie bspw. Wind oder Solar. Diese erneuerbaren Energien gilt es vernünftig ins Netz zu integrieren. Die Herausforderung besteht in deren Dezentralität, sprich wir werden auch weiterhin Netzausbau für deren Integration benötigen.

Kontakt
Dr. Ralf Petri

Geschäftsbereichsleiter Mobility

VDE Verband der Elektrotechnik
Elektronik Informationstechnik e.V.
Merianstraße 28
63069 Offenbach am Main

Tel. +49 69 6308-221
ralf.petri@vde.com

Dennis Heusser

Projektmanager Mobility

VDE Verband der Elektrotechnik
Elektronik Informationstechnik e.V.
Merianstraße 28
63069 Offenbach am Main

Tel. +49 69 6308-466
dennis.heusser@vde.com

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Pascal Daleiden spricht über die wichtige Rolle von Leistungselektronik, Ladeinfrastruktur und darüber, wie die erfolgreiche Integration von Elektrofahrzeugen und Ladeinfrastruktur ins Stromnetz gelingen kann.

| Hitachi Energy/Siermann

Außerdem investieren unsere Kunden auch in die Digitalisierung der Netze, damit über bestehende Stromtrassen mehr Energie transportiert werden kann. Und wir gestalten die Integration der erneuerbaren Energien so, dass die Netze diese Kapazitäten auch aufnehmen können. Hierzu zählen u.a. auch Speicher, die gefüllt werden, wenn zu viel Sonne und Wind vorhanden sind und die ins Netz einspeisen, wenn es dunkel oder windstill ist. Wenn es uns gelingt, den Strom aus erneuerbaren Energien zwischenzuspeichern, können wir auch die Redispatchkosten senken, ohne Anlagen abzuschalten.

Zusätzlich ist notwendig, dass künftig alle Anlagen auch regelbar werden. Das gilt dann auch für das Eigenheim. Denn Netzstabilität werden wir nur erreichen, wenn die Netze auch regelbar werden. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist bereits mit dem 14a EnWG seitens des Gesetzgebers getan worden, der besagt, dass flexible Verbraucher wie bspw. Wärmepumpen und Wallboxen steuerbar sein müssen. In Zukunft werden hier auch weitere Anwendungsfälle hinzukommen wie bspw. das bidirektionale Laden oder auch die Nutzung als Schwarmspeicher.

Neue Herausforderungen für das Stromnetz

In diesem Umfeld, in dem alle diese neuen Herausforderungen für das Stromnetz der Zukunft zusammenkommen, sind wir als Hitachi Energy aktiv und leisten einen aktiven Beitrag zur Energiewende. Nachhaltige Mobilität ist für Hitachi Energy elektrische Mobilität. Wir statten bspw. Busdepots mit dazugehöriger Ladeinfrastruktur aus. Wir sind auch in Forschungsprojekten zum Megawatt-Charging (MCS) für LKW und die Entwicklung der dafür notwendigen Infrastruktur aktiv. So ein Anschluss benötigt ebenso wie ein Busdepot bspw. eine Zuleitung und einen Hochspannungsanschluss.

VDE: Das klingt sehr spannend. Gerade am Standort Deutschland gibt es aktuell viele Vorhaben wie bspw. das Deutschlandnetz, um auch die LKW-Ladeinfrastruktur zu errichten. Können Sie uns hierzu mehr berichten, wie Sie als Hitachi Energy das Thema sehen?

Pascal Daleiden: Sehr gerne! Für die geplanten LKW-Ladeparks entlang der Autobahnen gilt es sorgfältig zu planen, wo genau diese errichtet werden sollen. In Frage kommen hierfür bereits existierende Autohöfe, teilweise aber auch Parkplätze oder bisher leere Flächen. Gerade hier braucht es dann in Zukunft auch Hochspannungsanschlüsse, was im Falle der Kreuzung mit einer bereits existierenden Hochspannungsleitung zu einer schnelleren Umsetzung führt. Wir reden hier wohlgemerkt von 20-40 MW Anschlussleistung, die diese Parks haben werden. Ganz ohne unterstützende Speichertechnologien wird das unserer Meinung nach nicht funktionieren.

Als Hitachi Energy sehen wir uns gut aufgestellt für die künftigen Chancen und Herausforderungen der Mobilitäts- und Energiewende, weil das Thema Steuern und Regeln von Verbrauchern schon immer ein wichtiger Teil unseres Geschäfts war. Das geht einher mit der Zunahme von leistungselektronischen Komponenten in den dafür notwendigen technologischen Lösungen.

In unserer Fabrik in Lenzburg in der Schweiz haben wir auch eine eigene Entwicklungsabteilung für Leistungselektronik. Unsere eigenen Leistungshalbleiter sind das Herzstück vieler Lösungen wie bspw. Konverterstationen für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ), STATCOM-Anlagen zur Stabilisierung des Netzes, Umrichterstationen für die Einspeisung ins Bahnnetz aber auch Onboard-Lösungen in Zügen oder in Fahrzeugen. Der gesamte Markt für Leistungselektronik ist sehr vielschichtig und stellt für uns ein großes Zukunftsfeld dar.

VDE: Für Betreiber einer kritischen Infrastruktur sowie einer zunehmenden Elektrifizierung und Digitalisierung der Energiesysteme, wird auch Cybersecurity immer wichtiger. Auf welche Maßnahmen setzen Sie hier, um bspw. Windparks oder auch Ladeinfrastruktur vor Angriffen von außen zu schützen?

Pascal Daleiden: In der aktuellen Welt stellen sich uns eine Vielzahl an politischen und ökonomischen Herausforderungen, aber es bieten sich auch Chancen. Das Thema Cyber-Sicherheit wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger. Wir sind ISO 27001 zertifiziert, das ist für unsere Kunden ein wichtiges Zeichen. Da viele unsere Kunden kritische Infrastrukturen betreiben, haben wir als Hersteller natürlich eine besondere Verantwortung. Die Kunden erwarten, dass der Strom kontinuierlich und zuverlässig fließt. Deswegen investieren wir auch sehr viel in Cybersecurity, sowohl in Hard- als auch in Software.

Teaser Faktencheck Schwere elektrische Nutzfahrzeuge

Weißer Elektrobus
Oleksandr / stock.adobe.com
09.02.2022 Kurzinformation

Dieser Faktencheck gibt einen Überblick über den Stand der Technik, aktuelle Herausforderungen und die begleitende Normungsarbeit im Bereich schwere elektrische Nutzfahrzeuge.

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Pascal Daleiden erläutert die Gründe, warum sich Elektromobilität durchsetzen wird und welche Lösungen Hitachi Energy für die Transformation der Mobilität bereitstellt.

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Es braucht europäische Lösungen sowie Planungssicherheit 

VDE: Welche Rolle wird Elektromobilität künftig aus Ihrer Sicht im Rahmen der Energie- und Mobilitätswende in Deutschland und Europa spielen? Und welche Technologien und Lösungen bieten Sie als Hitachi Energy bspw. für den Ausbau und die Optimierung der Ladeinfrastruktur an? Und wen ich ergänzen darf, wie schätzen sie persönlich die weitere Entwicklung der E-Mobilität ein?

Pascal Daleiden: Aus meiner Sicht ist es zunächst wichtig, dass es eine europäische Lösung bzw. einen europäischen Weg für das Laden von E-LKW geben wird, weil die LKWs nun mal durch ganz Europa fahren. Es bringt nichts, dabei auf rein nationale Lösungen zu setzen.

Für den privaten Verbraucher bin ich der Ansicht, dass sich die Elektromobilität durchsetzen wird. Gerade hier benötigen die Hersteller vor allem Planungssicherheit und Verlässlichkeit. Viele Hersteller von Pkw, Lkw und Bussen haben Produktoffensiven für die kommenden Jahre angekündigt. Natürlich gibt es auch noch andere Technologien wie E-Fuels oder Wasserstoff, aber ich bin der Überzeugung, dass wir mindestens die nächsten zehn Jahre elektrisch unterwegs sein werden.

Wichtig hierbei ist, dass Strom auch weiterhin bezahlbar bleibt – für den privaten Verbraucher wie auch für die Industrie. Für Privatpersonen ist der Strompreis eine weitere Komponente beim Kauf eines E-Autos. Aber viel gravierender sehe ich die Fragestellung in Hinblick auf den Wertverfall der Batterie, gerade auch, weil sich die Technologie in diesem Bereich so rasant weiterentwickelt. Reichweiten von 600-700 km sind schon heute Realität, einige Hersteller sprechen sogar von 1.000 km. Wenn diese Reichweiten immer verlässlicher und zum Branchenstandard werden, kann ich mir gut vorstellen, dass immer mehr Privatpersonen auf ein Elektrofahrzeug umsteigen werden. Auch wird aktuell über mögliche Förderungen in der Politik gesprochen, die flankierend wirken können. Wie wichtig diese sind, hat der abrupte Wegfall der Förderung bei Elektrofahrzeugen in der letzten Legislaturperiode gezeigt – gleiches galt bei den Wärmepumpen.

VDE: Welche Produkte bieten Sie als Hitachi Energy im Bereich der Ladeinfrastruktur noch an? Sind sie bspw. auch im PKW-Bereich aktiv oder planen Sie es? Lassen Sie uns einen Blick in Ihre künftige Strategie wagen…

Pascal Daleiden: (schmunzelnd) Ich kann Ihnen sagen, dass wir vor allem Busdepot-Lösungen anbieten. Hier gehen wir unseren eigenen Weg und erzeugen zentral eine DC-Spannung, die wir über DC-Kabel zu den Ladepunkten verteilen. Dadurch ist es möglich, am Ladepunkt nur einen Ladestecker zu haben, und nicht eine komplette Ladeinfrastruktur. Das funktioniert allerdings nur im geschlossenen Bereich auf privaten Flächen, da ansonsten die Anforderungen bspw. hinsichtlich Eichrecht zu erfüllen sind.

Wir bieten außerdem auch das sogenannte „Flash-Laden“ an, das bereits in Städten wie Genf oder Lyon zum Einsatz kommt. Hierbei fährt ein Bus immer eine gewisse Strecke und lädt zwischendurch nur ganz kurz, üblicherweise während die Gäste ein- und aussteigen. Für den Ladeprozess fährt ein Pantograph hoch oder runter und lädt den Bus mit 600 Volt Gleichspannung . Anders als bspw. beim E-Highway auf der A5 steht beim Flash-Laden ein separater Pantograph ca. alle 1,5 km, je nach Topologie, und lädt den Bus nach ca. drei bis vier Stationen wieder kurz auf. Der Bus muss dadurch nur sehr wenige Batterien bzw. wenig Batteriegewicht an Bord mitnehmen und kann daher auch flach gebaut sein. Diese Technologie eignet sich besonders gut für hoch-frequentierte Strecken, bei denen der Bus dann gar nicht erst ins Busdepot zurückfahren muss.

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Pascal Daleiden und Dr. Ralf Petri im Gespräch über künftige Aktivitäten von Hitachi Energy im Mobilitätsbereich und die zunehmende Verknüpfung der beiden Branchen Mobilität und Energie.


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Als Hitachi Energy gehen wir dahin, wo viel Energie ist.

VDE: Das heißt, sie kombinieren die Erfahrungen, die sie im Energiesektor gesammelt haben und nutzen diese dann für weitere Lösungen und Angebote im Mobilitätsbereich. Bei der Übertragung von Energie in dezentralen Systemen mit vielen flexiblen Verbrauchern wie bspw. Wallboxen und Wärmepumpen werden auch diese Lösungen immer mehr nachgefragt. Gerade auch im Vergleich zur „alten Welt“ mit nur einem Kraftwerk und wenigen, statischen Verbrauchern. Können sie uns Ihre Sichtweise auf das Thema Energieübertragung und speziell auch zur Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Technologie (HGÜ-Technologie) nennen?

Pascal Daleiden: Als Hitachi Energy sind wir vor allem bei Lösungen im Bereich der Ladeinfrastruktur für Busse und LKW aktiv, da wir hier unsere Synergien intern nutzen können. Auf den Punkt gebracht: Als Hitachi Energy gehen wir dahin, wo viel Energie ist. Auch beim Bau der Nord-Süd-Trassen und bei der Anbindung von Offshore-Windparks an Land sind wir mit unserer HGÜ-Technologie beteiligt. Ich bin überzeugt davon, dass die Energiewende in Deutschland nur dann gelingen wird, wenn wir die Erzeugung von Strom aus Offshore-Wind weiter ausbauen und diesen effizient ins Netz integrieren. Und dieser Strom muss dann wiederum auch in die Verbrauchszentren transportiert werden, in denen die größten industriellen Verbraucher zu finden sind. Mit der HGÜ-Technologie, die wir vor mehr als 70 Jahren erfunden haben, gelingt es den Strom mit sehr geringen Verlusten zu übertragen. 

VDE: Der Stromtrassenausbau ist ein oft diskutiertes Thema in Politik und Gesellschaft, da hier hohe Kosten im Raum stehen. Gibt es hier Einsparpotentiale bzw. wo sehen sie diese?

Pascal Daleiden: Strom muss über große Strecken transportiert werden. Hierfür bieten sich zwei grundlegende Möglichkeiten an: Die Verlegung von Erdkabeln oder der Freileitungsbau. Es steht ein Einsparpotential von 20 Milliarden Euro im Raum, wenn man Freileitungen bauen würde. Wir als Hitachi Energy haben hier keine Präferenz, weil unsere Technologie mit beiden Lösungen funktioniert. Hier ist die Politik gefragt.

VDE: Die Elektromobilität ist weltweit auf dem Vormarsch, auch wenn die Zulassungszahlen in Deutschland aktuell verharren bzw. rückläufig sind. Hierbei treffen eine Vielzahl verschiedener Akteure aufeinander und es eröffnen sich neue Geschäftsfelder. Wie sehen Sie bspw. den Markt für Batteriespeicher in Deutschland?

Pascal Daleiden: Die Akteure im Markt sind zunächst davon ausgegangen, dass sich der Markt für Batteriespeicher schneller entwickeln würde. Nach einer Anlaufzeit ist aber jetzt auch in Deutschland ein Markt für Speicher entstanden, der relativ schnell wächst. Auf Ebene der Übertragungsnetze wurden die ersten Aufträge für Netzbooster vergeben, auch der Markt für Großspeicher in der Größenordnung 50 bis 100 MW  wächst. Da tut sich einiges in Deutschland. Mittlerweile kommen auch Investoren aus aller Welt und wollen in Deutschland investieren. Aber um funktionierende Geschäftsmodelle zu entwickeln, braucht es ein Zusammenspiel von Regelenergie, Peak Shaving und Handel. Hierzu müssen die richtigen Rahmenbedingungen und Anreize gesetzt werden.

ETG

Collage zu erneuerbaren Energien
Massimo Cavallo / Fotolia
14.02.2025

Die Energietechnische Gesellschaft im VDE (ETG) bündelt im VDE mit über 12.000 Mitgliedern die Fachkompetenz der Energietechnik von der Erzeugung, Übertragung, Verteilung bis hin zu den vielfältigen Anwendungsfeldern.

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Pascal Daleiden: "Der Verband gibt der Branche eine Stimme, eine gemeinsame Stimme Richtung Politik und Gesellschaft und deswegen sind Verbände sehr wichtig."

| Hitachi Energy/Siermann

VDE: Mit Hitachi Energy sind sie auch im VDE aktiv, unter anderem in der ETG und CIGRE. Welchen Mehrwert sehen Sie in der ehrenamtlichen Tätigkeit in einem Verband wie dem VDE?

Pascal Daleiden: Warum wir das tun? (blickt verdutzt) Diese Frage stellt sich mir nicht. Meine Kollegin Dr. Britta Buchholz ist VDE ETG Vorstandsvorsitzende und Prof. Dr.-Ing. Jochen Kreusel ist im VDE Präsidium. Ich selbst bin im ZVEI-Vorstand tätig. Auch haben wir erst kürzlich ein Berliner Büro eröffnet, um noch näher am politischen Geschehen und der Verbändelandschaft zu sein. Warum ist Verbandsarbeit notwendig? (blickt fokussiert)

Verbände waren, sind und bleiben wichtig!

Der Verband gibt der Branche eine Stimme, eine gemeinsame Stimme Richtung Politik und Gesellschaft, deswegen sind Verbände sehr wichtig. Außerdem bieten Verbände wir der VDE z.B. mit der DKE eine Plattform, Netzwerke und Gremien für die Erarbeitung und Definition von Normen und Standards, damit Planungssicherheit erreicht werden kann. Diese genannten Vorhaben sind essenziell für unsere Branche, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie sich der Markt entwickeln wird, wohin wir uns als Unternehmen entwickeln müssen und was auch in Zukunft am Markt gefragt sein wird. Kurzum: Verbände waren, sind und bleiben wichtig!

VDE: Klingt für mich nach einer "Win-Win Situation". Das Thema Personal & Fachkräftemangel ist für Unternehmen und Verbände wichtig. Für den Hochlauf der Kapazitäten benötigen Sie dringend Fachkräfte. Wie können auch künftig junge Menschen für die Gestaltung der Energiewende gewonnen werden?

Pascal Daleiden: Das ist eine gute Frage, zu der ich kurz ausholen möchte: Im Jahr 2020, als Hitachi Energy aus der ABB abgespalten wurde,  hatten wir ca. 36.000 Beschäftigte weltweit. Jetzt sind wir nach fünf Jahren mehr als 50.000 Menschen und wir werden bis 2027 noch weitere 15.000 neu einstellen. Hierfür sind wir mit unseren Teams weltweit auf der Suche nach den besten Talenten. Hierfür muss viel Werbung gemacht und ins Branding investiert werden – Talent Management oder Talent Acquisition sind hier wichtige Ansatzpunkte. Wir sind aktiv in Schulen und Universitäten, haben Kooperationen mit Universitäten und investieren viel Zeit und Ressourcen in unsere Außendarstellung.

Dabei kommt uns zugute, dass das Thema Energie noch einmal wesentlich attraktiver geworden ist. Gerade einmal 15 Jahre ist es her, da wollte die Mehrzahl der Studienabgänger/-innen in die Automobilindustrie, heute dagegen hat sich das Blatt gewendet und die Unternehmen der Energiebranche sind spannende(re) Arbeitgeber. Die Mitarbeit an der Energiewende, einen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft leisten zu können, das ist für viele junge Menschen anziehend. Das kann man auch mal mit Selbstbewusstsein festhalten: Wir sind eine der attraktivsten Branchen, um junge Talente weiterzuentwickeln, gerade auch solche, die aus anderen Branchen und aus unterschiedlichen Fachrichtungen zu uns kommen. Wir müssen aber dranbleiben, um als Branche weiterhin so attraktiv zu bleiben, wie wir aktuell sind. Nur dann werden wir die Talente auch finden, die wir für das Gelingen der Energie- und Mobilitätswende brauchen.

VDE YoungNet

Young Net GTG
VDE/ Anja Rottke
21.08.2023

Das VDE Young Net ist das Jungmitgliedernetzwerk des VDE e.V. und das Netzwerk der nächsten Generation e-technischer Fach- und Führungskräfte. Es bietet Nachwuchskräften in der Elektro- und Informationstechnik eine Plattform, um sich zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen und wertvolle Kontakte zu knüpfen.

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Als Energiebranche brauchen wir Fachkräfte und gut ausgebildete junge Menschen

Weiterhin wünsche ich mir, dass wir als Unternehmen noch diverser werden, vor allem im Bereich der Female Diversity. Hier liegen wir aktuell bei rund 20% - hier müssen wir als ganze Branche noch besser werden. Auch hier können uns Aktivitäten an Schulen und in Verbänden helfen, mehr junge Frauen an naturwissenschaftliche Fächer heranzuführen und diese dann auch so interessant zu gestalten, dass sie dabeibleiben. Es gelingt uns zwar oft, dass Erstinteresse an Themen zu wecken, aber die Begeisterung aufrecht zu erhalten – das ist entscheidend. Und das gilt es nachhaltig zu ändern. Das beginnt bereits in den Schulen und zieht sich dann weiter auf dem Weg in die Universitäten, wenn man die Zahl der Studienanfänger/-innen mit denen der Studienabsolvent/-innen vergleicht. Die Zahlen sinken, in Deutschland, der Schweiz und selbst an sehr renommierten Universitäten.

Dabei bräuchten wir eigentlich viel mehr Absolvent/-innen. Auch deswegen sind wir auch weiterhin auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Wir haben sehr viele ausländische Fachkräfte, die als Student/-innen nach Deutschland gekommen sind, hier studiert haben und sich dann auch für den Standort Deutschland und unser Unternehmen entschieden haben. Das ist wichtig für den Standort Deutschland. Aber auch Fachkräfte, die in ihrem Heimatland ausgebildet sind und sich für einen Job in Deutschland entscheiden, sind sehr willkommen. Als Energiebranche brauchen wir Fachkräfte und gut ausgebildete junge Menschen. Nur gemeinsam schaffen wir es, die vielen Stellschrauben und entscheidenden Weichen für die Zukunft zu stellen. Uns kommt dabei entgegen, dass Technik eine universell verständliche Sprache ist, weil die Grundgesetze der Physik auf der ganzen Welt gelten.

VDE: Was haben sie als Vorstandsvorsitzender für einen Karrieretipp für junge Menschen, die jetzt neu ins Berufsleben einsteigen?

Einfach Spaß haben und nicht verbissen sein.

VDE: Gut, auch dieser Ansatz scheint mir universal zu gelten (lacht). Kommen wir zur letzten Frage: Einer ihrer Slogans ist „Inspire the Next“. Was verbirgt sich dahinter?

Pascal Daleiden: „Inspire the next“ hat sehr viel mit Verantwortung und Innovation zu tun. Innovation ist ein Erbe das uns als Hitachi Energy mit auf den Weg gegeben wurde. Für Hitachi sind Innovationskraft und soziale Verantwortung zwei entscheidende Themen. Deswegen gibt es bei uns auch ein „Social Innovation Business“, bei dem es um die Entwicklung von Technologien gilt, die der Gesellschaft dienen. Dafür steht der Slogan „Inspire the Next“.

VDE: Herr Daleiden, wir danken Ihnen für das Interview!

VDE Mobility Interviews

Dr. Gerrit Marx (l.) im Interview mit Dr. Ralf Petri (r.)

Dr. Gerrit Marx (l.) im Interview mit Dr. Ralf Petri (r.)

| foto.text/Richard Kienberger
25.01.2024

Mobilität der Zukunft: Neue Akteure und Konzepte drängen auf den Markt und die Digitalisierung sorgt für neue Geschäftsmodelle. Dr. Ralf Petri, Geschäftsbereichsleiter Mobility beim VDE, beleuchtet mit Vertreter/-innen aus den Sektoren Mobilität und Energie Chancen und Herausforderungen der Transformation.

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