Außerdem investieren unsere Kunden auch in die Digitalisierung der Netze, damit über bestehende Stromtrassen mehr Energie transportiert werden kann. Und wir gestalten die Integration der erneuerbaren Energien so, dass die Netze diese Kapazitäten auch aufnehmen können. Hierzu zählen u.a. auch Speicher, die gefüllt werden, wenn zu viel Sonne und Wind vorhanden sind und die ins Netz einspeisen, wenn es dunkel oder windstill ist. Wenn es uns gelingt, den Strom aus erneuerbaren Energien zwischenzuspeichern, können wir auch die Redispatchkosten senken, ohne Anlagen abzuschalten.
Zusätzlich ist notwendig, dass künftig alle Anlagen auch regelbar werden. Das gilt dann auch für das Eigenheim. Denn Netzstabilität werden wir nur erreichen, wenn die Netze auch regelbar werden. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist bereits mit dem 14a EnWG seitens des Gesetzgebers getan worden, der besagt, dass flexible Verbraucher wie bspw. Wärmepumpen und Wallboxen steuerbar sein müssen. In Zukunft werden hier auch weitere Anwendungsfälle hinzukommen wie bspw. das bidirektionale Laden oder auch die Nutzung als Schwarmspeicher.
Neue Herausforderungen für das Stromnetz
In diesem Umfeld, in dem alle diese neuen Herausforderungen für das Stromnetz der Zukunft zusammenkommen, sind wir als Hitachi Energy aktiv und leisten einen aktiven Beitrag zur Energiewende. Nachhaltige Mobilität ist für Hitachi Energy elektrische Mobilität. Wir statten bspw. Busdepots mit dazugehöriger Ladeinfrastruktur aus. Wir sind auch in Forschungsprojekten zum Megawatt-Charging (MCS) für LKW und die Entwicklung der dafür notwendigen Infrastruktur aktiv. So ein Anschluss benötigt ebenso wie ein Busdepot bspw. eine Zuleitung und einen Hochspannungsanschluss.
VDE: Das klingt sehr spannend. Gerade am Standort Deutschland gibt es aktuell viele Vorhaben wie bspw. das Deutschlandnetz, um auch die LKW-Ladeinfrastruktur zu errichten. Können Sie uns hierzu mehr berichten, wie Sie als Hitachi Energy das Thema sehen?
Pascal Daleiden: Sehr gerne! Für die geplanten LKW-Ladeparks entlang der Autobahnen gilt es sorgfältig zu planen, wo genau diese errichtet werden sollen. In Frage kommen hierfür bereits existierende Autohöfe, teilweise aber auch Parkplätze oder bisher leere Flächen. Gerade hier braucht es dann in Zukunft auch Hochspannungsanschlüsse, was im Falle der Kreuzung mit einer bereits existierenden Hochspannungsleitung zu einer schnelleren Umsetzung führt. Wir reden hier wohlgemerkt von 20-40 MW Anschlussleistung, die diese Parks haben werden. Ganz ohne unterstützende Speichertechnologien wird das unserer Meinung nach nicht funktionieren.
Als Hitachi Energy sehen wir uns gut aufgestellt für die künftigen Chancen und Herausforderungen der Mobilitäts- und Energiewende, weil das Thema Steuern und Regeln von Verbrauchern schon immer ein wichtiger Teil unseres Geschäfts war. Das geht einher mit der Zunahme von leistungselektronischen Komponenten in den dafür notwendigen technologischen Lösungen.
In unserer Fabrik in Lenzburg in der Schweiz haben wir auch eine eigene Entwicklungsabteilung für Leistungselektronik. Unsere eigenen Leistungshalbleiter sind das Herzstück vieler Lösungen wie bspw. Konverterstationen für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ), STATCOM-Anlagen zur Stabilisierung des Netzes, Umrichterstationen für die Einspeisung ins Bahnnetz aber auch Onboard-Lösungen in Zügen oder in Fahrzeugen. Der gesamte Markt für Leistungselektronik ist sehr vielschichtig und stellt für uns ein großes Zukunftsfeld dar.
VDE: Für Betreiber einer kritischen Infrastruktur sowie einer zunehmenden Elektrifizierung und Digitalisierung der Energiesysteme, wird auch Cybersecurity immer wichtiger. Auf welche Maßnahmen setzen Sie hier, um bspw. Windparks oder auch Ladeinfrastruktur vor Angriffen von außen zu schützen?
Pascal Daleiden: In der aktuellen Welt stellen sich uns eine Vielzahl an politischen und ökonomischen Herausforderungen, aber es bieten sich auch Chancen. Das Thema Cyber-Sicherheit wird sicherlich in Zukunft immer wichtiger. Wir sind ISO 27001 zertifiziert, das ist für unsere Kunden ein wichtiges Zeichen. Da viele unsere Kunden kritische Infrastrukturen betreiben, haben wir als Hersteller natürlich eine besondere Verantwortung. Die Kunden erwarten, dass der Strom kontinuierlich und zuverlässig fließt. Deswegen investieren wir auch sehr viel in Cybersecurity, sowohl in Hard- als auch in Software.