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VDE
01.04.2018 Anwendungsregel

Planungsgrundsätze für 110-kV-Netze (VDE-AR-N 4121)

Die Anwendungsregel „Planungsgrundsätze für 110-kV-Netze“ (VDE-AR-N 4121) sorgt für technisch und wirtschaftlich nachhaltigen Netzausbau in der Hochspannung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Erstmals bundesweit einheitliche Planungsgrundsätze für Hochspannungsnetze
  • Planungshorizont größer zehn Jahre
  • Anwendung des NOVA-Prinzips: Netzoptimierung vor Verstärkung und Ausbau
  • (n-1)-sichere Planung: Ausfall eines Betriebsmittels darf nicht zu einem unzulässigen Betriebszustand führen

Die VDE-Anwendungsregel „Planungsgrundsätze für 110-kV-Netze“ (VDE-AR-N 4121) definiert erstmals bundesweit einheitliche Verfahren und Annahmen für die Planung von Hochspannungsnetzen. Die Anwendungsregel legt wichtige Grundsätze für die Planung fest und erleichtert dadurch die Arbeit der Netzbetreiber. Für die konkrete Umsetzung und wirtschaftliche Optimierung von Netz und Netzbetrieb ist jeder Netzbetreiber verantwortlich.

Fokus liegt auf Langfristplanung

Der Fokus der Anwendungsregel liegt auf der technisch und wirtschaftlich nachhaltigen Planung von Hochspannungsnetzen mit einem Planungshorizont von größer zehn Jahren. Die wesentlichen Schritte des Planungsprozesses werden beschrieben und die Planungsgrundsätze erläutert.

Die Dimensionierung des Netzes erfolgt auf Basis prognostizierter Entwicklungen von Last und Erzeugung. Ergibt die Planung, dass die Versorgung gefährdet ist, werden Maßnahmen nach dem NOVA-Prinzip durchgeführt: Es wird zuerst versucht, das Netz zu optimieren (z. B. durch Schaltungen), bevor das Netz verstärkt (z. B. Wechsel der Beseilung) oder als letzte Maßnahme ausgebaut wird.

Ziel bei der Planung ist es, dass der Ausfall eines Betriebsmittels auf keinen Fall zu einem unzulässigen Betriebszustand führt. Diesen Planungsgrundsatz nennt man (n-1)-Sicherheit. Zudem werden in der Anwendungsregel spezielle Ausfallszenarien definiert, für die selbst der gleichzeitige Ausfall mehrerer Betriebsmittel berücksichtigt werden muss.

Aktive Konzepte sinnvoll nutzen

Neben den klassischen Methoden zur Netzoptimierung, wie Leitungsverstärkung oder -neubau, werden in der Netzplanung zunehmend auch aktive Konzepte berücksichtigt. Unter aktiven Konzepten versteht man die situationsabhängige Beeinflussung von Netzbetriebsgrößen (z. B. Leistungsfluss, Spannung), um die thermischen Belastbarleiten der Betriebsmittel und die Spannungsbänder nicht zu verletzen. Dadurch kann die vorhandene Infrastruktur besser ausgenutzt und möglicher Netzausbaubedarf verringert werden. Beispiele für aktive Konzepte sind der witterungsabhängige Freileitungsbetrieb, der Einsatz von Spitzenkappung oder die Anwendung von Lastmanagement.

Die Anwendungsregel ist Teil der Aktivitäten von VDE FNN, das System auf die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien im Sinne der Energiewende vorzubereiten.

Zielgruppen

  • Netzbetreiber
  • Planungsbüros
  • Genehmigungsbehörden

Nutzen und Verbesserung

Der Ausbau erneuerbarer Energien sorgt in vielen Regionen Deutschlands dafür, dass bestehende Verteilungsnetze auch auf der Hochspannungsebene verstärkt oder ausgebaut werden müssen. Ziel ist dabei ein technisch und wirtschaftlich nachhaltig geplantes Hochspannungsnetz. Effiziente Netzplanung kann die Kosten senken und zur Erhöhung der Versorgungszuverlässigkeit beitragen. Eine frühzeitige Berücksichtigung erneuerbarer Anlagen in der Netzplanung sorgt für eine verbesserte Integration.